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Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
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Trainingsmethoden: Plötzlich ging es um hohe Schlagzahlen und Intervalltraining. Trainer aus aller Welt pilgerten zu ihm, um die Ratzeburger Rudertechnik zu erlernen. »Technik bringt Meter, Kondition bringt Längen«, hieß es. Bantle gehörte schon zu der neuen Trainer-Generation. Aber unser »Ludi« war noch ein Trainer aus der alten Ruderschule. Er hatte ein unwahrscheinliches Gefühl für Ästhetik und ließ uns manchmal ganz langsam fahren, um die Rudertechnik auszufeilen. Statt uns bis an die Leistungsgrenze zu schinden, achtete er lieber penibel darauf, dass wir beim Rudern eine perfekte Körperhaltung annahmen. Und natürlich der Rhythmus – der musste stimmen.
    »Im Rhythmus liegt die Kraft«, hat er immer gesagt. Wir sollten nicht hirnlos Kraft vergeuden, sondern immer schön dranbleiben. »Dranbleiben, dranbleiben, nicht lockerlassen!«, und »Rhythmus! Rhythmus! Im Rhythmus liegt die Kraft!«
    Für mich war Ludi eine Art Ersatzvater, der mich sehr geprägt hat. Vor allem einer seiner Lehrsätze ist mir zum Lebensmotto geworden: Anfang der 1960er Jahre war gerade die Schauspielerin Brigitte Bardot auf allen Titelseiten. Uns junge Männer haben an Brigitte Bardot vor allem die ausgeprägten Rundungen interessiert. Deswegen hat Ludi uns immer väterlich gemahnt: »Bei ›B. B.‹ müsst ihr nicht an Brigitte Bardot denken. Denkt bei B. B. an diese Formel: ›Beharrlich im Bemühen und bescheiden in der Erfolgserwartung!‹«
    Wenn ich heute zurückblicke, dann hat er recht behalten: Warum gehen so viele Sachen schief? Ungeduldig im Bemühen, anspruchsvoll in der Erfolgserwartung! Daran zerbrechen Ehen, daran scheitern Freundschaften, daran platzen unternehmerische Träume. Die Menschen setzen sich große Ziele, starten dann mit aller Kraft, aber lassen sich viel zu schnell wieder ablenken. Erfolg hat man mit B. B. – beharrlich im Bemühen und bescheiden in der Erfolgserwartung.
    Wie oft im Leben habe ich in schwierigen Situationen an den Trainer Ludi gedacht: Durchstehen, aushalten, so wie ein Ruderer das macht. Nur nicht lockerlassen, dranbleiben!
    Kraft und eisernen Willen benötigt man unbedingt auf den letzten Metern. Man muss mit ganzem Herzen dabei sein, aber vor allem braucht es beim Rudern einen klaren Kopf. Denn erst die absolute Konzentration macht den Rhythmus möglich, der nötig ist, um als Erster die Ziellinie zu überfahren. Den entscheidenden Unterschied macht der Wechsel von kraftvollem Schlag und gefühlvoller Umkehrbewegung – und das in totaler Übereinstimmung mit dem Ruderpartner.
    Zwischen B. B. und K. K.
    Die Erinnerung an Ludis Rudertraining war mir als Unternehmer immer wieder wertvolle Inspiration. Neben »B. B.« habe ich irgendwann ein zweites Buchstabenpaar gesetzt: »K. K. – Kontinuität und Kreativität«. Das wurde ein ganz wichtiges Unternehmensprinzip. Und funktioniert wie beim Rudern das rhythmische Atmen: einatmen, ausatmen.
    Das sind ja eigentlich sich widersprechende, aber doch notwendige Handlungen: Wer nur einatmet, stirbt. Wer nur ausatmet, stirbt auch. Leben tut nur, wer den richtigen Atemrhythmus findet. Das ist im Unternehmen genauso. Ein Unternehmen braucht einen gewissen Rhythmus zwischen Kreativität und Kontinuität. Wenn Sie zu sehr auf die Kreativität setzen, also Erneuerung und Wachstum, dann besteht die Gefahr, dass der Organismus zu wuchern beginnt, das ist Krebs und am Ende tödlich. Wenn Sie nur auf Kontinuität setzen, dann kommt irgendwann die Sklerose, der Herzinfarkt, auch tödlich. Das gesunde Unternehmen kommt in den Rhythmus. Denn im Rhythmus von Kontinuität und Kreativität liegt die Kraft eines Unternehmens.
    Meine Rudererfolge nahmen schnell ein Ende. Als wir 1964 bei den Erwachsenen mitrudern mussten, stellte sich rasch heraus, dass wir konditionell nicht mithalten konnten. Die Trainingsmethoden von Ludwig Marquardt hielten dem Wettbewerb nicht mehr stand. Pepi regte sich furchtbar auf. Mir war das nicht so wichtig. Hauptsache, wir haben Spaß beim Rudern!, dachte ich. Schließlich hatten wir insgesamt ein schönes Leben. Wir machten Radtouren um den Bodensee, waren im Winter in den Bergen Skilaufen, und im Frühjahr und Herbst Wandern. Das war einfach eine sehr schöne Zeit.
    Als ich im Herbst 1964 aus Konstanz fortging, löste sich unser Doppel-Zweier zwangläufig auf. Pepi trainierte fortan bei Bantle, wechselte aber kurze Zeit später zurück nach Österreich, um im A-Kader der österreichischen Nationalmannschaft mitrudern zu

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