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World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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gesehen, wie Freund und Feind Angriffen mit arkaner Magie zum Opfer fielen, um nun bei diesem Anblick irgendetwas anderes empfinden zu können als puren Zorn. Die Menschen, die die Explosion erfasst hatte, waren davongeschleudert worden, während die Magie sie Blutstropfen für Blutstropfen verzerrte und verwandelte. Auch die Gebäude waren von innen heraus verändert worden. So gewaltig, wie die Explosion gewesen war, hatte Baine keinen Zweifel, dass jede Kreatur, jeder Grashalm, jede Handvoll Erde dort drüben nun tot war – oder dass Schlimmeres geschehen war.
    Hinzu kam: Die grausige Magie schien sich nicht zu verflüchtigen. Baine kannte sich nicht mit Zaubern aus, darum konnte er auch nicht sagen, wie lange dieses unheimliche violette Glühen wohl noch über der Stadt und den Gefallenen hängen würde, als wäre es ein Banner für Garroshs eiskalt kalkulierte Grausamkeit. Doch er war sicher, dass es sehr lange dauern würde, bis Theramore wieder bewohnbar wäre.
    Tränen rannen an seiner Schnauze hinab, und er machte keine Anstalten, sie fortzuwischen. Rings um ihn drängten sich Gruppen von Kriegern, die jubelten. Als er sich aber umblickte, entdeckte er im Schein dieses unheimlichen, arkanen Glühens auch Gesichter, die ebenso schockiert und angewidert wirkten wie sein eigenes. Was war mit dem Kriegshäuptling geschehen, der gesagt hatte: „Ehre … ganz gleich, wie hoffnungslos die Schlacht auch ist, bewahrt stets eure Ehre!“? Wo war der Kriegshäuptling, der einen anderen Orc, Oberanführer Krom’gar, von einer Klippe in den Tod geschleudert hatte, nachdem dieser eine Bombe über unschuldigen Druiden abgeworfen und nichts als einen Krater zurückgelassen hatte? Die Parallelen waren geradezu unheimlich und trafen Baine bis ins Mark. Garrosh hatte sich von einem Anführer, der solche Morde verurteilte, in einen Anführer verwandelt, der solche Morde beging.
    „Sieg!“, gellte der Kriegshäuptling, der auf den höchsten Hügelkamm einer kleinen Insel im Kanal geklettert war. Er hielt Blutschrei in die Höhe, und die scharfe Klinge der Waffe blitzte im violetten Licht über den versammelten Kriegern der Horde. „Zuerst habe ich Euch eine glorreiche Schlacht geschenkt, in der wir die Feste Nordwacht für uns eingenommen haben, dann habe ich eure Geduld auf die Probe gestellt, damit wir anschließend einen noch ehrenvolleren Kampf führen konnten – gegen die besten Kämpfer und die klügsten Köpfe der Allianz. Jeder von euch kann sich nun einen Veteran aus der Schlacht gegen Jaina Prachtmeer nennen, aus der Schlacht gegen Rhonin, aus der Schlacht gegen General Marcus Jonathan und Shandris Mondfeder! Und um unseren Sieg vollkommen zu machen, habe ich direkt unter der Nase der besten Magier dieser Welt ein Artefakt geraubt. Ein Artefakt, das mächtig genug ist, eine ganze Stadt zu zerstören!“
    Er deutete auf Theramore, als würden seine Krieger nicht bereits alle wie gebannt auf dieses Bild unvorstellbarer Zerstörung starren. „Seht, was wir heraufbeschworen haben! Seht die Pracht der Horde! “
    Fiel es denn niemandem auf? Baine konnte es nicht verstehen. So viele, so unglaublich viele, schienen sich am Anblick der toten Stadt zu ergötzen, wo nun zahllose Tote lagen, die auf die schrecklichste und schmerzhafteste vorstellbare Weise ums Leben gekommen waren. Dabei schien sich die Horde nicht im Geringsten daran zu stören, dass man sie belogen und in eine Schlacht gegen Theramore geführt hatte, obwohl Garrosh von Anfang an über die nötigen Mittel verfügt hatte, um diesen Kampf zu gewinnen, ohne dass auch nur einer seiner Krieger zu Schaden kam. Baine war nicht sicher, was ihn mehr anwiderte.
    Der Jubel klang ohrenbetäubend. Garrosh drehte sich herum, und dabei fing er Baines Blick auf. Eine ganze Weile starrte er ihn an, aber Baine wandte nicht die Augen ab, und schließlich verzog der Kriegshäuptling die Lippen zu einem höhnischen Grinsen, bevor er auf den Boden spuckte und davonstapfte. Die Woge der Triumphschreie folgte ihm.
    Malkorok blieb jedoch noch auf dem Kamm stehen, und nach einer kurzen Weile fing er zu lachen an. Es begann leise und tief und verwandelte sich dann in ein wahnsinniges Gackern. Baines empfindliche Ohren klingelten ob dieses irren Gelächters, ob der Rufe, die das verursachte Leid bejubelten – und ob der Geräusche, die er nur in seinem Kopf hörte. Es waren die Geräusche einer ganzen Stadt, die vor Qualen aufschrie, bevor die Faust der Vernichtung gnadenlos auf

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