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Wie kommen Sie darauf?«
»Nur eine Ahnung. Weiter.«
»Der Mann, mit dem sie sich getroffen hat, war glatt rasiert. Ein alter Mann. Letztlich war unsere Freundin Angela wohl doch eine Doppelagentin.«
Milo starrte sie an. »Für wen?«
»Für die Vereinten Nationen.«
Er wollte lachen, aber die Behauptung war einfach zu albern. »Sie meinen Interpol? Das könnte ich mir vorstellen.« »Nein, ich meine, dass sie für die UN gearbeitet hat.« »Tatsächlich.« Er lächelte nervös. »Aber die UN hat keinen Geheimdienst. Vielleicht hat sie von ihnen Informationen er halten.«
Morel wiegte den Kopf hin und her. »Das dachten wir am Anfang auch. Sie hat sich mit jemandem aus dem UNESCO - Büro hier in Paris getroffen. Der Mann heißt Jewgeni Primako v.«
»Primakow?«, wiederholte Milo mit dumpfer Stimme. »Kennen Sie ihn?«
Er schüttelte den Kopf, um das aufsteigende Gefühl von Panik zu überspielen. Bitte nicht Jewgeni.
»Wir haben natürlich Nachforschungen angestellt. Primakow hat früher für den KGB gearbeitet. Er ist bis zum Rang eines Obersts aufgestiegen, und dabei blieb es, auch als der KGB zum FSB wurde. Im Jahr 2000 hat er seinen Abschied genommen, um in Genf für die UN zu arbeiten. Es existieren nicht viele Informationen über ihn, aber 2002 hat er mit einigen Vertretern aus Deutschland versucht, einen unabhängigen Nachrichtendienst zu gründen. Mit dem Argument, dass der Sicherheitsrat nur auf der Basis von Informationen einer eigenständigen Organisation vernünftige Entscheidungen treffen kann. Natürlich kam es nicht mal zu einer Abstimmung. China, Russland und Ihr Land haben schon im Vorfeld deutlich gemacht, dass sie ihr Veto einlegen würden.«
»Na, sehen Sie«, bemerkte Milo. »Es gibt keinen UN-Geheimdienst, für den Angela hätte arbeiten können.«
Morel nickte, als wäre ihr Verdacht damit beseitigt. »Anfang 2003 ist Mr Primakow für ungefähr ein halbes Jahr von der Bildfläche verschwunden. Im Juli desselben Jahres ist er im Ständigen Militärausschuss des Sicherheitsrats wieder aufgetaucht, und zwar in der Finanzabteilung. Diese Position hat er behalten, obwohl der gesamte sonstige Stab ausgewechselt wurde. Das kommt mir alles sehr verdächtig vor.«
»Wollen Sie damit behaupten, dass dieser Jewgeni Primakow eine Geheimorganisation innerhalb der Vereinten Nationen betreibt? Ausgeschlossen.«
»Warum ist das so ausgeschlossen?«
»Wenn es einen Geheimdienst innerhalb der UN gäbe, wüssten wir davon.«
»Sie meinen, Sie wüssten davon.«
»Hören Sie.« Milo spürte, dass er rot wurde. »In den letzten sechs Jahren habe ich in einer Abteilung gearbeitet, die sich ausschließlich mit Europa befasst. Wenn ein neuer Geheimdienst in dieser Region aufgetaucht wäre, würde ich das ziemlich schnell mitkriegen. So was kann man nicht verbergen. Die unerklärlichen Vorfälle häufen sich, kleine schwarze Löcher, die gefüllt werden müssen. Spätestens nach ein, zwei Jahren zählt man zwei und zwei zusammen und weiß, dass eine neue Organisation existiert.«
»Seien Sie sich da nicht so sicher.« Morellächelte. »In den Siebzigern hat dieser Primakow erfolgreiche Operationen für die Sowjets in Deutschland durchgeführt. Er hat das Netz der Baader-Meinhof-Terroristen unterstützt. Er weiß, wie man Dinge geheim hält.«
»Na schön.« Milo war noch immer nicht überzeugt, aber aus Gründen, die er Diane Morel nicht anvertrauen konnte.
Die gleichen Gründe, die er der Company und sogar seiner Frau verschwiegen hatte. »Erzählen Sie mir doch etwas über Oberst Yi Lien.«
»Anscheinend wissen Sie sowieso schon alles, Mr Weaver. Warum erzählen Sie es nicht mir?«
Milo folgte ihrer Bitte. »Sie haben sich an den Wochenenden mit ihm in seinem Häuschen getroffen. Aber Sie waren auf ihn angesetzt, nicht wahr? Vielleicht haben Sie mit ihm geschlafen - das war wohl unvermeidlich -, aber dafür hatte er sein Notebook dabei, aus dem Sie sich nach Belieben bedienen konnten. So weit richtig?«
Diane Morel wartete stumm.
»Das haben wir alles erfahren, weil der MI6 den Oberst überwacht hat. Die Leute vom MI6 haben ihm nach seinem Herzinfarkt geholfen und dabei gleich seine Festplatte kopiert. Auf diese Weise haben wir rausgefunden, dass er Botschaftsdokumente von uns hatte, die er in seinem Häuschen von einem Mann namens Herbert Williams alias J an Klausner erhalten hatte. Wir hatten den Verdacht, dass Williams diese Dokumente von Angela bekommen hatte, und aus diesem Grund haben
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