Word-OleSte-DerTou
wussten Sie das? Nach Mexiko, dann Dallas und das Mietauto bis New Orleans, wo Sie Ihre Freundin aufgelesen haben. Vielleicht wollten Sie nur wissen, ob sie den Hurricane Katrina überlebt hat. Mit Ihrem italienischen Pass - Fabio Lanzetti - sind Sie wieder zurück nach Mississippi. So ein Namenswechsel ist ein netter Trick, aber nicht narrensicher.«
Roth neigte den Kopf. »Sie müssen es ja wissen.« »Ach?«
Samuel Roth wischte sich mit den Fingern über die trockenen Lippen und unterdrückte ein Husten. Er klang ziemlich verschleimt. »Ich hab schon viel von Ihnen gehört . Milo Weaver - alias viele andere Namen.« Er deutete auf Milo. »Aber einen kenne ich besonders gut: Charles Alexander.«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden.« Milo blieb betont gelassen.
»Sie haben eine lange Geschichte«, fuhr Roth fort. »Eine interessante Geschichte. Sie waren Tourist.«
Achselzucken. »Jeder fährt gern in Urlaub.«
»Erinnern Sie sich noch an 2001? Bevor uns die Muslime das Geschäft vermasselt haben. Amsterdam. Damals musste ich mir nur um Leute wie Sie Sorgen machen, Leute, die mir im staatlichen Auftrag das Geschäft vermasseln. Das war ... « Er schüttelte den Kopf.
Milo erinnerte sich noch gut an 2001. Ein Jahr der Veränderungen. »Ich war noch nie in Amsterdam.«
»Sie sind wirklich ein merkwürdiger Typ, Weaver. Ich habe schon die Akten von vielen Leuten gesehen, aber Sie ... in Ihrer Biografie gibt es überhaupt kein Zentrum.« »Zentrum?« Milo trat zwei Schritte näher, bis er nur noch eine Armlänge von dem Gefangenen entfernt war.
Roths Lider lasteten schwer auf seinen Augen. »Es gibt keinerlei Motivation, die die Ereignisse in Ihrem Leben zusammenhält.«
»Klar gibt es eine. Schnelle Autos und Frauen. Ist das bei Ihnen nicht genauso?«
Der Witz schien Samuel Roth zu gefallen. Wieder wischte er sich über den Mund und verbarg sein breites Grinsen. Die Augen über seinen sonnenverbrannten Wangen wirkten feucht und krank. »Nun, das eigene Wohlergehen ist jedenfalls keine Motivation für Sie, sonst wären Sie längst woanders. In Moskau vielleicht, wo für Agenten anständig gesorgt wird. Oder wo die Agenten zumindest anständig für sich selbst sorgen.«
»Sie sind also Russe?«
Roth ignorierte seine Frage. »Vielleicht wollen Sie einfach auf der Seite der Sieger sein. Manche Leute finden es toll, sich der Geschichte unterzuordnen. Aber die Geschichte ist trickreich. Der Monolith von heute ist der Steinhaufen von morgen. Nein.« Erneut schüttelte er den Kopf. »Das ist es nicht. Ich glaube, inzwischen stehen Sie einfach loyal zu Ihrer Familie. Ja, das würde passen. Zu Ihrer Frau und Tochter. Tina und ... Stephanie, so heißen sie doch?«
Unwillkürlich streckte Milo den Arm aus und packte Roth an der Knopfleiste seines Hemdes, um ihn von der Pritsche hochzuzerren. Jetzt aus der Nähe erkannte er, dass das Gesicht mit wunden Stellen übersät war. Das war gar kein Sonnenbrand. Mit der anderen Hand hielt er Roths Kinn wie in einem Schraubstock fest. Der Atem des Mannes roch faulig. »Das Thema schenken wir uns lieber.« Milo ließ ihn los. Als Roth auf die Pritsche zurücksank, schlug er mit dem Schädel gegen die Wand.
Wie war es diesem Kerl gelungen, das Verhör an sich zu reißen?
»Wollte nur ein bisschen Konversation machen.« Roth rieb sich über den Hinterkopf. »Deswegen bin ich doch da. Weil ich mit Ihnen sprechen will.«
Statt darauf einzugehen, trat Milo zur Tür. Wenn er die Zelle verließ, war wenigstens dafür gesorgt, dass Roths Wunsch unerfüllt blieb.
»Wo wollen Sie hin?«
Gut - er klang beunruhigt. Milo klopfte an die Tür, und einer der Deputys hantierte am Schloss herum.
»Warten Sie! Ich habe Informationen!«
Milo riss die Tür auf und blieb auch nicht stehen, als ihm Roth erneut nachrief. Der Deputy schlug die schwere Stahltür hinter ihm zu.
3
Schwüle Hitze umfing ihn, als er an dem neuen Nokia für Company-Mitglieder herumfummelte, dessen Funktionen er noch nicht beherrschte. Endlich hatte er die Nummer gefunden. Zwischen einem geparkten Streifenwagen und den toten Sträuchern vor dem Revier beobachtete er die Gewitterwolken, die sich am Himmel zusammenballten.
»Was ist?« Tom Grainger meldete sich in aufgebrachtem Ton wie jemand, den man frühmorgens aus dem Schlaf gerissen hatte. Dabei war es schon fast Mittag.
»Ich hab es nachgeprüft, Tom. Er ist es.«
»Gut. Aber er redet wohl nicht, oder?«
»Eigentlich nicht. Allerdings versucht er, mich auf die
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