Working Mum
gekauft?
Ja. (In ihrem blauen Turnbeutel am Haken unter der Treppe.)
Wo sind ihre Lesebücher?
(Roter Büchereiordner, drittes Regal im Bücherschrank.)
Habe ich einen neuen Mantel gekauft? Der alte geht ihr jetzt bis an die Taille. (Noch nicht, sie muss mit ihrem Gap-Regenmantel auskommen, bis ich wieder da bin.)
Dann habe ich den Inhalt ihrer Frühstücksdose diktiert: Pitabrot, Thunfisch und Mais, keinen Käse, sie hat beschlossen, dass sie Käse hasst – und ich sage ihm, dass er an den Scheck fürs Ballett denken muss, der Betrag steht im Haushaltsbuch. Und er muss Paula Geld geben, damit sie Ben neue Hosen kauft, er hat gerade einen Wachstumsschub gehabt.
Richard erzählt mir, dass Em beim Schlafengehen unglücklich war. Sie hat gesagt, sie wolle, dass ihre Mummy sie zur Schule bringt, weil sie eine neue Lehrerin hat.
Warum meint er, mir das mitteilen zu müssen, wo ich doch absolut nichts dabei machen kann? Er sagt, er habe einen anstrengenden Tag gehabt.
«Wem sagst du das», sage ich und knalle den Hörer auf.
Keine Zeit, die Notizen für die Präsentation durchzugehen, also werde ich was aus dem Ärmel schütteln müssen. Alles deutet darauf hin, dass sich Morgen zu einem totalen Albtraum entwickelt.
Von: Debra Richardson
An: Kate Reddy
Hab gerade gesehen, dass du Lunch absagst. SCHON WIEDER. Die ersten 49 Male war es noch witzig. Mir ist klar, dass du den widerlichsten, forderndsten Job auf Erden hast, aber wenn keine Zeit für Freundschaft bleibt, gibt es dann noch Hoffnung?
Werden wir uns erst nach unserem Tod wiedersehen? Wie sieht’s aus bei dir im Leben nach dem Tode, Kate?
Zum Teufel. Keine Zeit für eine Antwort.
Mittwoch, 8.33: Stehe jetzt schon seit mindestens einer Viertelstunde vor dem Hotel. Es ist unmöglich, ein Taxi zu kriegen, und die Reise downtown dauert mindestens zwanzig Minuten. Ich werde zu spät kommen. Trotzdem, mein Herz schlägt schneller bei dem Gedanken daran, dass ich Jack heute Abend sehen werde. Es ist schon Monate her, seit ich ihn zuletzt gesehen habe und ich habe Schwierigkeiten, mir sein Gesicht in Erinnerung zu rufen. Wenn ich an ihn denke, dann kommt nur sein breites Lächeln und ein allgemeiner Eindruck von Gelassenheit und Glück.
Dieser Morgen ist fabelhaft, einer von diesen glitzernden New Yorker Tagen, die einem zu Herzen gehen. Unglaubliche Regengüsse letzte Nacht haben allem eine bemerkenswerte Klarheit gegeben. Als wir die Fifth Avenue erreichen, sehe ich die Gebäude des Finanzdistrikts in dem Zusammenspiel von Feuchtigkeit und Licht und Glas schimmern.
8.59: Die Brokerfirma Dickinson Bishop ist in der 21. Etage. Mein Magen macht auf dem Weg nach oben einen Flickflack im Fahrstuhl. Gerry, ein strahlender Bursche mit einem breiten irischen Gesicht und struppigen roten Koteletten erwartet mich. Ich sage ihm, ich brauche fünfundvierzig Minuten und einen Raum, in dem ich Dias zeigen kann.
«Sorry, sie haben fünf, Lady. Hier geht es ziemlich verrückt zu.»
Er zerrt eine dicke Holztür auf und lässt die Geräusche eines ganz normalen Tags im Kolosseum auf mich los, plus Telefonanlagen. Männer blaffen in Hörer, kämpfen darum, gehört zu werden, oder brüllen Anweisungen durch den Raum. Gerade als ich mich frage, ob ich nicht wegrennen soll, kommt eine Nachricht über die PA: «Okay, hört mal alle her, in zwei Minuten wird Miss Kate Reddy aus London, England, einen Vortrag über internationales Investment halten.»
Etwa siebzig Broker scharen sich zusammen, alles stiernackige New Yorker in diesen furchtbaren Hemden mit Markisenstreifen und weißen Kragen. Sie lehnen sich an die Schreibtische, Arme verschränkt, Beine gegrätscht. Wie diese Sorte Mann eben steht. Einige handeln weiter, nehmen aber ihre Kopfhörer ab, um sich mir mit halbem Ohr zu widmen. Ich habe keine Chance, hier gesehen oder gehört zu werden, deshalb treffe ich eine blitzschnelle Entscheidung und stelle mich auf einen Tisch, um meine Ware anzupreisen.
«Guten Morgen, Gentlemen, ich bin heute bei Ihnen, um Ihnen zu sagen, warum Sie MEINEN FONDS KAUFEN MÜSSEN!»
Beifall, Pfiffe. Näher komme ich einer Karriere als Nachtclubtänzerin wahrscheinlich nicht.
«Hey, Miss, hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie aussehen wie Prinzessin Di?»
«Sind Ihre Aktienpakete so gut wie Ihre Beine?»
Was mich an diesen Masters of the Universe so erschüttert, ist, dass sie so hoffnungslos, hilflos pubertär sind. Vor fünfzig Jahren wären sie an den Stränden
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