Word-OleSte-DerTou
Palme zu bringen. Er hat eine Akte über mich gelesen. Er weiß von Tina und Stef.«
»Mein Gott, wie kann das sein?«
»Es gibt eine Freundin. Die weiß vielleicht was. Sie schaffen sie gerade her.« Er zögerte. »Aber er ist krank, Tom. Sehr krank. Bin nicht sicher, ob er reisen kann.«
»Was hat er?«
»Weiß ich noch nicht.«
Als Grainger seufzte, stellte sich Milo vor, wie er sich in seinem Aeron-Stuhl zurückstieß und durch sein Fenster hinaus auf die Skyline von Manhattan schaute. Angesichts der verstaubten, blassen Ziegelbauten an der Hauptstraße von Blackdale - die Hälfte von ihnen leerstehend, aber mit Fahnen zum Unabhängigkeitstag geschmückt - empfand Milo plötzlich Neid. »Nur damit du Bescheid weißt«, fuhr Grainger fort, »du hast bloß noch eine Stunde, um ihn zum Reden zu bringen.«
»Was du nicht sagst.«
»Doch, so ist es. Irgendein Trottel in Langley hat eine E-Mail über den offenen Server rausgeschickt. Die letzte halbe Stunde war ich damit beschäftigt, die Leute vom Heimatschutz mit irgendwelchen Ausflüchten hinzuhalten. Wenn ich nochmal das Wort >Zuständigkeit< höre, kriege ich einen Anfall.«
Milo wich zur Seite, als ein Deputy in den Polizeiwagen stieg und startete. Er ging zur Doppelglastür am Eingang des Reviers. »Ich setze meine Hoffnung auf die Freundin. Keine Ahnung, was in dem Kerl vorgeht, jedenfalls wird er erst nach meinen Regeln spielen, wenn ich was gegen ihn in der Hand habe. Oder unter Zwang.«
»Kannst du ihn dort richtig in die Mangel nehmen?« Milo überlegte, während der Wagen wegfuhr und ein anderer an derselben Stelle parkte. Der Sheriff würde bei Gewaltanwendung vielleicht wegsehen, aber bei den Deputys war er sich nicht sicher. Sie machten eher einen blauäugigen Eindruck. »Ich schau mal, wenn die Frau da ist.«
»Wenn mich der Heimatschutz nicht den ganzen Vormittag zusammengestaucht hätte, würde ich sagen, du holst ihn da raus und machst ihn reisefertig. Aber wir haben keine andere Wahl.«
»Glaubst du, sie wollen ihn für sich allein?«
Sein Chef knurrte. »Ich will ihn. Sei brav und überlass ihnen den Mann, aber was er dir erzählt, ist nur für uns bestimmt, okay?« »Klar.«
In dem schnurrbärtigen Deputy, der aus dem Auto stieg, erkannte Milo Leslie, der losgeschickt worden war, um Kathy Hendrickson einzusammeln. Doch er war allein. »Ich melde mich gleich wieder.« Milo schaltete ab. »Wo ist die Frau?«
Leslie ließ den breitkrempigen Hut nervös in den Händen rotieren. »Abgereist, Sir. Noch gestern Nacht, zwei Stunden nachdem wir sie freigelassen haben.«
»Verstehe, Deputy. Danke.«
Auf dem Weg nach drinnen rief Milo zu Hause an, obwohl er wusste, dass um diese Zeit niemand da war. Sobald Tina bemerkte, dass er Verspätung hatte, würde sie den Anrufbeantworter von der Arbeit aus abhören. Er fasste sich kurz. Es tat ihm leid, dass er Stephanies Auftritt verpasste, aber er wollte auch nicht zu dick auftragen mit der Reue. Außerdem hatten sie sich für nächste Woche einen Ausflug zu dritt nach Disney World vorgenommen, da war reichlich Gelegenheit für Wiedergutmachung. Er schlug Tina vor, Stephanies leiblichen Vater Patrick zu der Show einzuladen. »Und nimm es bitte auf Video auf. Ich will es unbedingt sehen.«
Er fand Wilcox im Pausenraum. Der Sheriff kämpfte gerade mit dem Soda-Automaten. »Ich dachte, Sie schwören auf Limonade, Manny.«
Wilcox räusperte sich. »Ehrlich gesagt, steht mir die Limo bis hier.« Er wedelte mit einem massigen Finger. »Aber wenn Sie das meiner Frau verraten, dann polier ich Ihnen die Fresse.«
»Ich hab einen Vorschlag für Sie.« Milo trat näher. »Ich schweige wie ein Grab, und Sie geben mir eine Stunde allein mit dem Gefangenen.«
Wilcox richtete sich gerade auf und legte den Kopf zurück. »Sie meinen, richtig allein?«
»Genau.«
»Und das halten Sie für eine gute Idee?« »Warum nicht?«
Der Sheriff kratzte sich an seinem feisten Nacken. Sein beiger Kragen war von Schweiß durchnässt. »Na ja, die Zeitungen zerreißen euch in der Luft. Jeden Tag kommt ein anderer Fuzzi daher und wettert gegen die korrupt e C IA. Ich meine, ich kann schweigen, aber in so einer Kleinstadt ... «
»Keine Sorge, ich weiß, was ich tue.«
Wilcox spitzte die Lippen, bis die große Nase nach unten gezerrt wurde. »Frage der nationalen Sicherheit, richtig?« »Nationaler geht's gar nicht, Manny.«
Als Milo in die Zelle zurückkehrte, setzte sich Samuel Roth wie neu belebt auf, als hätte er
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