Word-OleSte-DerTou
bist nic ht Tom.«
Er hatte Recht, also gab Milo ihm eine Kurzfassung der Ereignisse, die auch das abrupte Ende seines Urlaubs und die geheime Botschaft Graingers umfasste. »Alles hier in Europa hat mit dem Oberst und Renee Bernier angefangen. Bevor ich irgendwas unternehmen kann, muss ich erst mal rausfinden, was da Sache ist.«
»Okay«, erwiderte der Tourist. »Und was passiert, wenn dich Diane Morel aufgeklärt hat?«
»Dann überleg ich mir den nächsten Schritt.«
Grainger hatte Einner zwar angewiesen, Milo zu unterstützen, aber alle Touristen wissen, dass ihre Anordnungen nur so lange gelten, bis die nächsten eintreffen. Schon morgen konnte Einner den Befehl bekommen, seinen Begleiter zu liquidieren. Fürs Erste schien er jedoch zufrieden mit dem Stand der Dinge.
Nach einer Weile bemerkte Milo, dass der Besitzer des Mercedes einen Adapter für iPods eingebaut hatte. Er wühlte in seinem Rucksack, bis er sein Gerät gefunden hatte, und stöpselte es ein. Kurz darauf übertönte France Gall das Motorengeräusch.
»Was ist das denn?« Einner klang irritiert.
»Die beste Musik der Welt.«
Kurz nach halb fünf überquerten sie die europäische Binnengrenze nach Frankreich. Sie hatten drei Polizeiautos gesehen, waren aber nicht behelligt worden. Die immer noch hoch am Himmel stehende Sonne wurde bisweilen von einem grauen Wolkenklecks verdeckt. »Den Wagen behalten wir noch bis morgen«, kündigte Einner an. »Dann schauen wir uns nach einem Renault um. Ich versuche, alle europäischen Marken durchzuprobieren, bevor ich mir ein eigenes Auto zulege.«
»Das würde dir Tom doch sowieso nie erlauben. Mit den ganzen Daten für die Zulassung.«
Einners Achselzucken ließ darauf schließen, dass dieses Problem nur unbedeutendere Touristen betraf. »Ich hab mir eine Legende für schlechte Zeiten gebastelt. Damit möchte ich mir auch mal ein paar Sachen kaufen.«
Milo dachte an die Dolan-Legende, die er über viele Jahre hinweg aufgebaut hatte. »Mit Wohnung?«
»Was Kleines im Süden.«
Wahrscheinlich machten es alle Touristen so. Die schlauen zumindest. »Was war das eigentlich für eine Geschichte in Frankfurt? Hast du den Bankern Manieren beigebracht?«
Einner kaute auf seiner Unterlippe, von der wieder die Haut abblätterte. »Ein schmutziges Geschäft, das Banking. Aber der Auftrag war glasklar. Antworten abholen und keine Spuren hinterlassen.«
»Erfolgreich?«
»Wie immer«, meinte Einner. »Klar.«
»Du glaubst mir wohl nicht.«
Nach kurzer Überlegung schlug Milo einen dozierenden Ton an. »Für den Touristen halten sich Erfolge und Misserfolge die Waage. Für den Touristen sind Erfolge und Misserfolge das Gleiche: erledigte Aufträge.«
»Mann, ist das vielleicht wieder so ein Zitat aus dem Schwarzen Buch?«
»Du solltest dir wirklich eins beschaffen, Einner. Macht einem das Leben viel leichter.«
Mit einer gewissen Befriedigung nahm Milo Einners angespannte Miene zur Kenntnis. Er erinnerte sich noch gut an seine Touristenzeit, den ständigen Wechsel, der ihn an einem Tag fast in den Selbstmord trieb und ihm am anderen ein Gefühl von Unbesiegbarkeit verlieh. Vor allem Letzteres fiel ihm an Einner auf, und er hatte Angst, dass diese Einstellung mit dem plötzlichen Tod des jungen Touristen enden könnte. Wenn er ihn nur um den Preis einer Lüge dazu bewegen konnte, auf ihn zu hören, dann war das sicher zu vertreten.
»Wo genau hast du es gefunden?« Einner starrte konzentriert auf die dunkler werdende Straße.
»In Bologna.« Milo deutete ein amüsiertes Schnauben an, um glaubwürdiger zu klingen. »In einem Buchladen, wenn du das für möglich hältst.«
»Du machst Witze.«
»Ein staubiges altes Antiquariat mit Regalen vom Boden bis zur Decke.«
»Und wie bist du da draufgekommen?«
»Ich bin den Hinweisen gefolgt. Ich will dich nicht mit den einzelnen Schritten langweilen, aber das letzte Puzzleteil war in einer spanischen Moschee. Versteckt im Koran des Imams. Im Buchrücken. Nicht zu fassen.«
»Wahnsinn«, hauchte Einner. »Und was war das für ein Puzzleteil?«
»Die Adresse des Buchladens und der Platz im Regal. Natürlich ganz oben, damit es niemand aus Versehen rauszieht.« »Groß?«
Milo schüttelte den Kopf. » Nicht viel dicker als eine Bro schüre.«
»Und wie lang hast du gebraucht?« »Um das Buch aufzuspüren?«
»Von den allerersten Schritten bis zu dem Zeitpunkt, wo du davorgestanden hast.«
Milo wollte ihm klarmachen, dass die Suche kein Zuckerschlecken
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