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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wir sahen nichts als das Licht der zwei Scheinwerfer. Während wir noch warteten, verschwanden die Lichter, und das Brummen des Motors verstummte. Eine Autotür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen. Schritte kamen bis an den Rand der Kuppe. Ein Stein löste sich unter einem Schuh und rasselte den Hang hinunter. Eine Pause. Jemand horchte auf mögliche Reaktionen auf das Geräusch. Dann das Flüstern von langem Gras, das gegen Hosenbeine schlug. Ein Schimmer in der Dunkelheit über uns, eine Bewegung ohne Gestalt. Bewegung in südlicher Richtung, in Windrichtung also. Absichtlich in Windrichtung. Rechts von uns knarrte ein Baum. Ich fuhr zusammen. Nur der Wind.
    Jeremy hielt Ausschau, horchte, schnupperte; nur die gestrafften Kiefermuskeln verrieten seine Anspannung. Ich sah zu ihm hin, aber er blickte nicht zurück. Zu sehr mit Beobachten beschäftigt. Und mit Warten. Das Geräusch toter Zweige unter den Füßen. Wieder Stille. Ein Tauchvogel schrie über dem See. Ich fuhr wieder zusammen. Dann rollte ein Stein rechts von mir den Hang hinunter. Als ich mich umdrehte, erhaschte ich eine schnelle Bewegung zu meiner Linken. Täuschungsmanöver. Scheiße. Zu spät. Die Bewegung war da, schlug mir die Beine weg. Hände packten mich, als ich fiel, drehten mich auf den Rücken und hielten meine Arme zu beiden Seiten fest. Ich schlug auf dem Boden auf und mein Angreifer war über mir.

Gäste
    »Hast du mich vermisst?«, fragte Clay, während er zu mir herabgrinste.
    Ich trat nach oben und beförderte ihn mit einem Purzelbaum über meinen Kopf hinweg in einen Stoß Feuerholz. Der Stoß brach über ihm zusammen und verschlug ihm den Atem.
    »Offenbar nicht«, keuchte er. Aus irgendeinem Grund grinste er immer noch.
    »Darf ich ihn umbringen?«, fragte ich Jeremy. »Bitte.«
    »Verstümmeln, aber nicht umbringen. Wir brauchen ihn noch.« Jeremy streckte Clay die Hand hin und zerrte ihn mit etwas mehr Nachdruck auf die Füße, als streng genommen notwendig gewesen wäre. »Es freut mich, dass du meine Nachricht offenbar bekommen hast, aber so schnell hätte ich dich hier nicht erwartet. Hattest du Schwierigkeiten, von deinem Seminar befreit zu werden?«
    Nein, Clay war kein Student der University of Michigan. Er war Professor dort. Na ja, nicht wirklich Professor. Nicht dauerhaft, meine ich. Er war Anthropologe, Schwerpunkt Forschung, und hielt von Zeit zu Zeit kurze Vorlesungsreihen. Nicht etwa, weil er es gern getan hätte – Clay tat nichts gern, das den Kontakt mit Menschen erforderte –, sondern weil gelegentliche Vorstöße in die akademische Gesellschaft ein notwendiges Übel waren, wenn er sein persönliches Netz von Kontakten aufrechterhalten und damit seine Karriere in Gang halten wollte. Die meisten Leute, die Clay begegnet waren und von seinem Beruf erfuhren, sagten als Erstes etwas wie »Ich dachte, man braucht einen Dr. phil., um das zu machen«. Ganz offensichtlich passten Clays Äußeres und ein Doktortitel nicht zusammen. Ja, er hatte tatsächlich einen – dafür kann ich mich verbürgen, denn ich hatte die Urkunde unten in seiner Sockenschublade liegen sehen. Aber man muss den Leuten, die Clay kennen lernten, den Irrtum verzeihen. Er redete nicht wie jemand mit einem Hochschulabschluss. Und er sah ganz sicher nicht aus wie ein Anwärter auf einen Doktortitel. Clay gehörte zu diesen widerwärtigen Leuten, die vom Leben sowohl mit überragender Intelligenz als auch mit einem umwerfend attraktiven Äußeren gesegnet sind. Blaue Augen, dunkelblonde Locken und ein kantiges Gesicht, das geradewegs vom Titelblatt einer Zeitschrift hätte stammen können. Das Ganze in Kombination mit seinem durchtrainierten Körper ergab ein Gesamtbild, das mitten in einer Chippendales-Vorführung noch aufgefallen wäre. Und er verabscheute es. Clay wäre überglücklich gewesen, eines Morgens aufzuwachen und festzustellen, dass er sich in einen Typ der Sorte verwandelt hatte, dem man nur dann einen zweiten Blick zuwirft, wenn sein Hosenstall offen steht. Ich dagegen, oberflächliches Geschöpf, das ich bin, wäre ganz und gar nicht erfreut gewesen.
    Clay erklärte Jeremy, dass seine Vorlesungen ohnehin nur ein Teil einer Reihe gewesen waren; er hatte mit dem regulären Prof geredet und seine eigenen Vorlesungen ans Ende der Reihe gelegt. Während er redete, praktizierte ich etwas Drittklässlermathematik.
    »Du hast Clay doch eine Nachricht auf meinem Handy hinterlassen, das er mit nach Detroit genommen hat, stimmt’s?«,

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