Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
keine Türen in den Seite n wänden. Einfach nur einen langen Gang mit einer Kre u zung in der Mitte, der auf eine riesige gläserne Doppeltür zuführte.
Als wir die Kreuzung passierten, warf ich einen raschen Blick nach rechts und links. Dabei stellte ich fest, dass auf jeder Seite nicht einer, sondern zwei Gänge in Diagonalen weiterführten. Auch sie endeten mit Glastüren. Hinter jeder der vier Türen befand sich ein Empfangsbereich und Sekret a riatspersonal.
»Hectors Büro liegt links«, murmelte Lucas. »Mein ä l tester Halbbruder. Rechts sind die Büros von William und Carlos.«
»Und wem gehört das letzte Büro?«, fragte ich. »Das neben Hector?«
Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, als mir die Antwort schon klar wurde, und ich wünschte mir, ich hätte nicht gefragt.
»Mir«, sagte Lucas. »Obwohl ich noch nie eine Stunde dort verbracht habe. Eine groteske Verschwendung ers t klassiger Bürofläche, aber mein Vater unterhält dort eine komplette Belegschaft, weil ich ja jeden Tag zur Besinnung kommen könnte.«
Er versuchte es leichthin zu sagen, aber ich hörte, wie die Anspannung sich in seiner Stimme breitmachte.
»Und wenn das je passiert, welches Büro kriege ich dann?«, fragte ich. »Ich werde nämlich keine von diesen Stiller-Partner-Ehefrauen sein. Ich will einen Sitz im Vo r stand und ein Büro mit Fenster.«
Er lächelte. »Dann gebe ich dir dieses hier.«
Wir hatten das Ende des Gangs erreicht. Durch die Glastür sah ich einen Empfangsbereich, der drei Mal so groß war wie die anderen. Es war inzwischen nach sechs Uhr, aber eine Legion von Sekretärinnen und Angestellten bevölkerte das Büro.
Wie die vordere Tür war auch diese automatisch, und auch hier öffnete jemand, bevor wir näher als drei Meter herang e kommen waren. Beim Eintreten teilte sich das Meer der Angestellten, um uns den Weg zur Empfang s theke fre i zugeben. Die jüngeren Sekretärinnen begrüßten uns mit unverhohlenem Starren und gestammelten Hallos. Die Älteren schickten ein verstohlenes Lächeln herüber, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandten.
»Mr. Cortez«, sagte die Empfangsdame, als wir näher k a men. »Wie schön, Sie zu sehen, Sir.«
»Danke. Ist mein Vater da?«
»Ja, Sir. Lassen Sie mich nur eben –«
»Er sitzt in einer Besprechung.« Ein wuchtiger Mann trat aus einer Gangöffnung und ging auf einen Block von Akte n schränken zu. »Du hättest vorher anrufen sollen.«
»Ich werde ihm Bescheid sagen«, sagte die Rezepti o nistin. »Er hat gesagt, er möchte jederzeit über Ihre A n kunft info r miert werden.«
Der Mann auf der anderen Seite des Raums sortierte seine Papiere laut genug, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. »Er hat zu tun, Lucas. Du kannst nicht einfach unangekündigt auftauchen und ihn aus einer Besprechung holen. Wir leiten hier eine Firma.«
»Hallo, William. Du siehst gut aus.«
William Cortez. Der mittlere Bruder. Er hatte weder mit Lucas noch mit Benicio viel Ähnlichkeit. Mittelgroß, etwa dreißig Kilo Übergewicht, weiche Gesichtszüge, die einmal von einer mädchenhaften Attraktivität gewesen sein mochten, jetzt aber teigig und nichtssagend geworden waren. William wandte sich uns zum ersten Mal zu und überflog Lucas mit einem gereizten Blick. Über mich sah er mit einem winzigen Kopfschütteln hinweg.
»Benachrichtigen Sie meinen Vater nicht, Dorinda«, sagte er. »Lucas kann warten wie wir anderen auch.«
Sie sah sich hilfesuchend nach ihren Kolleginnen um, aber die gaben vor, nicht zu merken, dass sie zusehends im Trei b sand widersprüchlicher Anweisungen versank.
»Vielleicht sollten wir den genauen Wortlaut der Auss a ge berücksichtigen«, sagte Lucas. »Hat mein Vater gesagt, er könne informiert werden oder er solle informiert we r den?«
»Solle, Sir. Er hat das sehr klar gemacht.« Sie warf einen raschen Seitenblick zu William hinüber. »Sehr klar.«
»Dann bin ich mir sicher, dass weder William noch ich selbst Sie in Schwierigkeiten bringen möchten. Bitte sagen Sie ihm Bescheid, dass ich hier bin. Teilen Sie ihm aber auch mit, dass nichts Dringendes vorliegt und ich warten kann, bis die Besprechung zu Ende ist.«
Die Frau seufzte geradezu vor Erleichterung, nickte und griff zum Telefon. Während sie sprach, manövrierte Lucas mich zu William hinüber, der immer noch bei dem Akte n schrank stand. »William«, sagte Lucas mit gesenkter Stimme. »Ich würde dir gern jemanden vorstellen –«
William schnitt ihm das Wort ab, indem er
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