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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wichtig zu sein. Ich habe kein Interesse an anderen Wesen, und wir sind sicherer, wenn sie kein Interesse an uns haben. Klar hätte einer von uns zufällig auf einen von ihnen treffen können. Aber wenn man sich ansieht, wie wenige es von uns und von ihnen gibt, waren die Chancen, sich nicht nur zu begegnen, sondern auch zu erkennen, wirklich verschwindend gering. Es ist mit Sicherheit noch niemals vorgekommen, weder zu meiner Zeit noch zu der meines Großvaters. Jetzt sieht es so aus, als hätten diese Hexen seit langem von uns gewusst. Diese Möglichkeit hatte ich nie erwogen.«
    »Gibst du etwa zu, dass du einen Fehler gemacht hast?«
    Seine Lippen zuckten – ein winziges Lächeln. »Ich gebe zu, etwas versäumt zu haben. Ein Fehler wäre es nur gewesen, wenn ich die Möglichkeit erwogen und dann ignoriert hätte.«
    »Aber wenn die Werwölfe wirklich mal in diesem Rat gesessen haben, warum steht nichts davon im Vermächtnis?« So nannten wir die Chronik des Rudels.
    »Ich weiß es nicht. Wenn die Werwölfe, wie Ruth sagt, aus dem Rat ausgetreten sind, dann haben sie diesen Teil ihrer Geschichte eventuell absichtlich aus dem Vermächtnis getilgt.«
    »Mit guten Gründen vielleicht«, sagte ich, während ich mit den Fingerspitzen über die Brandstellen auf meinen Armen strich.
    Jeremy warf einen Blick auf mich und nickte. »Vielleicht.«
    In unserem Cottage wusch und versorgte Jeremy die Brandwunden und fragte mich dann, ob ich ins Bett gehen oder noch aufbleiben wollte.
    »Bleibst du denn noch auf?«, fragte ich.
    »Wenn du es tust.«
    »Wenn du das vorhattest, tu ich’s auch, aber wenn du müde bist …?«
    »Bist denn du –«, begann Jeremy und hielt inne. Ein kleines Lächeln glitt über sein Gesicht, und ich wusste genau, was er dachte. Wir hätten die ganze Nacht so weitermachen können – keiner von uns wollte eine Vorliebe äußern, die dem anderen unbequem sein konnte. Bei Clay, Nick oder Antonio äußerte ich meine Wünsche und Ansichten, ohne zu zögern. Das Überleben des Lautesten. Bei Jeremy dagegen brachte seine makellose Höflichkeit meine eigenen Manieren wieder zum Vorschein, und die einfachste Entscheidung konnte zu einer Farce der Selbstlosigkeit ausarten. Wäre Clay da gewesen, hätte er die Entscheidung noch vor der zweiten Runde für uns getroffen. Ohne ihn waren wir uns selbst überlassen.
    »Ich bleibe noch ein bisschen auf«, sagte ich.
    »Ich leiste dir Gesellschaft.«
    »Das musst du nicht.«
    »Ich weiß. Wir setzen uns raus auf die Veranda. Geh schon, ich besorge uns etwas Essbares.«
    Ich ging hinaus. Wenige Minuten später folgte mir Jeremy mit zwei Gläsern Milch und einer Tüte Kekse.
    »Nichts Hochprozentiges da, mit dem man die Schmerzen betäuben könnte«, sagte er, während er mir das Glas gab. »Du wirst dich mit den ganz altmodischen Trostmitteln begnügen müssen.«
    Jeremy setzte sich neben mich. Ein paar Minuten lang sahen wir über die Wasserfläche hinaus; das Knirschen der Kekse hallte in der Stille wider. Rauch von einem Lagerfeuer trieb über den See.
    »Wir sollten ein Feuer machen«, sagte ich.
    »Keine Streichhölzer.«
    »Mist. Wo ist Adam, wenn man ihn braucht?«
    Jeremy schenkte mir ein halbes Lächeln. »Wir machen dir ein Lagerfeuer, wenn wir wieder in Stonehaven sind. Massenhaft Streichhölzer dort. Und Marshmallows. Hoffentlich weiß ich noch, wie man einen Stab zum Rösten schnitzt.«
    »Das kannst du?«
    Er lachte leise. »Schwer vorzustellen, was? Ja, als Kind habe ich manchmal gezeltet. Dominic hat jeden Sommer ein Cottage gemietet und Tonio und seine Brüder aus der Stadt ins Grüne verfrachtet, zurück zur Natur. Mich haben sie mitgenommen.«
    Jeremy verfiel in Schweigen, und ich suchte hektisch nach etwas, das ihn zum Weitersprechen bewegen würde. Jeremy sprach nicht über seine Kindheit. Niemals. Von anderen hatte ich Andeutungen darüber gehört, dass seine Jugend nicht gerade das reinste Idyll gewesen war, aber Jeremy selbst schwieg sich zu dem Thema aus. Jetzt, nachdem er einen Anfang gemacht hatte, würde ich ihn bestimmt nicht gleich wieder aufhören lassen.
    »Wo seid ihr hingefahren?«, fragte ich.
    »Nicht weit. Vermont, New Hampshire.«
    »Hat es Spaß gemacht?«
    Wieder ein kleines Lächeln. »Und wie. Der Zurück-zur-Natur-Aspekt war mir egal. Stonehaven bietet das auch. Aber Tonio und ich konnten so tun, als wären wir normale Kinder. Mit normalen Kindern spielen. Natürlich haben wir in der Schule andere Kinder kennen gelernt.

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