Word-OleSte-DerTou
Unterstützung hab ich dir sogar Einner an die Seite gegeben. Wo ist er eigentlich im Moment?«
Milo räusperte sich. »Ich musste ihn außer Gefecht setzen.« »Wahrscheinlich das Beste. Aber du kapierst, worauf ich raus will, oder? Ich hab dir geholfen, wo ich konnte, aber ich hatte wahrscheinlich zu viel Vertrauen zu dir.«
»Du hättest offen zu Angela und mir sein sollen. Du hast mir nicht halb so gut geholfen, wie du meinst.«
Grainger biss sich auf die Lippen, um ein Gähnen zu unterdrücken. »Vielleicht hast du Recht. Aber wenn ich dir von Anfang an alles verraten hätte, was hättest du dann gemacht? Ich kenne dich doch, du bist nicht mehr so geduldig wie früher. Du wärst direkt zu Fitzhugh gerannt, um ihn fertigzumachen. Wie ein Tourist hättest du Fitzhugh und seine Leute gestellt und sie eliminiert. Du hättest dir nicht die Mühe gemacht, die Beweise zu sammeln, die nötig sind, um die gesamte Operation zu stoppen. Kurz, du hättest gehandelt wie ein Idiot.«
»Aber jetzt ist es vorbei«, erwiderte Milo. »Euer Mörder ist tot.«
»Glaubst du, die finden keinen Ersatz für ihn? Trotz allem bleibt nämlich die Tatsache, dass die Methode öfter funktioniert als fehlschlägt. Da gibt es zum Beispiel so einen jungen Kambodschaner in Sri Lanka. Er hat noch keinen von diesen bekloppten Namen, und das ist auch gut so. J ackson ist bereits unterwegs, um ihn aufzuspüren.«
Milo trank seinen Wodka aus und holte die Flasche, um ihnen beiden nachzuschenken. »Und wozu erzählst du mir das alles? Was erwartest du von mir?«
»Wirklich, Milo. Ich hab dich für schlauer gehalten. Worauf kannst du dich denn ohne Beweise stützen? Nur auf mein Wort. Und wenn sie rausfinden, wo du jetzt bist, werden sie dafür sorgen, dass ich nie mehr den Mund aufmache.«
»Sie wissen nicht, wo ich bin.«
»Hoffentlich. Denn wenn sie mich erledigt haben, bist du als Nächster dran, damit du nicht weitersagst, was ich dir erzählt habe.«
Ein Nerv an Milos Wange fing an zu zucken, und er rieb mit der Hand über die Stelle. Angst. Die Einsicht, dass Grainger Recht hatte.
Plötzlich streifte ihn ein anderer Gedanke: Grainger log.
Der Alte saß in der Klemme. Er wusste, dass Milo ihn in die Avenue of the Americas schleifen wollte, und hatte sich wahrscheinlich genau auf diese Möglichkeit vorbereitet. Wie er schon gesagt hatte: Geheimagenten sind Geschichtenerzähler. Auch Grainger hatte keine echten Beweise präsentiert, nur plausible Übergänge, um die Lücken zwischen den bekannten Ereignissen zu schließen.
Milo merkte auf einmal, dass er die Luft angehalten hatte.
Er atmete tief ein. Es war eine fantastische Story, wie sie sich nur ein Veteran von Graingers Schlag einfallen lassen konnte. Sie war so gut, dass ein Teil von ihm noch immer an sie glaubte. Er kippte Grainger den Wodka zwischen die wartenden Lippen und setzte sich wieder auf seinen Platz.
Bevor er etwas sagen konnte, läutete das Telefon auf dem hinteren Tisch. Milo starrte Grainger an. »Erwartest du jemanden?«
»Wie spät ist es?« »Elf.«
»Ich habe schon lange keinen Kontakt mehr zu den Leuten aus dem Dorf. Vielleicht ein Kontrollanruf von Fitzhugh.« Milo stand auf, um die Lampe auszuschalten. Der Alkohol stieg ihm zu Kopf, doch ohne ihn ernsthaft zu schwächen. Im Dunkeln klingelte das Telefon weiter - zum siebten Mal inzwischen -, und er trat neben die schweren Vorhänge, um durch die nächtliche Finsternis hinunter zum See zu spähen. Er erkannte Bäume und den Kiesweg im Mondlicht, ehe die Szene von einer vorüberziehenden Wolke verhüllt wurde. Nach dem neunten Signal verstummte das Telefon. Milo wusste nicht mehr, was er glauben sollte. »Wir fahren.«
»Bitte«, protestierte Grainger. »Ich bin kaputt. Den ganzen Tag angeln ist ziemlich anstrengend.«
Er wandte sich um und bemerkte, dass Grainger laut schnaufte. Sein Kinn war auf die Brust gesackt. »Alles in Ordnung mit dir?«
Der Kopf hob sich wieder. »Bin nur müde. Aber ehrlich, wenn dort draußen jemand ist, dann sind es Leute von der Company. Eine Exekution hier draußen in meinem Bett ist mir viel lieber, als dass sie mich monatelang in Manhattan durch die Mangel drehen und dann in irgendeinem schmutzigen Loch abknallen.«
Milo ging wieder zum Fenster. See, Mondschein, Stille.
Wenn er nicht verfolgt worden war, dann gab es keinen Grund zur Eile. Nur seine verzweifelte Sehnsucht, das alles endlich hinter sich zu bringen. Er ließ den Vorhang sinken. »Wir fahren am Morgen.
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