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World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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Garrosh den Jubel noch hier wird hören können.“
    Das Erste, was Jaina registrierte, als sie das Bewusstsein wiedererlangte, war der Schmerz. Sie konnte sich zwar nicht daran erinnern, warum ihr alles wehtat, aber jeder Tropfen Blut, jeder Muskel, jeder Nerv und jeder Millimeter Haut schien in eisigen Flammen zu stehen. Die Augen noch immer geschlossen, ächzte sie leise und rollte sich herum, doch nur, um laut zu stöhnen, als die Schmerzen schlimmer wurden. Selbst ihre Lungen mit Luft zu füllen war eine Qual, und ihr Atem fühlte sich seltsam kühl an, als er ihren Lippen entfloh.
    Sie schlug die Augen auf und blinzelte. Nachdem sie sich aufgesetzt und den Sand von ihrem Gesicht gewischt, die Zähne gegen den Schmerz zusammengebissen hatte, versuchte sie, sich zu erinnern. Etwas war geschehen … etwas unbeschreiblich Schreckliches. Und kurz klärten sich ihre Gedanken weit genug, um ihr zu sagen, dass es besser für sie wäre, sie würde sich gar nicht erst an dieses Ereignis erinnern.
    Ein plötzlicher Windstoß blies ihr das Haar vors Gesicht. Instinktiv hob sie die Hand, um es beiseitezustreichen, aber dann erstarrte sie mitten in der Bewegung und blickte fassungslos diejenige Strähne an, die da zwischen ihren Fingern gefangen war.
    Ihr Haar war stets blond gewesen. „Die Farbe des Sonnenscheins“, wie ihr Vater gesagt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war.
    Jetzt war es so weiß wie der Mondschein.
    Kurz schwankte sie am Rand der vollständigen Erinnerung, und plötzlich überkam sie Angst. Sie wollte wirklich nicht wissen, was geschehen war. Doch dann kippte sie über den Abgrund.
    Meine Heimat … mein Volk …
    Unsicher stand sie auf, wenngleich ihr Körper dabei heftig zitterte. Von den anderen, die sie begleitet hatten, war nichts zu sehen. Sie war allein … allein mit dem Anblick, gegen den sie sich nun wappnete.
    Als sie schließlich glaubte, bereit zu sein, drehte sie sich herum. Der Himmel hing in Fetzen vor ihr. Es war später Morgen, aber durch die Risse konnte Jaina Sterne sehen. Arkane Anomalien blitzten auf und verschwanden wieder, bunte Farbflecken, die durch ihre tränengefüllten Augen wie offene Wunden und hässliche Blutergüsse aussahen und spöttisch über den Ruinen tanzten, wo sich einmal eine stolze Stadt erhoben hatte.
    Ein Schatten fiel über sie, doch sie war benommen, von Übelkeit geplagt, und es wollte ihr einfach nicht gelingen, die Augen von dem Schrecken abzuwenden. Ihr war gleich, was da neben ihr vom Himmel sank, bis eine Stimme durch die Trance schnitt.
    „Jaina?“
    Es war eine erschöpfte Stimme, in der Schmerz und Sorge mitschwangen, aber auch Wärme, und sie hörte das Knirschen von Stiefeln im Sand, als er zu ihr herübereilte.
    Langsam wandte sie sich zu Kalec herum. Durch die Tränen, die ihr in den Augen standen, erkannte sie, dass er eine Hand an seine Seite drückte, und auch wenn sie kein Blut sah, wirkte er doch blass und ausgelaugt. Trotzdem fand er die Kraft, leicht humpelnd auf sie zuzurennen. Als er bis auf ein paar Schritte herangekommen war, bemerkte er die Veränderung in ihrem Aussehen – und sie bemerkte seine Reaktion darauf.
    Er streckte die Arme nach ihr aus, gerade als die Beine unter ihr wegknickten, und bevor sie zusammenbrechen konnte, fing er sie auf und drückte sie an seine Brust. Sie schaffte es, ihre Hände nach oben zu schieben und sie fest um seinen Nacken zu schließen. Dann vergrub sie ihr Gesicht an seinem Hals. Er hielt sie ebenso innig wie sie ihn, eine Hand an ihrem Hinterkopf, seine Wange auf ihrem nunmehr weißen Haar, und als sie sich einen langen, wortlosen Augenblick so umklammert hielten, spürte Jaina seinen leisen Trost.
    „Tot“, murmelte sie mit einer Stimme, die vor Schmerz und Schock rau klang. „Alle sind tot, alles ist zerstört – wir haben so hart gekämpft, so tapfer, und wir hätten gewonnen , Kalec, wir hätten gewonnen …“
    Er drückte sie noch fester an sich, versuchte gar nicht erst, sie mit Worten zu beruhigen. Es gab keine Worte, die ihr jetzt Trost spenden konnten, und sie war froh, dass er das erkannte.
    „Mein Königreich – all die Generäle … Machthieb, Tiras’alan, Aubrey, Rhonin, oh, der herzensgute, liebe Rhonin – warum hat er es getan, Kalec? Warum hat er mich gerettet? Ich bin doch diejenige, die für all das die Verantwortung trägt!“
    Nun sagte der Drache doch etwas, wobei er den Kopf nach hinten bog, um ihr tief in die Augen blicken zu können. „Nein“, erklärte er,

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