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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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reales Videospiel.«
    »Besser als eine virtuelle Realität. Eine reale Realität. Was für ein Konzept.« Er grinste und klatschte mir wieder auf den Hintern. »Gehen wir. Das Spiel hat angefangen.«
    Wir trafen auf Lakes Bewacher, bevor wir noch den Hauptpfad erreicht hatten. Sie bestätigten, dass die Freisetzung glatt verlaufen war, und nahmen dann ihre Position vor Winsloe ein, so dass sie ihn zu seinem Schutz flankierten. Ich ging hinter Winsloe. Die beiden anderen Wachleute folgten mir Seite an Seite. Jeder außer mir trug eine Nachtsichtbrille. Selbst ich hätte eine brauchen können. Die Dunkelheit war fast vollständig – eine blasse Mondsichel schoss zwischen den Wolken und Baumwipfeln umher, kein Stern war in Sicht. Meine Sehfähigkeit hing von dem Mondlicht ab. Nicht, dass es viel zu sehen gegeben hätte. Nichts außer Bäumen, Bäumen und noch mehr Bäumen.
    Trotz des Knotens von Furcht, der sich in meinen Eingeweiden eingenistet hatte, begann mein Herz vor Vorfreude zu pochen, als wir tiefer in den Wald vordrangen. Mein Hirn wusste genau, was ich hier wirklich tat, aber mein Körper weigerte sich, es zu glauben. Er nahm die Reize auf – die frische Nachtluft, den Geruch nach verrottendem Laub und feuchter Erde, die Geräusche der Wühlmäuse und anderen Kleintiere, die hastig von unserem Pfad verschwanden – und legte sich seine eigene Interpretation zurecht. Ich ging nachts durch einen Wald, also wollte ich rennen gehen. Er ignorierte alle anders lautenden Befehle und reagierte wie ein junger Hund, der an der Leine zerrt. Meine Haut prickelte. Mein Blut hämmerte. Mein Atem wurde schneller. Einerseits wurden damit auch meine Sinne schärfer, bis ich doppelt so gut sehen, hören und riechen konnte wie zuvor. Zugleich allerdings setzte eine nagende Besorgnis ein, die etwas mit der Möglichkeit verkrümmter Körperteile und unschönen Haarwuchses zu tun hatte.
    Bevor ich die Reaktionen meines Körpers unterdrückte, nutzte ich die geschärften Sinne noch dazu, eine klarere Vorstellung von meiner Umgebung zu gewinnen. Was die Sehfähigkeit anging, halfen sie mir nicht viel. So gut ich auch sehen konnte, Röntgenaugen hatte ich nicht, und so konnte ich auch nicht durch die verdammten Bäume hindurchblicken. Meine anderen Sinne waren hilfreicher. Ein paar Minuten des Lauschens überzeugten mich, dass es nichts zu hören gab. Okay, es gab jede Menge Geräusche – knackende Zweige, flüsternde Nachtluft, das Rufen, Quieken, Flüchten und Nachsetzen von Raub- und Beutetieren –, aber das war es nicht, was ich hören wollte. Ich hoffte auf ferne Geräusche menschlicher Zivilisation und hörte nur das Klicken und Sirren der Maschinerie, die die Anlage in Gang hielt. Ich ging zum Geruchssinn über, dem schärfsten von allen. Ich suchte wiederum nach Menschen und fand nur den Gestank des Gebäudes und des Kieswegs, der zu ihm hinführte. Der Geruch der Straße war schwach, was darauf hinwies, dass sie von der Anlage aus nach Süden führte. Unglücklicherweise lag der Wald im Norden, und in diese Richtung würde ich rennen, wenn ich entkam. Es mochte einen einfachen Fluchtweg nach Süden geben, aber es war sicherer, sich an das zu halten, was ich kannte, und bis jetzt war dieser Wald alles, was ich gesehen hatte.
    Von dem Gebäude abgesehen gab die Wildnis nur ihre eigenen Gerüche ab. Hier herrschte die Natur. Selbst der Pfad lieferte nur schwache Spuren von Menschengeruch, als habe die Natur ihn energisch sauber gewischt, sobald die menschlichen Eindringlinge wieder fort waren. Erneut stritten sich mein Hirn und mein Körper um meine Aufmerksamkeit. Mein Körper glaubte sich im Paradies, einem Naturparadies, so unberührt wie Stonehaven. Und besser noch: Es war ein ganz neues Paradies, das zur Erforschung einlud. Mein Hirn kam zu dem Schluss, in der Hölle zu sein – einem endlosen Wald ohne eine Spur menschlicher Zivilisation. Wenn ich meinen Wächtern entkam, musste ich irgendwohin. Und irgendwo bedeutete ein Haus, eine Stadt, irgendein bewohnter Ort, an den sich meine Verfolger vielleicht nicht wagen würden.
    Jetzt zu flüchten kam nicht infrage. Selbst wenn ich an den bewaffneten Begleitern vorbeikam, ich wäre nur eine weitere Attraktion auf Ty Winsloes Jagdausflug. Ich würde warten müssen, aber ich hoffte immer noch, irgendwann aus der Anlage ausbrechen zu können – möglichst bevor meine Gefängniswärter das Interesse an mir verloren, wie es bei Patrick Lake geschehen war.
    Falls, nein,

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