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Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen

Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen

Titel: Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wieder auf die Bühne und schob mich etwas näher an die Rose n kranzwitwe heran. Sie stierte mich ebenfalls an und sagte etwas, das nach Portugiesisch klang. Nun kenne ich zwar kein einziges port u giesisches Wort, aber etwas in ihrer Stimme ließ mich verm u ten, dass die Übersetzung auch nicht anders gelautet hätte als das, was das gepiercte Girlie auf der anderen Seite von sich gegeben hatte. Ich ließ mich tiefer in meinen Sessel rutschen und schwor mir, den Rest des Abends jeden Blickkontakt zu vermeiden.
    Musik setzte ein, eine sanfte symphonische Melodie, ganz anders als der jaulende Rock hinter der Bühne. Das Licht wurde dunkler, während die Musik anschwoll. Ein letztes hastiges Hin und Her, als ein paar verspätete Bes u cher zu ihren Plätzen rannten. Die Beleuchtung sank we i ter ab, bis der Zuschauerraum in vollständiger Du n kelheit lag.
    Weitere Geräusche, diesmal aus dem Mittelgang neben mir. Die Musik verklang. Ein paar Lichter erschienen, winzige funkelnde Lichtpunkte an den Wänden und der Decke. Weit e re folgten, bis der Raum von Tausenden von ihnen erleuchtet war und ein sanfter Schimmer wie Ste r nenlicht auf den nachtschwarzen Samt fiel.
    Ein Chor von Ooohs und Aaahs brandete auf und ve r klang zu vollkommener Stille. Ungebrochener Stille. Keine Musik. Kein Flüstern. Nicht einmal ein Husten.
    Dann eine Frauenstimme, in einem durch das Mikrofon verstärkten Flüstern.
    »Dies ist ihre Welt. Eine Welt des Friedens, der Schö n heit und der Freude. Eine Welt, die wir alle gern betreten wü r den.«
    Die Rosenkranzwitwe neben mir murmelte »Amen«. Ihre Stimme mischte sich mit dem leisen Murmeln anderer Sti m men. In der fast vollständigen Dunkelheit sah ich eine undeu t liche Gestalt auf der Bühne erscheinen. Sie glitt nach vorn bis zum Bühnenrand und über ihn hinaus, als schwebte sie den Mittelgang entlang. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich eben noch die Umrisse eines Laufstegs erkennen, den man dort im Dunkeln errichtet hatte. Die Frau sprach im Flüsterton weiter, beruhigend wie ein Wiegenlied.
    »Zwischen ihrer Welt und der unseren liegt ein dichter Schleier. Ein Schleier, den die meisten nicht heben können. Aber ich kann es. Kommt mit mir und lasst euch von mir in ihre Welt führen. Die Welt der Geister.«
    Die Lichter flackerten und wurden hell. In der Mitte des Laufstegs, den Rücken zum Publikum, stand eine rotha a rige Frau.
    Die Frau drehte sich um. Ende dreißig. Absolut umwe r fend. Hochgestecktes, leuchtend rotes Haar; einzelne Strähnen spielten um ihr Gesicht. Ein schimmerndes sm a ragdgrünes Seidenkleid, züchtig geschnitten, dabei aber eng genug, um keine Kurve der Einbildungskraft zu übe r lassen. Eine konse r vative Drahtbrille vervollständigte das Ensemble. Die alte Hollywoodroutine der als braves Frä u lein zurechtgemachten Sexgöttin. Als mir dieser Gedanke durchs Hirn schoss, folgte ein plötzliches Gefühl von D é j à v u . Ich hatte diese Frau schon einmal gesehen und dabei exakt das Gleiche gedacht. Aber wo?
    Eine sonore Männerstimme erfüllte den Raum.
    »Das Meridian-Theater präsentiert, exklusiv und nur heute Abend, Jaime Vegas.«
    Jaime Vegas. Savannahs Lieblings-Fernsehspiritistin.
    Okay, jetzt hatte ich immerhin meinen Nekromanten g e funden.
    15

Die Totendiva
    I
    ch spüre eine männliche Präsenz«, murmelte Jaime. Irgendwie brachte sie es fertig, mit geschlossenen A u gen zu gehen und zu sprechen. Sie hielt auf die hinteren Sit z reihen zu. »Ein Mann zwischen fünfzig und sechzig, vie l leicht auch Anfang sechzig, Ende vierzig. Sein Name beginnt mit M. Er ist mit jemandem in dieser Ecke ve r wandt.«
    Sie umfasste mit einer Armbewegung das linke hintere Sechstel des Saals, mindestens hundert Leute. Ich biss mir auf die Zunge, um das Stöhnen zu unterdrücken. Im Lauf der vergangenen Stunde hatte ich das so oft getan, dass ich jetzt wahrscheinlich eine Woche lang keinerlei G e schmacksem p finden haben würde. Über ein Dutzend Leute in der »Ecke«, die Jaime sich ausgesucht hatte, b e gannen die Arme zu schwenken. Fünf von ihnen spra n gen auf und begannen vor Aufregung förmlich zu tanzen. Himmeldonnerwetter, ich war mir sicher, jeder Mensch in diesem Saal würde sich an einen Mark oder Mike oder Miguel in seiner Verwandtschaft erinnern können, der in mittleren Jahren gestorben war, wenn er nur lang genug nachdachte!
    Jaime wandte sich der Stelle mit dem größten Anteil von Armschwenkern zu. »Er heißt Michael, aber er

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