Word-OleSte-DerTou
Früh. Aber wir teilen uns ein Bett.«
»Du hast schon immer auf mich gestanden.« »Ich glaube, du hast genug getrunken.«
»Ich hab doch erst angefangen. Kannst du mir nicht endlich dieses Klebeband abnehmen, damit ich an meinen Scotch rankomme? Bei dem Wodka dreht es mir den Magen um.«
41
An den Handgelenken aneinandergefesselt mit einem Stück Schnur, das Milo aus der Küchenschublade gekramt hatte, schliefen sie oben im ersten Stock. Insgesamt verlief die Nacht erstaunlich ruhig, nur einmal richtete sich Grainger auf und fing an zu reden. »Am Anfang war ich gegen die Idee. Ich möchte, dass du das weißt. Deswegen habe ich gelogen und behauptet, dass unsere Touristen für Attentate nicht geeignet sind.«
»Schon gut«, knurrte Milo. »Schlaf weiter.«
»Wenn ich gewusst hätte, wie es endet, hätte ich es schon im Keim erstickt. Wirklich. Wenn ich es von unseren Touristen hätte machen lassen, hätten wir die Sache vielleicht unter Kontrolle behalten.«
»Schlaf weiter.«
Grainger sackte zurück auf sein Kissen und begann zu schnarchen, als hätten seine Worte zu einem Traum gehört.
Nach dem Aufwachen rasierten und duschten sie sich, nie weit voneinander entfernt, und Milo briet Rührei zu ihrem Toast. Nachdem er die erste Hälfte des Frühstücks geschwiegen hatte, legte Grainger wieder los. Anscheinend setzte er alles daran, dass Milo ihm glaubte. »Wirklich, ich dachte, du bringst die Antworten mit. War vielleicht dumm von mir, aber was Besseres ist mir nicht eingefallen.« Sinnierend beobachtete er Milo beim Kauen. »Du glaubst mir nicht, stimmt's?«
Milo schluckte seinen Bissen hinunter. »Nein«, antwortete er, um Graingers Geplapper zu unterbinden. »Ich glaub dir kein Wort. Und selbst wenn, würde ich dich dorthin schleifen. Ich kann so nicht leben, und du bist der Einzige, der das für mich in Ordnung bringen kann. Und für Tina.«
»Ah!« Grainger lächelte matt. »Dir geht's natürlich um deine Familie. Und wahrscheinlich hast du Recht damit. Du bist zu jung, um dir wegen so was die Karriere zu ruinieren. Sie werden sich was ausdenken, um zu beweisen, dass ich hinter allem stecke. Ich allein. Dann können sie mich wegsperren und die Sache mit dem jungen Kambodschaner neu aufziehen.«
Milo interessierte sich im Augenblick nur für seine unmittelbare Zukunft und hatte wenig übrig für das Geschwätz des Alten. Er wollte Grainger nach Manhattan fahren, vielleicht noch das erste Verhör einleiten und dann so schnell wie möglich seine Familie in Texas abholen. Ganz einfach.
Als Grainger zu Ende gegessen hatte, wusch Milo die Teller ab. »Es ist Zeit.«
Als hätte er seine Gedanken gelesen, entgegnete Grainger: »Zeit für dein altes Leben?«
Milo zog seine Jacke an und reichte Grainger einen Blazer, dessen Taschen er vorher überprüfte.
Grainger wollte keine Ruhe geben. »Weißt du, der Glaube sitzt noch immer tief in mir. Die Überzeugung, dass ich das Imperium verrate, wenn ich dir das alles erzähle. Ist das nicht komisch? Seit dem Ende des letzten großen Krieges haben wir unser Territorium markiert wie ein imperialer Hund. Und seit 9/11 müssen wir nichts mehr beschönigen. Wir können nach Herzenslust bombardieren, verstümmeln und foltern, weil sich uns nur noch die Terroristen entgegenstellen, deren Meinung sowieso nicht zählt. Weißt du, was das eigentliche Problem ist?«
»Zieh die Jacke an.«
»Das Problem sind Leute wie ich. Ein Imperium braucht kompromisslose Leute. Ich bin nicht hart genug. Ich benutze immer noch Rechtfertigungen, wenn es um die Verbreitung der Demokratie geht. Die Jüngeren - auch Fitzhugh - sind die Männer, die uns vorwärts bringen. Sie sind viel härter, als es meine Generation je war.«
»Die Jacke«, wiederholte Milo.
Mit mürrischem Blick schlüpfte Grainger in einen Ärmel.
Sie traten hinaus in den kühlen, von Bäumen beschatteten Morgen, und Milo schloss die Tür ab. Mit den Händen in den Hüften starrte Grainger das Haus an. »Das wird mir fehlen.«
»Werd jetzt bloß nicht rührselig.«
»Es ist die Wahrheit, Milo. Genau wie das, was ich dir erzählt habe. Zumindest in diesem Haus.«
Milo packte ihn am Ellbogen und führte ihn hinunter zum laubbedeckten Gehweg. »Wir müssen zu meinem Wagen. Deinen möchte ich nicht nehmen.«
»Das schaffe ich schon.« Grainger lächelte.
Plötzlich summte etwas an Milos Ohr vorbei wie eine Mücke, und Grainger erzitterte. Er spürte die Vibration durch Graingers Ellbogen. Noch immer klebte das
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