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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war, ihm aber auch nicht die Hoffnung rauben. »Sechs, sieben Monate. Wenn man die Spur erst mal hat, kriegt die Sache ihre eigene Dynamik. Wer auch immer die Hinweise hinterlassen hat, er hat genau gewusst, was er tut.«
    »Er? Warum nicht eine Sie?«
    »Finde das Buch«, antwortete Milo, »dann kommst du schon drauf.«
    29
    Eine halbe Stunde vor Paris verschwand die tief stehende Sonne hinter schiefergrauen Wolken, und Regen rauschte vom Himmel. Einner schaltete die Scheibenwischer ein und schimpfte auf das Gewitter. »Also, wohin?«
    Milo blickte auf die Uhr: sieben. Eigentlich hatte er gehofft, Diane Morel noch heute aufzustöbern, aber so spät war sie bestimmt nicht mehr im Büro. »Angelas Wohnung. Ich werde dort übernachten. «
    »Und ich?«
    »Ich dachte, du könntest vielleicht deine Freundin besuchen.« Einner wackelte mit dem Kopf. »Keine Ahnung, ob sie Zeit hat.«
    Milo fragte sich, ob es diese Freundin überhaupt gab. Einner rollte langsam durch Angelas Straße, um nach DGSE - Beobachtern Ausschau zu halten. Sie entdeckten niemanden, auch keinen Lieferwagen, und Einner ließ ihn zwei Blocks weiter aussteigen. Milo joggte durch den heftigen Regen zurück zum Haus. In der Eingangstür wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht und suchte die Namensschilder ab. Am Fuß der zweiten Spalte war der Name M. Gagne mit einem hingekritzelten Stern gekennzeichnet. Er drückte auf die Klingel.
    Erst nach zwei Minuten meldete sich M. Gagne - eine Frau, wie sich herausstellte - über die Sprechanlage mit einem vorsichtigen »Oui?«.

»Äh, entschuldigen Sie«, antwortete er auf Englisch und viel zu laut. »Ich bin wegen Angela Yates hier. Sie ist meine Schwester. «
    Die Frau stieß ein hörbares Ächzen aus. Dann summte es an der Eingangstür, und Milo drückte sie auf.
    Madame Gagne war eine Witwe Ende sechzig. Ihr Mann, der frühere Hausmeister, war 2000 gestorben, und seitdem kümmerte sie sich um das Gebäude. Das erzählte sie ihm in ihrem klaustrophobisch engen Salon, nachdem sie zu der Überzeugung gelangt war, dass Milo tatsächlich der Bruder von Angela Yates war, obwohl diese nie irgendwelche Geschwister erwähnt hatte. »Aber sie war eine ganz Stille, nicht wahr?« Ihre Stimme war dünn und zart, und sie sprach erstaunlich gut Englisch.
    Milo stimmte ihr zu. Er gab vor, noch einige Familienerbstücke zusammensuchen zu wollen, bevor die Heilsarmee in der kommenden Woche den Rest abholte. Er entschuldigte sich dafür, dass er kein Französisch konnte. Für den Fall, dass sie nach seinem Ausweis fragte, blieb er bei dem Namen Lionel. Nachdem sie ihn zu einem Gläschen Wein hineingebeten hatte, wurde bald deutlich, dass Madame Gagne einsam war.
    »Wissen Sie, wie ich gelernt habe mein Englisch?« »Wie?«
    »Am Ende des Krieges, Sie müssen wissen, ich war erst ein ganz kleines Kind. Ein Baby. Mein Vater wurde getötet von Deutschen, und meine Mutter ... Marie ... meine Mutter war allein mit mir und meinem Bruder Jean. Er ist schon tot. Sie hat gefunden ein amerikanischer Soldat - ein schwarzer Mann, verstehen Sie. Großer Neger aus Alabama. Er ist geblieben ... er hat geliebt meine Mutter über alles, und er war gut zu Jean und mir. Es hat nicht gehalten - diese Dinge, gute Dinge halten nie -, aber er hat mit uns gelebt, bis ich war zehn, und e r hat mir gelernt Englisch und J azz.« Sie lachte über die alten Erinnerungen. »Er hat uns mitgenommen, wenn er hatte Geld. Wissen Sie, dass ich habe gesehen Billie Holiday?«
    »Wirklich?« Milo lächelte staunend.
    Sie winkte ab, um seine Begeisterung zu bremsen. »Natürlich ich war erst ein Kind, ich habe nichts verstanden. Sie war so traurig. Für mich war Charlie Parker und Dizzy Gillespie. ja.« Sie nickte. »Das war Musik für mich. Für ein Kind. Salt peanuts, salt peanuts« , sang sie. »Kennen Sie?«
    »Ein wunderbares Stück.«
    Das Gespräch dauerte nun schon vierzig Minuten, und er hatte Mühe, sich nichts von seiner Unruhe anmerken zu lassen. Er fürchtete, einen Beobachter übersehen zu haben, oder vielleicht hatte die Polizei auch Kameras installiert, und er wartete nur darauf, dass Diane Morel mit ihrem attraktiven Partner durch die Tür brach und ihm Handschellen anlegte. Aber das war nur Paranoia, wie es Einner so treffend beschrieben hatte. Angela war vor einer Woche gestorben, und die DGSE hatte nicht genügend Geld, um jemanden so lange vor dem Haus in ein Auto zu setzen.
    Außerdem mochte er Madame Gagnes Geschichten. Sie rührten an

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