Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
Blick mit einem kleinen Grinsen. Auf Benicios finsteren Blick hin wurde aus dem Grinsen ein Husten.
»Bedenken gegen eine Flugreise«, sagte ich langsam, während ich mir eine Hexe vorzustellen versuchte, die nicht alles stehen und liegen ließ, um ans Krankenbett ihrer Tochter zu eilen. »Das ist heutzutage nicht weiter ungewöhnlich, nehme ich an. Aber eine Busreise wäre –«
Der grinsende Magier fiel mir ins Wort. »Sie will nicht kommen.«
»Zwischen Dana und ihrer Mutter steht nicht alles zum Besten«, sagte Benicio. »Dana hat allein in Atlanta gelebt.«
»Allein? Sie ist fünfzehn –«
Ich unterbrach mich, als mir plötzlich aufging, dass ein Dutzend Augenpaare auf mir ruhten. Ich konnte mir nichts Demütigenderes vorstellen als dies – eine Hexe in einem Raum voller Magier, die sie darüber informieren, dass eine Angehörige ihrer eigenen Spezies, einer Spezies, die auf ihre engen Familienbande so stolz ist, ihre hal b wüchsige Tochter auf der Straße leben lässt. Und nicht nur das, es lag ihr nicht einmal genug an dieser Tochter, um sie besuchen zu kommen, wenn sie in einer Kabalenklinik im Koma lag. Es war unvo r stellbar.
»Vielleicht sollte ich mit ihr reden«, sagte ich. »Da könnte es ein Missverständnis gegeben haben –«
»Oder vielleicht lügen wir ja auch«, sagte der Magier. »Hier ist mein Handy. Hat irgendwer hier Lyndsay M a c Arthurs Nummer? Lassen wir die Hexe –«
»Das reicht«, sagte Benicio; seine Stimme war scharf g e nug, um Diamanten zu schneiden. »Sie sind entschu l digt, Jared.«
»Ich wollte doch nur –«
»Sie sind entschuldigt.«
Der Magier ging. Ich überlegte verzweifelt, wie ich me i ne Spezies verteidigen konnte. Lucas’ Hand drückte mein Knie. Ich sah ihn an, aber er hatte sich der Tischrunde zugewandt und öffnete gerade den Mund, um sich für mich auszuspr e chen. Ich unterbrach ihn hastig. So sehr ich mich nach der Unterstützung sehnte, es gab nur eine Mö g lichkeit, dies noch schlimmer zu machen, als es schon war – dass er mir zu Hilfe kam.
»Weiß Danas Vater von der Situation?«, fragte ich.
Benicio schüttelte den Kopf. »Randy ist seit dem Frü h jahr in Europa gewesen. Wenn er über die Entfremdung zwischen Dana und ihrer Mutter Bescheid gewusst hätte, hätte er gebeten, nach Hause fahren zu dürfen.«
»Nein, ich meine den Überfall. Weiß er über den B e scheid?«
Wieder ein Kopfschütteln. »Er hält sich zurzeit in einer rückständigen und politisch unzuverlässigen Gegend auf. Wir haben ihn mittels Telefon, E-Mail und Telepathie zu erreichen versucht, konnten die Nachricht aber nicht vermitteln. Wir gehen davon aus, dass er im Lauf der W o che wieder in eine größere Stadt zurückkehrt.«
»Gut. Okay. Zurück zum Fall. Ich gehe davon aus, dass wir hier sitzen, weil Sie wollen, dass der Angreifer gefu n den wird.«
»Gefunden und bestraft.«
Irgendwie bezweifelte ich, dass die zuständigen örtl i chen Behörden bei der Bestrafung eine Rolle spielen wü r den, aber nachdem ich gehört hatte, was mit Dana passiert war, brachte ich deshalb nicht mehr allzu viele Skrupel auf.
»Aber die Kabale kann auch selbständig ermitteln, oder nicht?«
Eine dünne Stimme vom anderen Ende des Tischs an t wo r tete mir. »Mr. MacArthur ist ein Angestellter der C-Klasse.«
Ich sah mir den Sprecher an – einen geisterhaft dürren, geisterhaft bleichen Mann in einem leichenbestatte r schwarzen Anzug. Nekromant. Ich weiß, es ist ein Stere o typ, aber die meisten Nekros haben etwas von einem Gr a beshauch an sich.
»Paige, dies ist Reuben Aldrich, der Leiter unserer Ve r sicherungsabteilung. Reuben, Ms. Winterbourne ist mit uns e rem Einstufungssystem nicht vertraut. Würden Sie es bitte erklären?«
»Selbstverständlich, Sir.« Wässrig blaue Augen richteten sich auf mein Gesicht. »Die Angestellten gehören den Klassen F bis A an. Nur Angestellte der Klassen A und B haben Anspruch auf die vollständige Mitversicherung für Angehör i ge.«
»Mitversicherung?«
Lucas wandte sich mir zu. »Eine Versicherung, die auch firmeninterne Ermittlungen in Kriminalfragen abdeckt, etwa Entführungen, Überfälle, Mord, psychische Verle t zungen und andere Risiken, denen die Familie eines Kab a lenangestellten aufgrund dieses Arbeitsverhältnisses mö g licherweise ausg e setzt sein könnte.«
Ich sah wieder zu Reuben Aldrich hinüber. »Mr. M a c Arthur hat also, weil er zur C-Klasse gehört, keinen A n spruch auf eine von der Firma bezahlte
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