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Jahre später an Brustkrebs starb. Das West River House war eine luxuriöse Residenz für einen CIA-Mann, und gelegentlich wurde auch argwöhnisch darüber gemunkelt, wie er sich so einen Lebensstil leisten konnte. Doch abgesehen von dem Penthouse und einem kleinen Seehäuschen in New Jersey besaß Grainger kaum etwas, da seine Ersparnisse zum größten Teil für die erfolglose Behandlung seiner Frau draufgegangen waren.
Während die Sonne allmählich hinter den Hochhäusern versank, harrte Milo zwanzig Minuten lang im Schatten der Calhoun School mit ihren gläsernen Fassaden aus, um die andere Straßenseite zu beobachten. Andere Bewohner des West River House kehrten von der Arbeit heim und wurden alle von dem munteren Portier angesprochen. Einige Lieferanten von FedEx, Hu Sung Chinese und Pizza Hut zeigten sich. Schließlich lief er nach hinten zur Parkgarage an der Eighty-first Street und folgte einem Jaguar auf dem Weg nach unten. Vorsichtig schob er sich am Rand der Parkfläche entlang, um den Sicherheitskameras zu entgehen.
Diesen Weg hatt e er bereits bei anderen Gelegenheiten erkundet, wenn er den Alten unbemerkt treffen und mit ihm über Dinge sprechen wollte, die sie eigentlich nicht hätten wissen dürfen. Die einzige heikle Stelle war der Eingang zur Treppe, der von einer Kamera in der Decke überwacht wurde. Hier blieb ihm nichts anderes übrig, als mit abgewandtem Gesicht in ihr Blickfeld zu treten. Auf diese Weise war lediglich ein Mann mittlerer Größe auf dem Weg nach drinnen auszumachen.
Er legte den ganzen Weg hinauf in den siebzehnten Stock zu Fuß zurück. Dann ruhte er sich im Treppenhaus aus und wartete in der Stille, bis es sechs Uhr war. Als es so weit war, zog er die Tür einen Spalt auf und spähte in den matt beleuchteten Korridor. Schnell riss er den Kopf zurück. Auf einem Stuhl am Ende des Gangs saß ein FedExZusteller, neben sich ein Paket, und fummelte an einem iPod herum.
Milo ging neben der angelehnten Tür in die Hocke und schloss die Augen, um mitzukriegen, wie der Mann sein Paket ablieferte oder wie der Aufzug mit einem Pling ankam, um ihn nach unten in die Eingangshalle zu bringen. Doch nach fünf Minuten hatte sich noch immer nichts getan. Damit war die Sache klar. Wieder lugte er hinaus. Der Mann hatte die Augen geschlossen, in einem Ohr steckte ein Hörer. Aus dem anderen schlängelte sich ein fleischfarbenes Kabel, das in seinem Kragen verschwand.
Leise ließ er die Tür zufallen. Es war der Anruf gewesen.
Entweder hatten die Leute von der Company Graingers Warnung von gestern Abend zurückverfolgt, oder - und jetzt sah er seinen Fehler ein - sie hatten festgestellt, dass der angebliche Anruf der Reinigung Gerry Ellis aus einem Münztelefon gekommen war.
Fürs Erste konnte er nichts tun, also stieg er wieder hinunter. Am Fuß der Treppe streifte er die Jacke ab und hielt sie sich zusammengeknüllt vor den Bauch, um rückwärts die Parkfläche zu betreten. Für die Kamera musste das wirken, als würde er eine Kiste schleppen. Dann verließ er das Gebäude.
Tom Grainger war kein Amateur. Er hatte während der Hälfte des Kalten Krieges im Außendienst gearbeitet und wusste mit Sicherheit, was da lief. Also setzte er sich wieder in den Schatten der Calhoun School und passte auf. Nach einer Stunde schnorrte ein vorbeikommender Hippie eine Zigarette von ihm. Auf dessen Frage hin antwortete Milo, dass er auf seine Freundin wartete.
»Tss, die Frauen heutzutage«, meinte der Hippie. »Ja.«
Doch Milos Geduld wurde belohnt. Kurz nach sieben, als die Stadt schon im Schein ihres künstlichen Lichts lag, ließ der Portier Grainger heraus. Milo schaute ihm nach, als er in die Eighty-first bog und Richtung Central Park strebte. Eine Minute später tauchte der Pförtner erneut auf und öffnete einem anderen Mann die Tür - er trug keine FedEx-Uniform, sondern einen Anzug -, der in ein Handy sprach und ebenfalls den Weg in die Eighty-first einschlug.
Milo kannte diesen Mann: Reynolds, ein fünfundvierzigjähriger Agent, der erst seit kurzem nicht mehr als Botschaftsangehöriger im Außendienst tätig war. Milo folgte ihm in einer Entfernung von einem halben Block.
Alle drei überquerten sie den Broadway und wandten sich links in die Amsterdam Avenue, wo Grainger das Land Thai Kitchen in Nummer 450 betrat. Der Beschatter bezog auf der anderen Straßenseite neben dem mexikanischen Restaurant Burritoville Position, während sich Milo an der südlichen Ecke des Blocks postierte, wo
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