Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Es war, als stände man zu dicht vor einem offenen Feuer. Schweiß brach mir aus allen Poren. Ich wandte das Gesicht von der Hitze ab, aber ich hielt immer noch sein Handgelenk fest. Er griff nach mir, packte mit jeder Hand einen Unterarm. Etwas zischte. Ich hörte das Geräusch, hatte eine Sekunde Zeit, um mir zu überlegen, woher es kam, und dann jagte ein brennender Schmerz durch meine Arme. Er ließ los und ich stolperte nach hinten. Rote Schwielen erschienen auf meinen Unterarmen.
Paige packte mich von hinten, um mich auf den Füßen zu halten. Ich schob sie weg und drehte mich wieder zu Adam um. Er ging mit langen Schritten auf einen Durchgang zu.
»Alles in Ordnung mit ihm«, sagte Paige. »Jetzt kriegt er’s wieder unter Kontrolle.«
Der Explorer bog um die Ecke. Ich winkte Jeremy mit den Armen zu, damit er anhielt, und riss die Beifahrertür auf, bevor der Geländewagen noch ganz zum Stehen gekommen war. Als ich hineinsprang, fiel Jeremys Blick auf meine verbrannten Arme und sein Mund wurde schmal, aber er sagte nichts. Er wartete, bis ich saß, und trat dann aufs Gaspedal.
Anatomie
Während der Fahrt erzählte ich ihm, was passiert war. Sobald wir die Stadt hinter uns hatten, fuhr Jeremy an eine Tankstelle, parkte vor der Telefonzelle und stieg aus. Ein paar Minuten später kam er zurück und fuhr wieder hinaus auf den Highway.
»Ruth?«, fragte ich.
»Ich habe ihr gesagt, dass wir heute Abend nicht wieder zu dem Treffen dazustoßen. Sie hat gehört, was passiert ist. Sie hat sich vielmals entschuldigt und hat gefragt, ob wir kommen würden, wenn sie sich morgen noch mal treffen. Ich habe gesagt, ich weiß es noch nicht, also will sie, dass ich sie heute Abend noch mal anrufe, damit sie mir sagen kann, worauf sie sich geeinigt haben.«
»Und tust du’s?«
»Wahrscheinlich. Die oberste Priorität ist, das Rudel zu schützen. Um das zu tun, müssen wir uns vorübergehend mit diesen Leuten zusammentun, während sie mehr über die Bedrohung herausfinden. Sie haben Ressourcen, die unseren überlegen sind. Beim Essen haben wir über diese Astralprojektionsmethode gesprochen, die die Schamanen benutzen. Es hört sich an wie eine fabelhafte Methode, mehr über die Leute zu erfahren, die dich in Pittsburgh verfolgt haben. Darüber hinaus habe ich allerdings nicht vor, hier herumzuhängen und ihnen zu helfen. Wir schlagen unsere Schlachten selbst.«
In dem darauf folgenden Schweigen dachte ich über den vergangenen Tag nach, über die unvorstellbaren Dinge, die wir erfahren hatten. Unvorstellbar für mich jedenfalls. Jeremy schien von alldem nicht nur wenig beeindruckt, sondern auch wenig überrascht zu sein. Ich hätte es natürlich auf seine übliche Ausgeglichenheit schieben können, aber seine Reaktion auf das Ganze wirkte sogar für seine Verhältnisse zu gelassen.
»Du hast Bescheid gewusst«, sagte ich. »Du hast gewusst, dass es da draußen noch mehr … Wesen gibt. Außer uns.«
»Ich hatte Gerüchte gehört. Als ich noch ein Kind war. Spätabends nach einem Treffen ist die Rede manchmal auf die Möglichkeit gekommen, dass es andere Wesen geben könnte, Vampire, Magier und so weiter. Irgendwer hat sich an einen Onkel erinnert, der mal jemanden mit merkwürdigen Fähigkeiten getroffen hatte – solche Geschichten eben. So wie Menschen sich über Außerirdische oder Gespenster unterhalten. Manche haben daran geglaubt. Die meisten nicht.«
»Aber du schon?«
»Es kommt mir unwahrscheinlich vor, dass wir das einzige Fabelwesen sein sollen, das auf Realität basiert.« Er schwieg ein paar Sekunden lang und fuhr dann fort: »Einmal, nicht lange vor seinem Tod, hat mein Großvater mir erzählt, sein Großvater hätte behauptet, in einem Rat von ›paranormalen Wesen‹ gesessen zu haben, wie Ruth es nennen würde. Mein Großvater hatte den Verdacht, die Geschichte wäre einfach die wirre Vorstellung eines alten Mannes gewesen. Trotzdem meinte er, er sollte mir zumindest davon erzählen. Wenn es stimmte, wenn andere Wesen existierten, dann sollte wenigstens ein Mitglied des Rudels über die Möglichkeit Bescheid wissen.«
»Hätte nicht vielleicht jedes Mitglied des Rudels über die Möglichkeit Bescheid wissen sollen?«, fragte ich. »Nimm’s mir nicht übel, Jer, aber ich hätte eine Warnung wirklich zu schätzen gewusst.«
»Um ehrlich zu sein, ich hab einfach nicht dran gedacht. Ich habe nie herauszufinden versucht, ob diese Geschichte nun stimmte oder nicht. Es schien mir nicht weiter
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