Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Aber wir sind immer auf Privatschulen gegangen. Als Alpha hatte Dominic das für Rudelsöhne zur Regel gemacht. Wenn die Väter sich das Schulgeld nicht leisten konnten, hat er es selbst gezahlt. Strikte Kontrolle des Umfelds. Wochenenden und Ferien zu Hause, so wenig Kontakt mit Menschen wie nur irgend möglich. Aber in den Sommerferien konnten wir über die Stränge schlagen, solange wir falsche Namen und so weiter verwendet haben.«
»Ihr musstet falsche Namen verwenden? Wie alt wart ihr eigentlich?«
»Jung. Tonio war natürlich etwas älter. Aber ich war derjenige, der die Geschichten erfunden hat. Es hat Spaß gemacht, ehrlich gesagt – jeden Sommer eine neue Identität. In einem Jahr waren wir niederer Adel auf Besuch aus England. Unser britischer Akzent war grauenhaft. Dann waren wir auch mal Mafiasprösslinge. Das hat Tonio besonders gefallen. Hat ihm Gelegenheit gegeben, sein Italienisch zu praktizieren und die ortsansässigen Schläger in Angst und Schrecken zu versetzen.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Es hat wirklich Spaß gemacht, jedenfalls bevor die anderen Kinder angefangen haben, uns ihr Eisgeld anzubieten. An diesem Punkt hat Tonio Schluss gemacht. Anstand über alles, selbst wenn das bedeutete, dass wir zusätzliches Futter ausschlugen. Wir haben überlegt, ob wir zugeben sollen, dass die ganze Mafiageschichte erfunden war, aber dann ist Malcolm aufgetaucht und hat mich nach Stonehaven zurückgeholt. Verfrüht wie üblich.«
Malcolm war Jeremys Vater gewesen, obwohl ich nie gehört hatte, dass Jeremy eine andere Bezeichnung für ihn gebrauchte als seinen Vornamen.
»Hatte er dich vermisst?«, fragte ich.
Jeremy lachte los. Nicht sein übliches Glucksen, sondern ein Auflachen aus vollem Hals, bei dem ich vor Verblüffung fast meinen Keks fallen gelassen hätte.
»Nein«, sagte er, als er sich wieder gefangen hatte. »Malcolm hat mich ganz bestimmt nicht vermisst. Er hat das nur einfach jeden Sommer getan – ist vorbeigekommen, um nachzusehen, was ich treibe. Wenn ich Spaß hatte, was immer der Fall war, hat er entschieden, dass es jetzt Zeit für mich war, nach Hause zu kommen.«
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also schwieg ich.
Jeremy fuhr fort: »Nach ein paar Jahren habe ich angefangen, ihn auszutricksen. Sobald Malcolm auftauchte, hatte ich einen schweren Anfall von Heimweh. Ich war todunglücklich, völlig verzweifelt. Wollte nur noch weg. Woraufhin er mich natürlich dazu verdonnert hat, den ganzen Rest des Sommers dort zu verbringen. Die Sorrentinos haben mitgespielt. Sie haben gewusst, wie es bei uns zu Hause war.« Er schenkte mir ein schiefes Lächeln. »Du, Clayton und ich. Drei Leute in einem Haus, alle mit einer grässlichen Kindheit. Wie stehen die Chancen?«
»Clay hatte eine gute Kindheit.«
»Wenn man von dem kleinen Detail absieht, dass er mit fünf Jahren zum Werwolf gemacht wurde und sich die nächsten paar Jahre versteckt und von Ratten und Säufern ernährt hat.«
»Danach, meine ich. Nachdem du ihn rausgeholt hast. Er hat immer gesagt, er hatte eine schöne Kindheit in Stonehaven.«
»Wenn er nicht gerade von der Schule geflogen ist, weil er das Klassenmeerschwein seziert hat?«
»Es war doch schon tot gewesen.«
Jeremy gluckste. »Ich kann’s immer noch hören. Mehr als dreißig Jahre später, und ich habe es immer noch im Ohr. Clays erstes Rudeltreffen. Ich versuche so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung, den anderen nicht von dem Rausschmiss zu erzählen. Und dann kommt Daniel reingeprescht und verkündet vor dem gesamten Rudel: ›Clayton ist von der Schule geflogen, weil er ein Meerschweinchen aufgeschnitten hat!‹ Clay stürmt hinterher, baut sich vor Daniel auf, stiert zu ihm hoch – sie waren im gleichen Alter, aber Clay war mindestens einen Kopf kleiner – und brüllt: ›Es war doch schon tot gewesen!‹«
»Womit natürlich alles erklärt war.«
»Selbstverständlich.« Jeremy lächelte und schüttelte den Kopf. »Nach dem sezierten Klassenmeerschwein und dem Fiasko mit den Spielzeugtieren musste ich mich fragen, ob ich wirklich zum Ersatzvater berufen war.«
»Spielzeugtiere?«
»Die Geschichte hat Clay dir nicht erzählt?« Jeremy leerte sein Glas, griff nach meinem und stand auf.
Ich packte ihn am Hosenbein. »Erzähl.«
»Wenn ich wieder da bin.«
Ich stöhnte und wartete. Und wartete. Er brauchte viel zu lange, um die Milch einzugießen. Er holte wirklich das Letzte aus der Sache
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