Word-OleSte-DerTou
gerichtet und grinste breit. »Meine Güte.«
»Bisschen eingerostet, was?« Einner verstaute die imaginäre Pistole in der J ackentasche. »Wenn du so weitermachst, Alter, dann bist du noch vor Sonnenuntergang ein toter Mann.«
Milo schnaufte tief durch und ignorierte das heftige Hämmern in seiner Brust. Sie schüttelten sich die Hand. »Erzähl mir, was du weißt.«
Einner nickte in Richtung des Opernhauses. »Gehen wir ein Stück.«
Ohne Eile schlenderten sie los.
»Es ist nicht, wie du glaubst«, erklärte Einner. »Sie haben keine Touristen alarmiert - so wichtig bist du noch nicht. Tom hat mir gesagt, dass du rüberfliegst.«
Milo war erleichtert - falls das alles stimmte. Ihm dämmerte allmählich, dass es ein ernstes Problem sein konnte, Einner im Nacken zu haben. »Hat dir Tom erzählt, warum ich komme?«
»Das hab ich auf andere Weise rausgekriegt. Beim Frühstück mit einer Freundin im Konsulat. Sie ist kein ... « Als sie die Straße erreichten, stockte er. »Sie ist kein echtes Sicherheitsrisiko, aber auch nicht unbedingt eine Heilige. Sie hat mir was von einer Nachricht an alle Botschaften und Konsulate erzählt; sie sollen nach einem gewissen Milo Weaver Ausschau halten.«
»Von der CIA?«
»Vom Außenministerium.« »Und? Halten Sie Ausschau?«
»Na ja, solche Alarmrufe sind nicht sehr häufig. Sie kümmern sich drum. Zuletzt habe ich von einer falschen Spur nach Istanbul gehört.«
Als sie die Straße überquerten, beschlich Milo leises Mitleid mit dem Holländer, dessen Telefon für alle Company - Agenten in der Türkei zum Fanal geworden war. Allerdings verflog das Gefühl recht schnell, als ihm klarwurde, dass sie durch das Aufspüren der SIM-Karte natürlich auch herausgefunden hatten, wo und in welchem Zeitraum Milo vom J FK abgeflogen war. »Wie sieht's mit Frankfurt aus?«, fragte er vor der Oper. »Bist du hier fertig?«
Der Tourist blickte auf die Uhr. »Hat achtzehn Minuten länger gedauert als geplant. Aber jetzt steh ich dir ganz zur Verfügung. «
Milo hielt ihm die Tür auf. »Und du hast ein Auto?« »Ein Auto kann ich mir immer besorgen.«
»Gut.«
Sie betraten die breite, moderne Eingangshalle. Als Einner auf das Cafe zusteuern wollte, zupfte ihn Milo am Ärmel und führte ihn durch einen Gang vorbei an den Toiletten. »Kennst du einen besseren Ort für einen Drink?«
»Ich kenne einen anderen Ausgang. Komm.« »0 Mann, du bist wirklich paranoid.«
Im Gegensatz zu Milo, der nur alte Automodelle aufbrechen konnte, verfügte Einner über ein fortschrittlicheres Werkzeug: eine Fernbedienung für Zentralverriegelungen. Er deutete damit auf einen Mercedes C-Klasse, drückte einen kleinen roten Knopf auf dem münzgroßen Gerät und wartete, während es automatisch mögliche Codekombinationen durchspielte. Nach vierzig Sekunden signalisierte die Alarmanlage ihre Kapitulation, und die Türen öffneten sich mit einem leisen Pling. Nach einer guten Minute hatte Einner den Wagen angelassen, und kurz darauf waren sie auf dem Weg aus der Stadt.
»Wohin?«, fragte Einner. »Paris.«
Das Reiseziel brachte ihn nicht aus der Fassung. »Die zwei Stunden, bis wir in Frankreich sind, müssen wir aufpassen. Falls der Besitzer die Kiste als gestohlen meldet.«
»Dann fahr schnell.«
Einner ließ sich nicht lange bitten. In rasendem Tempo ging es aus der Stadt und auf die A3 nach Wiesbaden, wo sie die Straße wechselten und nach einer Stunde auf die breite A6 kamen, die nach Frankreich führte.
»Willst du mich einweihen?« Einner klemmte konzentriert hinter dem Steuer.
Milo spähte hinaus auf die vorüberziehende Autobahnlandschaft. Er kam sich vor wie irgendwo im Bundesstaat New York; ein Unterschied war nicht erkennbar. »Ich möchte mich mit Diane Morel alias Renee Bernier unterhalten.« »Die kommunistische Romanautorin?«
»Genau die.«
»Und was willst du von ihr?«
»Ein wenig Klarheit. Schließlich war der chinesische Oberst der Grund für Angelas Observierung.« Einner sann kurz nach. »Und?« »Was und?«
»Und gibt es einen Grund, warum du meine Hilfe brauchst? Wirklich, Milo, du erwartest, dass die Leute einfach nach deiner Pfeife tanzen. « Als Milo nicht antwortete, setzte er hinzu: »Weißt du, warum ich gut in meinem Job bin?«
»Weil du so hübsch bist?«
»Nein, weil ich so wenig wie möglich nachdenke. Ich mache mir nicht vor, irgendwas zu begreifen. Tom ruft mich an, mehr muss ich nicht wissen. Wenn er am Apparat ist, ist er Gott . Aber du, mein Freund,
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