Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
obwohl sie keine Stirnglatze hatte, machte sie den Eindruck, als würde sie jeden Moment anfangen, sich das Haar ausz u reißen.
»Erste Reihe«, sagte J. D. »Zweiter Platz rechts vom Mittelgang. War der nicht für Jaimes Gast reserviert?«
Tara studierte das Klemmbrett. »Eine Ms. Winterbou r ne. Paige Winterbourne.«
»Dies ist Ms. Winterbourne«, sagte J. D., während er ruc k artig mit einem Finger auf mich zeigte. Dann stach er den gleichen Finger in die Richtung einer platinblonden Mittsec h zigerin auf dem zweiten Platz. »Das ist nicht Ms. Winterbou r ne.«
»Ich hole die Sicherheit –«
Tara verschwand hinter dem Vorhang. J. D. musterte den Zuschauerraum, der sich inzwischen zu drei Vierteln gefüllt hatte. Der Strom der Neuankömmlinge riss nicht ab.
»Ich hoffe bloß, die haben nicht überbucht. In Houston haben sie überbucht, und es war ein Alptraum.« Er unte r brach sich. »O mein Gott. Sehen Sie mal, was da gerade zur Tür reinkommt. Sehen Sie, was sie anhat? Ich wusste gar nicht, dass man das in Violett kriegt. Manche Leute würden alles tun, um Jaime auf sich aufmerksam zu m a chen. Letzten Monat in Buffalo – gut. Ihr Platz ist frei. Kommen Sie.«
Er behielt die Hand an meinem Ellenbogen, als wäre ich sonst vielleicht von der Menge verschluckt worden. Ein Mann vom Sicherheitsdienst eskortierte die platinblonde Großmutter den Mittelgang entlang. Sie sah sich um und warf mir einen mörderischen Blick zu. J. D. steuerte uns beide im Eiltempo die Stufen hinunter.
»Ist erste Reihe okay? Oder ist Ihnen das zu nah dran?«
»Äh, nein. Das ist schon okay. Dieser, äh, Jamey, ric h tig? Ist er greifbar? Vielleicht könnte ich –«
J. D. schien mich nicht einmal zu hören. Sein Blick schoss über die Menge hin wie bei einem Schäferhund, der eine Herde widerspenstiger Mutterschafe bewacht.
»Wir hätten mehr Platzanweiser gebraucht. Zehn Min u ten noch bis zum Beginn. Ich hab Jaime gesagt –« Ein schneller Blick auf die Uhr. »O Gott, acht Minuten nur noch. Wie zum Teufel wollen die all diese Leute in acht Minuten noch hier reinkriegen? Gehen Sie, setzen Sie sich und machen Sie es sich gemütlich. Ich melde mich in der Pause bei Ihnen. Viel Spaß bei der Show.«
Er schoss davon und verschwand in einer Mensche n gruppe.
»Okay«, murmelte ich. »Viel Spaß bei der Show … we l cher auch immer.«
Als ich saß, sah ich mir die Leute rechts und links von mir an. Einer von ihnen würde hoffentlich dieser Jaime sein, von dem ich annehmen musste, dass er der Nekr o mant wäre. Links von mir saß ein Mädchen im Teenagera l ter mit Pie r cings an allen nur denkbaren Stellen und an ein paar, an die ich nicht denken wollte. Auf der anderen Seite saß eine ältere Frau in Trauerkleidung, den Kopf über einen Rosenkranz gebeugt. Da rede noch einer von Zie l gruppenvielfalt. Jetzt war ich aufgeschmissen. Ich konnte mir wirklich nicht vo r stellen, wie eine Show aussehen sollte, die diese beiden Leute gleichermaßen ansprach.
Anhand des Theaters konnte ich auch nicht auf die Vo r stellung schließen. Die Wände waren einfach mit schwa r zem Samt verkleidet. Was für eine Vorstellung es auch sein würde, ich hoffte, sie mir nicht bis zum Ende ansehen müssen, bevor ich mit diesem Jaime sprechen konnte. Vielleicht würde er auftauchen und mich abholen, wenn es angefangen hatte? Wenn er der Eigentümer oder Manager des Theaters war, dann wäre das ein merkwürdiger Beruf für einen Nekroma n ten. Oder dieser Jaime war gar nicht der Nekromant, sondern einfach der Typ, der mich zu dem Nekromanten bringen würde. Verdammt noch mal! Ich hatte keine Zeit für all das! Ich holte das Handy he r aus, versuchte es noch einmal bei Lucas und bekam die Voic e mail.
Ich schickte ihm eine Nachricht. »Ich sitze gerade in e i nem Theater und habe keine Ahnung, warum ich hier bin, was los ist und mit wem ich hier reden soll. Hoffen t lich war’s das wert, Cortez, sonst brauche ich demnächst einen Nekroma n ten, um mit dir zu reden.«
Ich schaltete das Gerät aus und warf wieder einen Blick auf meine Nachbarinnen. Die Rosenkranzwitwe wollte ich nicht stören, also wandte ich mich an das Mädchen und setzte mein freundlichstes Lächeln auf.
»Ganz schön voll, was?«, sagte ich.
Sie stierte mich finster an.
»Müsste gut werden«, sagte ich. »Bist du ein Fan?«
»Hör mal, Miststück, wenn du die Hand hebst und sie dich drannimmt, quetsch ich dir die Augen raus.«
Ich richtete meine gefährdeten Sinnesorgane
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