Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schritten, nur nicht zu eilig. Er trug seinen Rucksack an den Zollbeamten vorbei, die wie die meisten ihrer Kollegen in Europa keine Anstalten machten, einen Mann mit Krawatte zu behelligen. Er setzte seinen Weg durch die überfüllte Gepäckausgabe fort und passierte den Ausgang, vor dem sich viele Autos drängten. Dort zündete er sich eine Davidoff an. Sie schmeckte nicht so gut, wie er es sich nach dem langen Flug erhofft hatte, doch er rauchte sie trotzdem zu Ende, als er zu einem Münztelefon in der Nähe des Taxistands schlenderte. Er wählte die Nummer, die er sich irgendwo über dem Atlantik eingeprägt hatte.
    Es läutete zweimal. »Ja?«
    »Das letzte Kamel«, sagte Milo.
    Kurzes Zögern, dann: »Brach am Mittag zusammen.« »Ich bin's, James.«
    »Milo?«
    »Können wir uns treffen?«
    Einner schien nicht unbedingt erfreut über den Anruf. »Äh, ich bin gerade beschäftigt.«
    »Gleich?« »Ja, gut.«
    Plötzlich schnürte es Milo die Kehle zusammen, als er im Hintergrund eine dumpfe Stimme hörte, die zu schreien versuchte. Diese Laute kannte er. Sie kamen aus dem Mund eines Geknebelten. »Wann bist du frei?«
    »Gib mir ... sagen wir, vierzig Minuten, okay?« »Wo?«
    »Ich bin in der Deutschen Bank ... « »Die Zwillingstürme?«
    »Ja.«
    Milo stellte ihn sich in einem der oberen Büros dieser berühmten Spiegelhochhäuser im Herzen des Bankenviertels vor, zusammen mit einem bedauernswerten Vorstandschef, der sich gefesselt und geknebelt unter dem Schreibtisch krümmte, während Einner so nebenher am Telefon einen Termin vereinbarte. Er hatte ganz vergessen, wie rau es im Tourismus zugehen konnte.
    »Du kennst doch die Frankfurter Oper? Treffen wir uns dort, so gegen zwei. Dann kann ich dir beweisen, dass wir nicht alle unkultivierte Banausen sind.«
    »Ich weiß nicht, ob es schlau ist, das so laut auszusprechen, James.«
    Einner knurrte. »Du meinst wegen dem Typen? In zehn Minuten macht der keinen Pieps mehr.«
    Das gedämpfte Wimmern des Mannes wurde lauter.
    28
    In einem sauberen, spärlich besetzten Zug fuhr er zum Frankfurter Hauptbahnhof. Dort warf er sich den Rucksack über die Schulter und ging zu Fuß vorbei am nachmittäglichen Verkehrsstau zur Friedensbrücke. Statt sie zu überqueren, wandte er sich am Main entlang nach links. Die vielen gut gekleideten Geschäftsleute, Teenager und Rentner erinnerten ihn an Paris. Das war erst eine Woche her.
    Bei einem Straßenverkäufer holte er sich ein Schnitzelbrötchen und spazierte zurück zu dem langgezogenen Park am Willy-Brandt-Platz, wo er sich auf einer Bank niederließ und die moderne Glasfassade der Frankfurter Oper begutachtete. Obwohl Einnar ganz sicher gewesen war, dass er vor seinem Gefangenen offen sprechen konnte, behielt Milo die Passanten im Auge. Es war eine Gewohnheit, die er in den letzten sechs Jahren verlernt hatte, sich jetzt aber schleunigst wieder aneignen musste, wenn er ein freier Mann bleiben wollte.
    Alle Touristen wissen, wie wichtig Wachsamkeit ist. Wenn man einen Raum oder einen Park betritt, legt man sich sofort Fluchtwege zurecht. Man registriert potenzielle Waffen einen Stuhl, einen Kugelschreiber, einen Brieföffner oder sogar den niedrig hängenden Ast an dem Baum hinter Milos Bank. Gleichzeitig schaut man sich die Gesichter an. Nehmen sie einen wahr? Oder legen sie ein bemühtes Unwissen an den Tag, wie es für andere Touristen typisch ist? Denn Touristen agieren nur selten von sich aus; die besten locken ihre Opfer an.
    Hier, im sonnigen Park, fiel ihm eine Frau am Straßenrand auf, die Probleme mit dem Anlassen ihres Autos hatte. Ein klassischer Hinterhalt. Ratlosigkeit mimen, bis die Zielperson von sich aus ankommt und Hilfe anbietet. Und dann zuschlagen.
    Zwei ungefähr zwölf jährige Kinder spielten unter einem riesigen erleuchteten Eurozeichen, das den Park dominierte. Auch das eine potenzielle Falle, denn Touristen bringen es durchaus fertig, Kinder für ihre Zwecke einzuspannen. Ein Kind fällt hin und tut, als hätte es sich verletzt; man hilft ihm, dann nähert sich ein »Elternteil«. Ganz einfach.
    Und dort drüben am östlichen Rand des Parks schoss ein Student Fotos von dem Hochhaus der Europäischen Zentralbank, das alles überragte. In einer Stadt wie dieser gab es überall Gelegenheitsfotografen, und sie konnten einen aus allen Richtungen aufnehmen.
    »Hände hoch, Cowboy!«
    Milo erschrak dermaßen, dass er fast von der Bank gefallen wäre. Einner hatte die Finger wie eine Pistole auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher