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Schuld. Es war Ihre.« Damit erhob sie sich, ging zur Bar und zupfte Lambert am Ärmel.
Von seinem Platz aus quittierte Milo Einners fragenden Blick mit einem Nicken, und der Tourist gab ihnen ihre Handys zurück. Dann warteten sie, bis die französischen Agenten hinaus in den kühlen, feuchten Nachmittag getreten waren. Beide starrten noch mehrere Sekunden auf die leere Türöffnung.
32
Die Rue David d' Angers war eine der sechs großen Hauptstraßen, die wie unregelmäßige Blütenblätter aus dem Oval des Place de Rhin et Danube wuchsen. Sie einigten sich darauf - besser gesagt, Milo beschloss -, dass Einner im geparkten Auto bleiben und die Augen offen halten sollte, während Milo mit seinem Rucksack hineinging. Diane Morel traute er zwar bis zu einem gewissen Grad, doch bei ihrem Partner Lambert rechnete er mit allem. »Brauchst du die Waffe?«, fragte Einner.
»Wenn ja, mach ich was falsch.«
Das Haus Nummer 37 lag am Beginn der Straße, die Ecke direkt gegenüber der Metrostation Danube in der Mitte des Platzes. Der Schlüssel, den Milo in Angelas Apartment entdeckt hatte, passte nicht, und so konzentrierte er sich auf die Klingelknöpfe. Dort waren aber keine Wohnungsnummern aufgelistet, sondern nur Namen. Da - ein Handwerker. Electricien de Danube. Er drückte.
»Nous sommes fermes«, ertönte die Antwort, eine Män nerstimme. Geschlossen.
»S'il vous plait«, drängte Milo. »C'est une urgence.« Ein Notfall. »Oui?«
»Mon ordinateur.« Mein Computer.
Der Mann antwortete zunächst nicht, doch Milo hörte ihn seufzen. Der Türöffner summte. »Troisieme etage.« Dritter Stock.
»Merci.«
Milo öffnete und trat sofort unter die Treppe, wo fünf schmutzige Mülltonnen aufgereiht waren. Er kauerte sich dahinter, um sich zu verstecken, und ließ den Gestank von altem Kohl und verdorbenem Fleisch über sich hinwegschwappen.
Zuerst hörte er von oben das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Dann ein »Allo?«. Schließlich stieg jemand mit polternden Schritten und leise schimpfend die Treppe herab. Der alte Mann kam bis ins Erdgeschoss und spähte zur Eingangstür hinaus. Nach einem herzhaften »Merde« machte er sich langsam wieder auf den Weg nach oben. Als seine Tür krachend ins Schloss gefallen war, floh Milo aus dem erstickenden Gestank und stieg die Stufen hinauf.
Zum Glück war Apartment sieben im zweiten Stock, und er musste nicht an der Tür des Elektrikers vorbei. Neben der Klingel stand Marie Dupont, ein französischer Allerweltsname.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass hier wirklich eine Freundin von Angela lebte, klingelte er. Keine Antwort. Aus der nächsten Wohnung drangen Fernsehgeräusche - Formell-, aber nichts aus Nummer sieben.
Es war eine typische schwere Altbautür mit zwei kleinen undurchsichtigen Fenstern, die von innen aufgingen, so dass furchtsame Rentner ganze Unterhaltungen führen konnten, ohne ihre Tür zu öffnen. Er bemerkte zwei Schlösser.
Sein Magen flatterte, denn noch ehe er es nachgeprüft hatte, erkannte er, was das bedeutete. Sein Schlüssel passte in das zentrale Schloss und ließ mit lautem Geräusch einen Riegel zurückschnappen. Aber er passte nicht in das zweite Schloss direkt unter der Klinke. Er hatte keine Ahnung, wo der zweite Schlüssel war. Unter der Türmatte lag er nicht.
Angela und ihre übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen.
Wie die Tür war auch der Rahmen schwer und alt, außen zusätzlich mit Stahl verstärkt. Sehr effektiv, genau wie Angela Yates.
Auf leisen Sohlen stieg Milo wieder hinunter ins Erdgeschoss und trat hinaus in den Hof, um nach oben zu blicken. Ab dem ersten Stock hatten die Wohnungen Balkone, die durch eine Glastür betreten wurden, und in dem eineinhalb Meter breiten Stück zwischen den Balkonen befand sich ein kleines, hohes Fenster, das wahrscheinlich zum Bad gehörte.
An der Ecke endete ein Fallrohr, das bis zum Dach hinaufreichte, doch als er prüfend daran zog, wusste er, dass es ihn nicht tragen würde. Also stieg er wieder hinauf in den zweiten Stock und klingelte bei Nummer sechs.
Nach einer Minute öffnete sich das eingelassene Fenster zwei Zentimeter, und ein junger Mann starrte ihn an. »Qui est la?«
»Ähm.« Milo mimte Aufgeregtheit. »Sprechen Sie Englisch?«
Der Mann zuckte mit den Achseln. »Ein wenig.«
»Hey, das ist klasse. Hören Sie, kann ich bei Ihnen kurz die Toilette benutzen? Ich warte schon den ganzen Tag auf meine Freundin Marie. Sie hat gerade angerufen, und wie es aussieht, muss
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