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Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen

Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen

Titel: Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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sie noch »lebend« sehen konnte, dann hatte sie ein Anrecht auf dieses Schweigen.
    Als wir das Krankenhaus verließen, bemerkte ich einen Mann mit Stirnglatze, der auf einer Bank auf der anderen Straßenseite saß und die Zeitung las. Als wir die Straße entlanggingen, beobachtete er uns über seine Zeitung hi n weg. Nicht weiter überraschend. Ich bin sicher, Jaime war häufig das Ziel langer Männerblicke. Aber als wir es einen halben Block weit geschafft hatten, sah ich mich zufällig um und stellte fest, dass der Mann jetzt die andere Straße n seite en t langschlenderte, wobei er sich im Abstand von etwa zehn Metern hinter uns hielt. Als wir um die Ecke bogen, tat er das Gleiche. Ich erwähnte es Jaime gegenüber.
    Sie warf einen Blick auf den Mann. »Yeah, passiert mir öfter, meistens von Typen, die so aussehen wie der da. Sie erkennen mich, hängen eine Weile in der Gegend rum, bri n gen irgendwann den Mut auf, was zu sagen. Früher hätte ich für die Aufmerksamkeit Morde begangen. Jetzt gibt es Tage, da ist es einfach –« Sie brach den Satz mit einem Achselz u cken ab.
    »Mehr, als du dir gewünscht hast.«
    Sie nickte. »Das ist das Höllische am Berühmtsein. Man verbringt Jahre damit, davon zu träumen, dafür zu hu n gern. Dann passiert’s, und als Nächstes hört man sich über die fehlende Privatsphäre jammern und denkt, du undan k bares Miststück. Jetzt hast du, was du wolltest, und z u frieden bist du immer noch nicht. Das ist dann die Stunde der Therape u ten. Entweder die, oder man versucht es mit Hausmittelchen, bis man im Entzug landet.«
    »Ich kann’s mir vorstellen.«
    Ihr Blick flog kurz zu mir herüber, und sie nickte. Eine Minute lang gingen wir schweigend weiter, dann sah sie prüfend über die Schulter.
    »Macht es dir was aus, wenn wir das kubanische Resta u rant sausen lassen?«, fragte sie. »Wir können irgendwo anders hinfahren und den Bewunderer abhängen.«
    »Kein Problem. Passiert das oft?«
    »Ist drei oder vier Mal pro Woche oft?«
    »Ist das dein Ernst?«
    Sie nickte. »Nur muss ich zugeben, die meisten davon sind keine Verehrer in mittleren Jahren, sondern Leute, die wollen, dass ich irgendwen für sie kontaktiere. Ich mache keine privaten Termine aus, aber die meisten Leute gla u ben mir das nicht. Sie glauben, sie hätten mir einfach nicht genug Geld angeboten. Da war mal diese Frau, eine Freundin von Nancy Reagan. Du erinnerst dich doch an Nancy … oder bist du dafür zu jung?«
    »Sie hatte es mit Esoterik.« Ich hatte das einmal irgen d wo gelesen, denn während Reagans Amtszeit war ich in der Vorschule gewesen, aber ich konnte mir nicht vorste l len, dass Jaime an den Altersunterschied zwischen uns erinnert werden wollte.
    »Ja, und Nancy hatte also eine Freundin – haben wir hier geparkt?«
    »Nächste Reihe.«
    »Herrgott, mein Gedächtnis in jüngster Zeit! Ich könnte schwören, die Löcher werden größer.«
    Wir bogen in den Parkplatz ein. Es war Mittag, aber die winzige offene Fläche war von hohen Gebäuden umgeben und lag in tiefem Schatten.
    »Beleuchten war denen wohl zu teuer?« Jaime spähte die halbbesetzten Reihen entlang. »Hey, diese Stadt hat ja auch bloß die zweithöchste Kriminalitätsrate der Vereini g ten Staaten. Wenn wir es auf den ersten Platz geschafft haben, dann feiern wir, indem wir in eine Parkplatzb e leuchtung investieren.«
    »Ich würde ja eine Lichtformel sprechen«, murmelte ich. »Aber ich höre Schritte.«
    Als Jaime über die Schulter sah, hörte ich eine Autotür z u schlagen. Wir fuhren beide zusammen.
    »Ich hab kein Auto hier reinfahren sehen, und du?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. Ich sah mich um, konnte aber ni e manden sehen.
    »Machen wir einfach –«, sagte Jaime. Das Knallen einer zweiten Autotür unterbrach sie. Sie sah in die Richtung des Geräuschs und fluchte leise.
    »Geh schnell und sieh nicht hin«, flüsterte sie. »Zwei sehr große Typen, die in unsere Richtung kommen.«
    »Wie groß?«
    »Gigantisch.«
    Ich blieb stehen und drehte mich um. »Hi, Troy.«
    Troy schob sich die Sonnenbrille nach oben. »Hi, Paige. Morris, das ist Paige.«
    Der Aushilfsleibwächter war der Mann, den ich schon am Tag zuvor im Gericht gesehen hatte. Er war mehrere Zentim e ter kleiner als Troy, hatte breitere Schultern und war schwarz, was die Leibwächtersymmetrie weitgehend ruinierte. Was Morris dagegen besaß, war Griffins sto i sches Wesen. Er beantwortete die Vorstellung mit einem so knappen Nicken, dass es

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