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Word-OleSte-DerTou

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Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seine persönliche Sehnsucht nach der Zeit des Neubeginns und Wiederaufbaus in Europa. Nach den kurzen Flitterwochen zwischen Frankreich und Amerika. Die Franzosen liebten die amerikanische n J azzmusiker, die Schiffsladungen mit Hollywoodschinken und die englisc he Popmusik, die sie mit den Yo-Yo -Girls auf Milos iPod imitierten. Er erwähnte France Gall, und zu seiner Überraschung gab Madame Gagne eine kurze Interpretation von »Poupee de cire, poupee de son« zum Besten. Seine Augen wurden glasig, seine Wangen warm.
    Madame Gagne beugte sich zu ihm und drückte ihm mit zittrigen Fingern die Hand. »Denken Sie an Ihre Schwester? Solche Dinge ... Selbstmord, ich meine. Sie müssen wissen, Sie können nichts tun. Das Leben, es geht weiter. Es muss.«
    Große Überzeugung lag in ihrer Stimme, und er fragte sich unwillkürlich, wie ihr Mann gestorben war. »Hören Sie«, sagte er, »ich habe noch kein Hotelzimmer gebucht. Meinen Sie, ich ... «
    »Bitte sehr.« Sie drückte erneut. »Es ist bezahlt für die ganze Monat. Sie bleiben hier, wie Sie wollen.«
    Sie sperrte mit einem langen Schlüssel auf, den sie ihm aushändigte, und drückte ihre Bestürzung darüber aus, dass alles so unordentlich war. »Das war die Polizei.« Sie klang erbittert. »Schweine. Sagen Sie mir, ob sie haben was gestohlen. Ich werde anzeigen.«
    »Das wird bestimmt nicht nötig sein.« Er dankte ihr für ihre Hilfe. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Bevor meine Schwester gestorben ist, hatte sie da unerwarteten Besuch? Freunde, die Sie nicht kannten, oder Handwerker?«
    Madame Gagne senkte die Lider, und sie strich ihm über den Arm. »Sie haben noch die Hoffnung, das sehe ich. Sie wollen nicht glauben, was sie hat getan.«
    »Darauf wollte ich nicht hinaus ... «
    Sie hob eine Hand. »Die Schweine, sie haben das auch gefragt. Aber untertags ich arbeite bei meiner Schwester. Ihr Blumenladen. Da sehe ich nichts.«
    Als sie verschwunden war, nahm er eine Flasche Chardonnay aus dem Kühlschrank, füllte ein Glas und trank. Dann schenkte er nach. Er setzte sich aufs Sofa, um über sein weiteres Vorgehen nachzudenken.
    Nicht schlafen. Nicht an Tina und Stef denken.
    Es war eine schlichte Wohnung mit einem Schlafzimmer, doch im Gegensatz zu den meisten französischen Apartments waren die Zimmer groß. Diane Morels Leute hatten alles auf den Kopf gestellt und dabei das übliche Chaos hinterlassen, für das sich kein Polizist der Welt verantwortlich zu fühlen scheint, nachdem er es angerichtet hat. Milo war klar, dass er sich auf Stellen konzentrieren musste, die sie vielleicht übersehen hatten.
    Angelas Suche nach dem Tiger war ihr geheimes Lieblingsprojekt gewesen. Sie hatte keine Mittel dafür beantragt und auch die Botschaft nicht über ihre Fortschritte unterrichtet. Wahrscheinlich hatte sie also ihre Fallnotizen nicht in der Botschaft aufbewahrt. Sie mussten hier sein, außer sie hatte alles auswendig gelernt. Er konnte nur hoffen, dass das selbst ihre Fähigkeiten überstiegen hatte.
    Er begann mit der Küche. Küchen bieten die meisten Möglichkeiten, um etwas zu verstecken. Es gab Wasser- und Gasleitungen, Haushaltsgeräte und Schränke voller Behälter. Um seine Suche zu übertönen, stellte er das Radio auf einen Classic-Rock-Sender, der das gesamte Spektrum vom Chanson der Sechziger bis zum Progrock der Siebziger abdeckte. Er räumte sämtliche Schüsseln und Gläser aus den Schränken und zog die Beläge von den Fachböden. Er suchte die Rohre nach losen Verbindungsstücken ab. Nachdem er die Unterseite der Schubladen und des Tischs abgetastet hatte, nahm er sich den Kühlschrank vor und steckte die Finger in Marmelade, Weichkäse und verdorbenes Hackfleisch. Er fuhr über die Fug en des Kühlschranks und schleif te ihn aus seiner Nische, um auch das Gitter an der Rückwand zu überprüfen. Mit einem Schraubenzieher aus einer Schublade baute er nacheinander Mikrowelle, Telefon und Küchenmaschine auseinander. Nach zwei Stunden, als auf der Anlage gerade »Heroin« von Velvet Underground lief, gab er sich geschlagen und machte sich daran, alles wieder zusammenzumontieren.
    Eigentlich war das überflüssig, aber ihm stand vor Augen, wie ordentlich ihre Wohnung letzte Woche gewesen war. Obwohl er erschöpft und verschwitzt war, brachte er es nicht über sich, das Chaos noch zu vermehren. Also ließ er sich Zeit - schließlich hatte er die ganze Nacht dafür - und arbeitete, bis die Küche wieder sauber war.
    Einner läutete, als er gerade

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