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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Carolina aufgetaucht. Sie hat Wilma gebeten, Milo zu adoptieren. Wahrscheinlich war Ellen da schon klar, dass es mit ihr kein gutes Ende nehmen würde. Es war die einzige Möglichkeit, ihren Sohn zu schützen. Sie hat keine radikale Erziehung verlangt und nur darauf bestanden, dass er nie zu seinen Großeltern gebracht wird. Und so kam es auch.«
    »Dann wurde sie verhaftet.«
    Primakow nickte. »1979. Ende des Jahres hat sie sich mit ihrer eigenen Hose erhängt.«
    Janet Simmons lehnte sich zurück, überwältigt von dieser ungewöhnlichen Biografie. Ein geheimnisvolles Leben voller Lücken, aber doch ein Leben. In diesem Augenblick spürte sie vor allem den Wunsch, sich mit Ellen Perkins hinzusetzen und sie nach dem Grund jeder ihrer Entscheidungen zu fragen. Auch wenn sie Primakows Liebe zu dieser offensichtlich psychisch labilen Frau nicht begriff, war sie doch fasziniert. Sie schüttelte diese Gedanken ab. »Ab da war Milo also bei seiner Tante und seinem Onkel in North Carolina. Hat er gewusst, wer sie sind und wer seine richtige Mutter ist?«
    »Ja, natürlich. Wilma und Theo waren ehrliche Leute, und Milo war schon vier, als er zu ihnen kam. Er konnte sich an seine Mutter erinnern. Aber es war ein Geheimnis. Ellen hat gefürchtet, vielleicht zu Recht, dass die Behörden Milo gegen sie benutzen werden, wenn sie seine wahre Identität kennen. Also haben Wilma und Theo allen erzählt, dass sie ihn von einer Adoptionsagentur hatten. Von Wilma weiß ich, dass Ellen manchmal unter falschem Namen eingereist ist, um Milo zu sehen. Meistens haben sie erst hinterher von dem Besuch erfahren. Sie hat an Milos Fenster geklopft, er ist rausgeklettert, und dann sind sie zusammen durch die Nacht spaziert. Für Wilma war das ganz furchtbar. Sie hatte Angst, dass Milo mit jedem mitgeht, der an sein Fenster klopft. Aber als er dann neun war, haben die Besuche zwangsläufig aufgehört.«
    »Haben sie ihm erzählt, was passiert ist?«
    »Später dann, ja. Von mir wusste er bereits. Ich habe gelegentlich vorbeigeschaut, vielleicht einmal im Jahr. Aber ich habe nicht versucht, ihn zu mir zu holen. Er war Amerikaner und brauchte keinen anderen Vater. Theo war ein guter Mensch. Erst bei der Beerdigung habe ich erfahren, dass das Sorgerecht auf mich übergegangen war. Anfangs war ich unschlüssig, aber damit war es vorbei, als ich Minnie kennengelernt habe, Milos Großmutter. Sie hat sich ständig dafür entschuldigt, dass ihr Mann Bill nicht zu dem Begräbnis erschienen ist. Ich konnte nicht zulassen, dass er zu ihnen kommt.«
    »Also ist er nach Russland gezogen.«
    »Ja.« Primakows Augen wurden zu Schlitzen. »Das hat er bei seiner CIA-Bewerbung nicht angegeben, oder? Und auch in seinen Universitätsunterlagen steht davon nichts. Das war meine Idee. Damals war die Welt noch in Ost und West geteilt. Eine andere Ost-West-Teilung als heute. Ich wollte nicht, dass ihm das für seine Zukunft schadet. Also haben wir uns was einfallen lassen. Drei Jahre in einem Waisenhaus nach dem Tod seiner Tante und seines Onkels. Niemand musste erfahren, dass sie nicht seine richtigen Eltern waren. Schließlich waren sie praktisch seine Eltern gewesen.«
    »Ein bisschen viel verlangt von einem Jungen«, meinte Simmons, »dass er drei Jahre seines Lebens verleugnen soll.«
    »Für die meisten Jungen vielleicht, aber nicht für Milo. Er hatte ja schon früher Besuche von seiner Mutter bekommen, die eine gesuchte Verbrecherin war. Bei jedem Treffen hat ihn Ellen daran erinnert, dass er nicht über ihre Existenz sprechen darf. In seinem Bewusstsein existierte bereits ein besonderer Platz für ein geheimes Leben. Ich hab da nur noch ein paar Dinge hinzugefügt.«
    »Aber dann war der Kalte Krieg vorbei. Spätestens dann hätten Sie doch alles richtig stel l en können.«
    »Das müssen Sie schon ihm erzählen«, erwiderte Primakow: »So wie ich. Milo hat mich gefragt, wie die Leute von der Company wohl reagieren werden, wenn sie erfahren, dass er sie hinters Licht geführt hat. Milo weiß, wie es in Institutionen läuft. Wenn man sie auf Fehler hinweist, kriegt man als Gegenleistung eins aufs Dach.«
    Da konnte Simmons ihm nicht widersprechen.
    »Er hat Russland gehasst, müssen Sie wissen. Jeden Tag habe ich versucht, ihm die Schönheit Moskaus und sein russisches Erbe näherzubringen, aber er war zu lange in Amerika gewesen. Er hat nur Korruption und Schmutz wahrgenommen. Vor meinen Töchtern - und in akzentfreiem Russisch, was die Sache noch schlimmer

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