Working Mum
Schildpattbrille sehen, und einer katzenartigen Körperhaltung ist Momo Gumeratne so hübsch, dass sie die Square Mile nicht ohne bewaffnete Leibwache betreten sollte.
Die Trainees erwidern mein wohlgefälliges Starren. Was sie wohl sehen? Blond, ordentliche Beine, gut genug in Form, um nicht als Mutter identifiziert zu werden. Sie würden auch nicht erraten, dass ich aus dem Norden komme (der Dialekt ist glatt gebügelt worden, als ich zum Studieren in den Süden gekommen bin). Vielleicht haben sie sogar ein wenig Angst vor mir. Neulich hat Rich gesagt, dass ich ihm manchmal Angst mache.
«Sicherlich haben alle hier schon mal den Hinweis gesehen, der in winzig kleinen Buchstaben, wie denen auf der untersten Zeile der Sehtesttafel beim Optiker, ganz unten auf Ihren Auszügen von der Bank oder Bausparkasse steht. ‹Denken Sie daran, dass der Wert Ihrer Investition sowohl sinken als auch steigen kann.› Ja? Also, genau so funktioniert das bei mir. Wenn ich die Falschen herauspicke, sinkt der Wert, deshalb tun wir bei EMF unser Bestes, damit das nicht geschieht, und meistens gelingt uns das auch. Aber wenn ich für drei Millionen Dollar Luftfahrtgesellschaftsaktien verkaufe, wie heute Morgen, finde ich es recht hilfreich, im Hinterkopf zu behalten, dass durch unsere Transaktion eine kleine alte Dame in Dumbarton plötzlich ohne Altersversorgung dastehen kann. Aber keine Sorge, Julian, Trainees dürfen nur im beschränkten Umfang Transaktionen vornehmen. Wir geben Ihnen 50 Riesen für den Anfang, nur zum Üben.»
Das Rot von Julians Wangen erhitzt sich von geräucherter Forelle bis zu Erdbeere, und die Hand des stämmigen Mädchens schießt nach oben: «Könnten Sie mir sagen, warum Sie diese Aktien heute verkauft haben?»
«Das ist eine sehr gute Frage, Clarissa. Also, wir hatten für vier Millionen Dollar gekauft, und der Preis war in die Höhe gegangen und stieg weiter, aber wir hatten schon viel Geld verdient, und ich wusste aus den Handelszeitungen, dass die Luftfahrtgesellschaften schlechten Zeiten entgegengehen. Es ist der Job des Fondsmanagers, das Geld des Klienten herauszuholen, bevor die Aktie nachgibt. Immerzu versuche ich die guten Dinge, die geschehen könnten, gegen den Kurs eines allmächtigen, total genervten Gottes auszubalancieren, der möglicherweise gleich um die Ecke lauert.»
Nach meinen Erfahrungen hat ein Edwin-Morgan-Forster-Trainee die härteste Prüfung noch nicht bestanden, wenn er die Grundlagen des Investmentgeschäfts begriffen oder einen Parkausweis für den Firmenparkplatz ergattert hat. Nein, es zeigt sich erst, aus welchem Holz jemand geschnitzt ist, wenn er das Mission Statement der Firma das erste Mal hört und dabei keine Miene verzieht. Intern ist es als «die Fünf Säulen der Weisheit» bekannt, aber das Mission Statement ist Unternehmerhokuspokus allererster Güte. (Welche Verwirrung des Intellekts hat stahlharte Kapitalisten des 20. Jahrhunderts dazu gebracht, Slogans nachzuplappern, die vor ihnen von maoistischen Bauern skandiert worden sind, die nicht einmal ein eigenes Fahrrad besitzen durften?)
«Und unsere fünf Säulen der Firmenkultur sind:
1) Zusammenhalt!
2) Ehrlichkeit untereinander!
3) Beste Resultate!
4) Klientenbetreuung!
5) Der Wille zum Erfolg!
Ich sehe, wie Dave mannhaft versucht, ein verächtliches Grinsen zu unterdrücken. Guter Junge. Ein Blick auf die Uhr. Mist. Ich muss los. «Gut, wenn es keine Fragen mehr gibt …»
Verdammt. Dieses andere Mädchen hat jetzt die Hand oben. Wenigstens kann man sich darauf verlassen, dass Männer keine Fragen stellen. Sogar wenn sie nichts wissen, so wie dieser Haufen hier, aber schon gar nicht auf meinem Level, denn wenn man da eine Frage stellt, gibt man zu, dass es immer noch Dinge auf der Welt gibt, die den eigenen Horizont übersteigen.
«Es tut mir furchtbar Leid», fängt die junge Frau aus Sri Lanka an, als ob sie sich für eine Verfehlung entschuldigen möchte, die sie noch zu begehen hat. «Ich weiß, EMF hat … also, als Frau, Ms. Reddy, könnten Sie mir ehrlich sagen, wie Sie es finden, in diesem Job zu arbeiten?»
«Nun gut, Ms.?»
«Momo Gumeratne.»
«Gut, Momo, es gibt hier sechzig Fondsmanager, und nur drei von uns sind Frauen. EMF hat ein Gleichstellungsprinzip, und wenn weiterhin Trainees wie Sie zu uns durchdringen, könnten wir es tatsächlich irgendwann in die Praxis umsetzen.
Außerdem meine ich der Presse entnommen zu haben, dass die Japaner an einem Apparat arbeiten, der Babys
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