Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
Rausschmeißer hat etwas anderes gesagt.«
Brigid schleuderte ihr Haar nach hinten. »Ja nun, da irrt er sich. Hans ist nicht hier.«
Cassandra drehte sich zu Ronald um, der in Richtung Wand zurückwich.
»Er war hinten, mit Brigid und dem Jungen«, sagte er.
»Lass mich raten«, sagte Cassandra zu Brigid. »Er hat zu dir gesagt, du sollst rauskommen und für Ablenkung sorgen, damit er sich durch die Hintertür davonmachen kann. Na schön, komm, Paige. Gehen wir den Feigling suchen.«
40
Vampirego
D
ie Hintertür des Rampart führte auf einen Durc h gang hi n aus.
»Was ist mit Ronald und Brigid?«, fragte ich, bevor ich ins Freie trat. »Vielleicht wissen sie e t was, und sobald wir außer Sichtweite sind, ve r schwinden sie auch. Zwei Vögel in der Hand sind doch deutlich mehr wert als der eine auf dem Dach.«
Cassandra schüttelte den Kopf, während ihr Blick den Durchgang entlangglitt. »Sie würden John nicht verraten. Ohne ihn sind sie nicht lebensfähig.« Sie wandte sich nach links. »Hier entlang.«
»Hast du seine Spur gefunden?«
»Nein, aber ich würde diese Richtung nehmen.«
Wir schlugen einen Bogen um eine Autowerkstatt und k a men in einer Siedlung verfallender Reihenhäuser heraus. An der Mündung des Durchgangs blieb Cassandra stehen und musterte die Häuser. Eine Flasche klirrte. Ich fuhr zusammen.
»Wenn du jemanden hörst, dann ist es nicht er«, sagte sie.
»Wohnt hier noch jemand?«
»Viele Jemande, Paige. Aufgegeben heißt hier nicht leer.«
Wie zur Bestätigung trieb das Lachen einer Frau die Straße entlang. Eine Flasche segelte aus einem Fenster im ersten Stock und zersprang auf der Straße, wo sie das Ihre zu einem Haufen von Glasscherben beitrug.
Cassandra überquerte die Straße und ging auf der and e ren Seite die Häuserzeile ab, während ich ihr auf den Fe r sen blieb. Ich kam mir albern vor beim Hinterhertr a ben, und schlimmer noch, ich fühlte mich nutzlos, aber etwas anderes blieb mir nicht übrig. Mein Ortungszauber fun k tionierte bei einem Vampir nicht, und wenn er sich nicht durch ein G e räusch verraten würde, hatte es keinen Zweck, dass ich selbst nach ihm suchte.
Zwei Häuser vor dem Ende der Zeile sah Cassandra an dem Gebäude hinauf. Sie griff nach dem rostigen Geländer und begann, die Stufen zur Haustür hinaufzusteigen. Auf halber Strecke blieb sie stehen. Sie betrachtete die Tür, legte den Kopf schief und drehte sich um. Ich ging ihr rasch aus dem Weg, aber sie blieb auf der Stufe stehen und sah über die Straße hin. Dann wandte sie sich wieder dem Haus zu, st u dierte es, schüttelte den Kopf und marschierte die Treppe wieder herunter. An dem letzten Haus der Reihe ging sie mit einem kurzen Seitenblick vorbei; dann überquerte sie die Straße. Ich lief hinterher.
»Kann ich irgendwas tun?«, fragte ich.
»Ja. Geh mir aus den Füßen.«
Ich warf die Hände in die Luft und ging zurück bis zu dem Haus, das sie sich angesehen hatte.
»Ich habe nicht gesagt, du sollst verlorengehen!«, rief sie hinter mir her.
»Ich gehe nicht verloren. Irgendwas an diesem Haus hat dich aufmerksam gemacht, also sehe ich es mir mal an, während du die anderen abgehst.«
»Er ist nicht da drin.«
»Gut. Dann kann es ja nichts schaden, wenn ich reing e he.«
»Das Letzte, was ich brauche – mir Sorgen machen zu mü s sen, dass du in irgendeine liegengelassene Nadel trittst!«
»Ich bin kein Kind, Cassandra. Wenn ich in eine Nadel trete oder zusammengeschlagen werde, spreche ich dich jetzt schon von jeder Verantwortung frei. Sieh du dir deine Str a ßenseite an, und ich stelle sicher, dass hier wirklich nichts ist.«
Cassandra murmelte etwas Unverständliches und stelzte davon. Ich stieg die Stufen zur Haustür hinauf. Die Tür war mit Brettern vernagelt, aber jemand hatte ein großes Loch hineingetreten. Ich bückte mich und kroch hindurch.
Der Geruch war das Erste, das mir auffiel. Er erinnerte mich an meine Zeit als ehrenamtliche Helferin in einer Unte r kunft für Wohnsitzlose. Ich atmete durch den Mund und sah mich um. Ich stand in einem Flur. Tapeten hingen in Fetzen von den Wänden, dazwischen Fliegenpapie r streifen, gespre n kelt von Insektenmumien. Ich sprach eine Lichtformel und leuchtete am Boden entlang. Der Teppich war schon vor langer Zeit herausgerissen worden und hatte den blanken Dielenboden freigelegt. Als ich weite r ging, schob ich mit dem Fuß Schutt aus dem Weg. Nadeln fand ich nicht, dafür aber genug Glasscherben und Ratte n dreck,
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