Word-OleSte-DerTou
Kopf. »Ich muss in die Bibliothek, da ist in letzter Zeit einiges liegen geblieben.« Ihr war klar, dass Simmons diese Lüge durchschaute. Die Wahrheit war, dass sie einfach schreckliche Angst hatte. »Vielleicht später. Sie könnten ... ich weiß auch nicht ... «
»Ich erzähle Ihnen alles haarklein. Ist das in Ordnung?« »Eigentlich nicht«, antwortete Tina. »Aber es muss wohl reichen.«
12
Fitzhugh aß in dem chinesischen Restaurant an der Thirty-third Street, wo sie auch Weavers Gerichte bestellt hatten. Er suchte sich einen Tisch weit hinten aus, um möglichst ungestört über die Nexcel-Nachricht nachsinnen zu können, die er von Sal erhalten hatte.
J. Simmons hat um 18.15 den zuständigen Heimatschutzdirektor um Zugang zu Bank- und Telefondaten von Terence A. Fitzhugh gebeten. Antrag wird derzeit bearbeitet.
Während er sein Szechuan-Huhn verspeiste, ließ er sich das Ganze durch den Kopf gehen. Die Mitteilung bestätigte seine Ahnung, dass die Simmons ihm nicht über den Weg traute. Er spürte es an ihrem Ton, an der ganzen Art, wie sie mit ihm umging. Rivalitäten zwischen den Nachrichtendiensten waren eine Sache, aber diese angespannte Stimmung ... Im Grunde behandelte sie ihn wie einen Feind. Und jetzt wollte sie auf seine Daten zugreifen.
Also hatte er dieses Ansinnen mit einem Telefonanruf abgewürgt. Er hatte die Zusicherung bekommen, dass der Antrag abgelehnt würde.
Dennoch fühlte er sich irgendwie in die Defensive gedrängt, und das konnte er jetzt überhaupt nicht brauchen. Im Gegenteil, er sollte zum Angriff blasen, um den Schaden einzudämmen. Er musste dafür sorgen, dass die Untersuchung beendet und Milo Weaver aus dem Verkehr gezogen wurde.
Der Pass. Das war sein Trumpf. Er wusste zwar noch immer nicht, wer ihn geschickt hatte - die Spurensuche hatte nur ein einziges Haar zutage gefördert: Hautfarbe weiß, männlich, Alter zwischen fünfzig und achtzig, proteinreiche Kost. Aber diesem Profil entsprach ungefähr die Hälfte der westlichen Geheimdienstleu te.
Nun, eigentlich war es ihm inzwischen egal, wer sein Wohltäter war; ihm ging es nur noch darum, diesen Fall abzuschließen, bevor diese Simmons einen Hebel fand, um seine ganze Arbeit zunichte zumachen.
Seine Überlegungen wurden von einem Fremden unterbrochen, der sich mit ausgestreckter Hand seinem Tisch näherte und ihn auf Französisch ansprach: »Das ist aber lange her.« Er hatte Mühe, sich aus dem Dickicht seiner Sorgen zu lösen. Überrascht schaute er in das freundliche Gesicht eines gut Sechzigjährigen mit welligem weißem Haar und ergriff die ausgestreckte Hand. Woher kannte er diesen Mann?
»Entschuldigen Sie«, sagte er. Irgendwie kamen ihm diese Züge vertraut vor, aber er war sich nicht sicher. »Kennen wir uns?«
Das Lächeln des Mannes verschwand, und er wechselte ins Englische, das er mit großer Geläufigkeit, aber mit deutlichem Akzent sprach. »Bernard? Oh, ich dachte ... «
Fitzhugh schüttelte den Kopf. »Das ist eine Verwechslung. Tut mir leid.«
Der Mann breitete die Hände aus. »Mein Fehler entschuldigen Sie, dass ich Sie belästigt habe.«
Damit wandte sich der Fremde ab. Doch entgegen Fitzhughs Erwartung setzte er sich nicht an einen Tisch, sondern verließ das Restaurant. In der festen Überzeugung, dass Fitzhugh sein Freund Bernard war, war er von der Straße hereingekommen. Ein Franzose? Nein, seine Aussprache hatte etwas Slawisches. Ein Tscheche vielleicht?
Elf Blocks nördlich, im zweiundzwanzigsten Stock des Grand Hyatt, saß Janet Simmons auf ihrem abgezogenen Bett und durchforstete die Heimatschutzdatenbank. Sie suchte nach Aufzeichnungen über einen CIA-Agenten namens Jim Pearson. Kein Treffer. Sie probierte es mit Varianten des Namens und schickte schließlich eine Nachricht an Matthew, ihren Spitzel in der Abteilung Tourismus. Er sollte die Langley - Computer überprüfen, für den Fall, dass Jim Pearsons Daten nicht den Weg ins Heimatschutzministerium gefunden hatten.
Während sie auf Antwort wartete, fahndete sie nach irgendwelchen Informationen über Jewgeni Primakovv. Morgen früh war sie mit ihm in der Eingangshalle der UN-Zentrale verabredet. Und das war »verdammt scheißunglaublich«, wie George es ausgedrückt hatte.
Allerdings. Nach den Angaben auf der Website der Vereinten Nationen arbeitete Jewgeni Primakow in der Finanzabteilung des Ständigen Militärausschusses des Sicherheitsrats und besaß ein eigenes Büro in Brüssel. Ein Buchhalter? Da hatte sie ernste
Weitere Kostenlose Bücher