Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
Türklinke.
»W-warte«, sagte Ronald. »Wir waren nicht auf dich vorb e reitet, Cassandra. Der Laden, es sieht furchtbar aus da drin. Geh jetzt lieber nicht rein.«
Sie öffnete die Tür und trat ein. Ich packte die Tür, b e vor sie zufallen konnte. Ronald starrte mich an, als wäre ich gerade aus dem Nichts aufgetaucht.
»Ich gehöre dazu«, erklärte ich unaufgefordert und fol g te Cassandra.
Ronald rannte hinter uns her, überholte mich und trat Ca s sandra fast auf die Fersen.
»Ich … Ich glaube, es wird dir gefallen, was wir hier gemacht haben, Cassandra«, sagte er. »Es ist eine neue Phase für uns, und wir haben uns an die kulturellen En t wicklungen angepasst. Sich Veränderungen zu verweigern ist das Todesurteil jeder Zivilisation, das sagt Hans i m mer.«
»Tritt mir noch mal in die Fersen, und du hörst ein T o de s urteil.« Sie blieb vor einer weiteren Tür stehen und winkte mir. Ich schob mich an Ronald vorbei.
»Ich möchte, dass du hier wartest«, sagte Cassandra.
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du reingehst, gehe ich auch.«
»Ich übernehme keine Verantwortung für dich, Paige!«
»Du hast auch keine«, sagte ich und stieß die Tür auf.
Dahinter lag ein großer Raum, der von einem rötlichen Schimmer nur spärlich erleuchtet wurde. Zunächst konnte ich die Lichtquelle nicht ausmachen, aber dann stellte ich fest, dass die pseudogriechischen Säulen winzige Löcher hatten, und aus jedem drang ein schwacher rötlicher Lich t strahl – wie bei einem Infrarotpointer.
Ein Blick genügte mir, um zu wissen, dass die Bezeic h nung »Bar« auf das Rampart nicht mehr zutraf. Es war ein Club, wahrscheinlich ein privater Club. Das einzige Mob i liar bestand aus einem halben Dutzend Sofas und Diwans, von denen die meisten besetzt waren. Auf beiden Seiten des Raums waren Abteile mit Perlenvorhängen abgeteilt. Nur gelegentlich zerriss ein Murmeln oder Lachen die Stille.
Auf dem nächstgelegenen Sofa hatten sich zwei Frauen aneinandergekuschelt. Die eine lag halb über der Lehne und streckte eine Hand aus; die andere beugte sich über das, was ihre Gefährtin hielt. Kokain, vielleicht auch M e thamphetamin. Wenn Hans und seine Clique hier einen exklusiven Droge n club eingerichtet hatten, lebten sie ziemlich gefährlich für Leute, die eigentlich nicht auffallen durften. Ich war mir nicht sicher, ob sie bereits die Stat u ten des Rates verletzten, aber wir würden uns mit der Sache befassen müssen, sobald diese Ermittlung abg e schlossen war.
Eine der Frauen auf dem Diwan beugte sich jetzt über den Arm ihrer Partnerin. Ich versuchte einen unauffälligen Blick zu ihnen hinüberzuwerfen, um zu sehen, was sie nahmen, aber die Frau hatte nichts in der Hand. Sie strec k te einfach nur den Arm aus, die leere Handfläche nach oben, und stützte den Unterarm mit der anderen Hand ab. Eine dunkle Linie lief über die Innenseite des Arms. Sie ballte die Finger zur Faust, und ein kleines Blutrinnsal begann zu tröpfeln. Ihre Gefährtin senkte den Mund auf den Schnitt hinunter.
Ich stolperte rückwärts und prallte gegen Cassandra. Sie fuhr herum, bemerkte meine Blickrichtung und wandte sich scharf an Ronald.
»Wer ist die Frau? Ich kenne sie nicht.«
»Sie ist nicht –«, Ronald senkte die Stimme. »Sie ist kein Vampir.«
»Kein –?«, fragte ich. »Aber warum –«
»Weil sie gern möchte«, sagte Ronald. »Manche ziehen es vor zu geben, andere zu empfangen. Nicht gerade ein neuer Fetisch, aber sie gehen jetzt offener damit um. Wir nutzen einfach –«
Cassandra stapfte bereits mit langen Schritten zum nächs t gelegenen Vorhang hinüber und riss ihn auf, unter den übe r raschten Ausrufen der Gäste dahinter. Sie wandte sich ab, ließ den Vorhang fallen und machte sich auf den Weg zur näch s ten Kabine. Ronald stolperte hinter ihr her. Ich blieb, wo ich war. Ich hatte genug gesehen.
»Du verstehst nicht, was das Schöne daran ist, Cassan d ra«, flüsterte Ronald. »Die Möglichkeiten. Sich in der Sichtbarkeit zu verbergen, das ist doch das höchste Ziel, nicht? Andere Spezies können es, warum nicht auch wir?«
Cassandra schob den nächsten Perlenvorhang zur Seite. Ich sah fort, aber nicht schnell genug. Hinter dem Vo r hang war die Sängerin in ihrer Brautaufmachung über das Sofa drapiert, die Arme ausgestreckt, wobei an jedem Arm eine ihrer Freu n dinnen hing wie ein Blutegel. Das Kleid war auf Hüfthöhe hochgeschoben und ihr Leibwächter kauerte mit herunterg e lassenen Hosen vor ihr
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