World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Rande des echten Meeres, dachte Varian, und er fragte sich, wie viele dieser Leute, die hierhergekommen waren, um sich von Geliebten, Freunden und Familienmitgliedern zu verabschieden, diese wohl heil und unversehrt wieder in Empfang nehmen könnten.
Das Wetter hätte für ihren Plan nicht geeigneter sein können: Es war ein heller Tag mit blauem Himmel und genug Wind, um die Schiffe voranzutreiben, ohne aber die See über Gebühr aufzurauen. Eine Kapelle spielte festliche, inspirierende Kriegsmärsche und die traditionellen Hymnen jeder Nation und Rasse, um sie alle daran zu erinnern, dass sie zusammengehörten.
Doch trotz dieser feierlichen Stimmung sah Varian einige ernste Mienen und sogar Tränen, als er seinen Blick über die Menge gleiten ließ. Dies war ein Krieg, nicht nur ein Scharmützel, von dem die Soldaten heute Abend wieder zurückkämen. Er hatte alles vorausgeplant, so gut es ihm möglich gewesen war, und obwohl die Adeligen versucht hatten, ihn davon abzubringen, würde er die Truppen selbst anführen. Er konnte von diesen Männern und Frauen nicht verlangen, dem Tod ins Angesicht zu schauen, wenn er nicht Schulter an Schulter neben ihnen stand. Als er nun auf die dritte Ebene des mehrstufigen Hafens hinaustrat und unter der gewaltigen Statue des brüllenden Löwen von Sturmwind stehen blieb, jubelten und winkten ihm seine Untertanen zu. Varian senkte die Arme, um Ruhe zu erbitten.
„Bürger der Allianz“, begann er, und seine Stimme hallte laut an die Ohren der erwartungsvollen Zuhörer. „Nur ein paar Tage ist es her, dass die Horde einen Akt der Grausamkeit begangen hat, der so kalkuliert, so hinterhältig war, dass die einzige Antwort darauf nur ein Aufruf zum Krieg sein kann. Ihr seid diesem Aufruf gefolgt. Ihr steht hier vor mir, bereit, zu kämpfen und falls nötig auch zu sterben, um zu verteidigen, was gut und richtig ist in dieser Welt. Die Horde hat diesen Krieg begonnen, nicht wir … aber, beim Licht, wir werden ihn beenden!“
Die Menge jubelte. Auf vielen Gesichtern glänzten zwar Tränen, doch diese Gesichter lächelten.
„Der Angriff auf Theramore kann mit Worten nicht beschrieben werden. Es gibt Gegner, und es gibt Feinde; es gibt zivilisierte Wesen und – Monster. Ich gebe zu, einst habe ich keine solchen Unterscheidungen gemacht. Doch jetzt weiß ich: Nur wer diesen Unterschied kennt, kann den Pfad der Rechtschaffenheit klar vor sich sehen. Indem er über einer Stadt mit so vielen Bürgern eine Manabombe explodieren ließ – ein verabscheuungswürdiger Akt purer Feigheit –, hat Garrosh Höllschrei der Welt gezeigt, was er ist. Er und all jene, die ihm folgen, haben sich entschieden, Monster zu sein. Und genau so werden wir sie auch behandeln.“
Er fuhr fort: „Wir werden diesen Gräuel nicht mit einem ebenso großen Gräuel vergelten, denn wir haben eine andere Wahl getroffen. Aber wir werden kämpfen. Wir werden sie aufhalten, damit sie ihren methodischen Eroberungszug nicht fortsetzen können. Wir werden vereint stehen und vereint alles verkörpern, was die Allianz so großartig macht. Ich bin heute nicht alleine hier. Bei mir ist König Genn Graumähne. Sein Volk hat einen Fluch in ein Geschenk verwandelt. Die Worgen unter euch werden mit größerem Herzen kämpfen, als ihr anderen es je erlebt habt, und sie werden beweisen, dass sie, im Gegensatz zu unseren Feinden, keine Monster sind. Außerdem sind da noch unsere Brüder und Schwestern von den Zwergen und Gnomen. Ohne sie wären diese prächtigen Schiffe niemals rechtzeitig fertiggestellt worden, um Kalimdor zu retten, bevor es an die Horde fällt. Da sind die Kaldorei, seit Langem schon unsere Verbündeten, denen auch wir stets helfend zur Seite stehen – ihre Schiffe warten in großer Zahl, um bei der Befreiung ihres Kontinents mitzuwirken. Und auch die Draenei, die seit ihrer Ankunft auf unserer Welt ein verlässlicher Kompass der Gerechtigkeit waren, stehen hier, bereit, ihr Blut für das Wohl anderer zu vergießen.“
Varian machte einen Schritt nach hinten und breitete die Arme aus, auf dass die Menge diesen Verbündeten Respekt zollte. Er selbst hätte gar nicht dankbarer für ihre Unterstützung sein können. Nie zuvor, so schien es, war es wichtiger gewesen, wahre Freunde und kühle Köpfe um sich zu haben. Viele, viele Minuten lang verschluckte der Jubel der Zuschauer jedes andere Geräusch.
Schließlich trat Varian wieder nach vorne. „Wie ihr alle wisst, werde ich eure tapferen Seeleute
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