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Zweifel. War seine Anwesenheit in New York bloß ein günstiger Zufall? Oder war er hier, um für offizielle Anfragen der USA nach seinem Sohn zur Verfügung zu stehen?
Sie rief einen vertraulichen Abschnitt der Heimatschutz - Site auf und trug eine dürftige Biografie des ehemaligen Obersts Jewgeni Alexandrowitsch Primakow zusammen. 1959 trat er dem KGB bei, und Mitte der Sechziger begannen seine Reisen. Bekannte Ziele: Ägypten, Jordanien, West- und Ostdeutschland, Frankreich und England. Als der KGB nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im FSB aufging, blieb Primakow dabei, als Leiter einer Abteilung für militärische Spionageabwehr. Im Jahr 2000 trat er zurück und schlug eine neue Karriere bei den Vereinten Nationen ein.
Damit war das Material über ihn erschöpft. Nur 2002 hatte der US-Vertreter bei der UN eine Überprüfung von Primakow gefordert. Gründe dafür wurden ebenso wenig angeführt wie der daraus resultierende Bericht.
In den letzten Jahren hatte der Heimatschutz auch FBI-Akten über gegenwärtige und ehemalige terroristische Aktivitäten gesammelt. In diesem Verwaltungsabschnitt stieß sie auf eine einzige Notiz über Ellen Perkins, die in Abwesenheit wegen Mittäterschaft an zwei Verbrechen verurteilt worden war: 1968 ein Überfall auf eine Filiale der Harris Bank in Chicago und Anfang 1969 ein Brandanschlag auf die District-SevenZentrale der Polizei von Milwaukee. Vor ihrem Verschwinden war sie zuletzt in Oakland, Kalifornien, gesehen worden.
Angesichts von William Perkins' Erzählungen über Ellens Aktivitäten in Deutschland war sie verwundert, dass sie keine weiteren Einträge unter ihrem oder dem Namen Elsa Perkins fand. Erst durch eine Googlesuche - Elsa Perkins Deutschland bewaffneter Raub - stieß sie auf eine Seite über deutsche Terroristengruppen der siebziger Jahre. Baader-Meinhof, Rote-Armee-Fraktion, Sozialistisches Patienten kollektiv und die Bewegung 2. Juni, zu deren Mitgliedern auch die Amerikanerin Elsa Perkins zählte. Nach den Ausführungen des Webmasters
... schloss sich Elsa Perkins im Oktober 1972 der Bewegung 2. Juni an. Vermutlich wurde sie durch den charismatischen Fritz Teufel in die Gruppe eingeführt. Sie blieb länger als die meisten anderen Mitglieder dabei und wurde nach ihrer Verhaftung 1979 in die Haftanstalt Stuttgart-Stammheim gebracht. Im Dezember des gleichen Jahres beging sie in ihrer Zelle Selbstmord.
Milo blickte auf. Drei Türsteher traten in seine Zelle, und er bemerkte, dass die Schwellung um Lawrence' Auge allmählich abklang. Lawrence war es auch, der Milo die Hand - und Fußfesseln anlegte. Zu dritt marschierten sie mit ihrem schlurfenden Gefangenen zu den Aufzügen und benutzten eine spezielle Schlüsselkarte, um zum Parkplatz im dritten Untergeschoss zu gelangen.
Sie führten Milo zu einem weißen Wagen, der an gepanzerte Polizeiautos aus Kinofilmen erinnerte. Hinten erstreckten sich der Länge nach zwei Stahlbänke mit Löchern, durch die Lawrence die Ketten fädelte. Als sie auf der Straße waren und nach Süden fuhren, erkannte Milo durch die getönte Heckscheibe, dass es Nacht war. Er fragte, ob es Freitag oder Samstag war. Lawrence, der ihm gegenübersaß, schaute auf die Uhr. »Noch Freitag, kurz vor Mitternacht.«
»Wie geht's dem Auge? Sieht schon besser aus.« Lawrence berührte es. »Ich werd's überleben. «
In Lower Manhattan erreichte der Wagen den Foley Square, bog in eine Seitenstraße und rollte hinunter ins gesicherte Tiefgeschoss des Metropolitan Correctional Center. Der Fahrer zeigte seinen Ausweis und den Befehl zur Gefangenenüberstellung vor, und die Wachen schwenkten den Schlagbaum nach oben. Sie parkten neben einem Stahlaufzug und warteten, bis sich die Türen geöffnet hatten. Erst dann banden sie Milo los und geleiteten ihn hinein.
»Haben die hier auch Zimmerservice?«, fragte Milo mit Unschuldsmiene.
Die zwei anderen Türsteher starrten ihn verständnislos an, doch Lawrence lächelte. »Zumindest Einzelzimmer.«
»Na, das hatte ich ja vorher auch schon.«
»Komm weiter, Mann.«
Simmons' Mailprogramm piepte, und sie las Matthews Antwort. Der letzte Eintrag über einen Company-Mann namens Jim Pearson stammte aus dem Jahr 1998. Damals war der betreffende Beamte mit vierzig an einem angeborenen Herzfehler gestorben.
Jim Pearson war also kein CIA-Agent - keine große Überraschung. Es war kein Problem, sich eine falsche Marke zu beschaffen. Auch beim Heimatschutz existierte kein Jim Pearson. Sie
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