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Word-OleSte-DerTou

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Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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strapaziösen Fahrt durch die südlichen Staaten gehalten hatte. Blutunterlaufene Augen, Erschöpfung, die Haut. Diese gelbliche Blässe rührte gar nicht vom Neonlicht her. »Diagnose?«
    »Aids.« »Verstehe. «
    Roth ließ sich von dem Mangel an Mitgefühl nicht aus dem Konzept bringen. »Ich habe mit mehreren Ärzten gesprochen - in der Klinik Hirslanden in Zürich. Das können Sie gern nachprüfen. Fragen Sie nach Hamad al-Abari. Diese Schweizer sind ziemlich clever. Sie haben so ein n eues Verfahren, mit dem sie an hand der T-Zellen-Zahl die Wachstumsgeschwindigkeit erkennen - oder so ähnlich. Jedenfalls konnten sie damit rausfinden, wann ich mich mit HIV angesteckt habe. Vor fünf Monaten, wie sich rausgestellt hat. Im Februar. Das heißt in Mailand.«
    »Was haben Sie in Mailand gemacht?«
    »Ich habe meine Kontaktperson getroffen. Den Mittelsmann, den ich vorher erwähnt habe. Er gibt sich als Jan Klausner aus, spricht aber weder richtig Deutsch noch Tschechisch. Nach seinem Akzent zu urteilen, könnte er Holländer sein. Ende dreißig. Das einzig Echte an ihm ist sein roter Bart.«
    Milo fiel das Foto von Fabio Lanzetti ein - Mailand, Corso Sempione, zusammen mit einem rotbärtigen Mann. »Wir h aben ein Bild von Ihnen beiden.«
    »Immerhin ein Anfang.«
    »Sie haben einen Auftrag von ihm bekommen?«
    »Er gibt mir schon seit Jahren Aufträge. Den ersten vor sechs Jahren, kurz nach Amsterdam. Das war eine Überraschung. Ich hatte Angst, dass sich mein Fehlschlag rumspricht und ich keine Arbeit mehr kriege. Aber dann ist Jan aufgetaucht. Die Jobs folgten in unregelmäßigen Abständen, ein oder zwei pro Jahr, waren aber sehr gut bezahlt. Der letzte Auftrag war im Januar. In Kharturn. Mullah Salih Ahmad.«
    Milo überlegte. Im Januar war der für seine Pro-El-KaidaBrandreden bekannte und äußerst populäre radikale Geistliche Mullah Salih Ahmad verschwunden. Zwei Tage später wurde er erdrosselt im Garten seines Hauses gefunden. In den internationalen Nachrichten hatte sich das Ereignis ungefähr fünf Minuten lang gehalten, schnell verdrängt von dem nicht enden wollenden Bürgerkrieg in der Region Darfur, doch im Sudan blieb es auf unerbittliche Weise aktuell. Die Schuld wurde dem Präsidenten Omar al-Bashir zugeschrieben, der seinen Kritikern nur selten die Bühne überließ und sie dafür umso öfter ins Gefängnis warf. Es folgten Demonstrationen, die von Polizisten in Kampfausrüstung mit Waffengewalt niedergeschlagen wurden. Allein im letzten Monat hatten bei Unruhen über vierzig Menschen ihr Leben verloren.
    »Von wem kam der Auftrag?«
    Schlagartig schien jede Energie aus Roth herauszufließen, und er starrte blicklos an ihm vorbei. Milo unternahm keinen Versuch, die Trance zu durchbrechen, obwohl er sich lebhaft vorstellen konnte, wie schwere Geländewagen voller Heimatschutzbeamten über die Straßen von Tennessee in ihre Richtung bretterten.
    Schließlich schüttelte Roth den Kopf. »Entschuldigung. Die Ärzte nennen das Aids-Demenz. Ich verliere den Faden, vergesse Sachen. Kann kaum noch laufen.« Er schluckte mühsam. »Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Bei Mullah Salih Ahmad. Von wem hatten Sie den Mordauftrag?«
    »Ah ja!« Ein schmerzhaftes Zucken lief über Roths Gesicht, doch er schien froh, dass er sich wieder erinnerte. »Das weiß ich eben nicht. Es gibt den Kontaktmann, J an Klausner; er ist vielleicht Holländer und hat einen roten Bart.« Offenbar war ihm entfallen, dass er das bereits erwähnt hatte. »Er erzählt mir nichts darüber, wer ihn engagiert. Er gibt mir das Geld, und das reicht mir. Aber dann kam der Job mit Ahmad, und Jan s Auftraggeber hat mich betrogen. Hat mir nur zwei Drittel von dem gezahlt, was vereinbart war. Weil ich die Anweisungen nicht befolgt habe, sagt Klausner. Ich sollte nämlich die Leiche mit chinesischen Piktogrammen brandmarken.«
    »Chinesisch?«, fiel ihm Milo ins Wort. »Warum chinesisch?« »Gute Frage, aber mir hat niemand was erklärt. Klausner wollte nur wissen, warum ich es nicht getan habe. Dabei habe ich mir die Brandzeichen von einem Schlosser machen lassen. Aber leider wimmelt es im Sudan nicht gerade von kompetenten Mechanikern - die Dinger, die ich da gekriegt habe, waren aus Aluminium. Können Sie sich das vorstellen? Als ich sie zum Glühen gebracht habe, sind die Piktogramme einfach geschmolzen.« Erneut hustete er, als wäre sein Körper einer solchen Wortflut nicht mehr gewachsen. »Keine Brandzeichen - das war Klausners Ausrede

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