World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
nicht einmal erkannt, wie schwer die Geschehnisse in Theramore sie wirklich getroffen haben.“
In ihren blauen Augen lag nicht die geringste Spur von Genugtuung, als sie ihn musterte. „Dann hat sie die Iris also?“
„Ich weiß es nicht. Ich kann sie nicht mehr fühlen, zumindest nicht deutlich. Aber … ja, ich glaube, Jaina könnte sie haben.“
Sie wusste, wie schwer diese Worte ihm fielen – und drückte seine Hand. „Ich weiß nicht, ob dich das tröstet, aber ich finde nicht, dass es ein Fehler gewesen ist, dich in sie zu verlieben. Oder sie noch immer zu lieben. Dein Herz ist groß, aber es muss dem Gebot der Vernunft gehorchen.“
„Weißt du“, begann er, um die Unterhaltung aufzulockern, „es gibt nicht wenige, die behaupten, wir beide würden ein gutes Paar abgeben. Du würdest mich jedenfalls davon abhalten, mich auf die falschen Frauen einzulassen.“
Kiry lachte und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich bin sicher, eines Tages wirst du einen Partner sehr glücklich machen, Kalecgos, aber ich werde es nicht sein.“
„Da geht sie dahin, meine letzte Hoffnung, doch noch ein normaler Drache zu werden.“
„Ich bin froh, dass du kein normaler Drache bist“, entgegnete sie, und die Zuneigung in ihren Augen ließ ihm warm ums Herz werden. Ja, er liebte sie – aber nicht wie einen Partner. Kalec seufzte, und die Melancholie legte sich wieder auf sein Gemüt. „Oh, Kiry, ich bin vom Pfad abgekommen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Ich glaube, du weißt ganz genau, was du tun solltest, und du bist auch nicht vom Pfad abgekommen“, entgegnete sie. „Du stehst nur an einer Kreuzung, mein geliebter Freund. So wie wir alle. Entweder brauchen dich die blauen Drachen als einen Anführer, der sie weise leitet … oder sie müssen ihren eigenen Weg finden und ihr Leben selbst leiten. Gibt es denn eine größere Pflicht als die Verantwortung sich selbst gegenüber? Und was die jüngeren Rassen betrifft: Vielleicht haben ja auch sie das Recht, über ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Ihre eigenen Entscheidungen zu treffen … und mit den Konsequenzen zu leben.“
So wie Garrosh , dachte Kalecgos. Und so wie es nun auch Jaina vorhat.
„Veränderung“, murmelte er, als ihm einfiel, was er einst zur Lady Prachtmeer gesagt hatte. Die Dinge unterliegen einem Rhythmus, einem Kreislauf. Nichts bleibt sich ewig gleich, Jaina. Nicht einmal wir Drachen, die wir so langlebig und angeblich auch so weise sind.
Angeblich.
„Wohin wirst du gehen?“, fragte er leise, und durch diese vier Worte teilte er Kirygosa seine Entscheidung mit.
„Ich bin nicht so weit in der Welt herumgekommen wie du“, sagte sie. „Ich habe gehört, dort draußen soll es warme Ozeane geben, die nicht mit Eis gefüllt sind. Wo die Winde süß duften und nicht frostig in den Augen stechen. Ich glaube, ich würde diese Orte gerne sehen. Mir einen neuen Ort der Reflexion suchen.“
Jedes weitere Wort wäre überflüssig gewesen. Kiry stand auf, als hätte sie nur darauf gewartet, dass er ihr seinen Segen gab. Er erhob sich ebenfalls, dann umarmten sie einander fest.
„Leb wohl, bis wir uns wiedersehen, Kalec“, flüsterte sie. „Solltest du mich je brauchen, such in tropischen Breiten nach mir!“
„Und falls du meine Hilfe benötigst, begib dich zum unwahrscheinlichsten Ort, an dem ein Drache nur leben kann! Ich bin sicher, dort wirst du mich finden.“
Seine Brust zog sich zusammen, als er zusah, wie sie sich verwandelte, ihre Flügel ausbreitete und nach oben eilte. Einmal drehte sie sich noch kurz um, ein stummer Abschied, dann flog sie gen Süden davon.
Eine halbe Stunde später stand Kalecgos allein auf der Spitze des Nexus. Teralygos, einst sein Feind, nun sein Freund, war der Letzte, der den Turm verlassen hatte. Er war in nordöstlicher Richtung verschwunden; im Gegensatz zu Kirygosa sehnte sich der alte Drache nach der friedlichen Stille der kalten Lande, der traditionellen Heimat des blauen Schwarmes.
Kalecs Entscheidung hatte keinen der anderen Drachen, die noch zurückgeblieben waren, wirklich überrascht, und keiner von ihnen schien die Schuld für diesen Exodus bei ihm zu suchen. Veränderungen. Sie waren gekommen, und alle Gegenwehr der Welt, alle Proteste, all die Wünsche, es könnte wieder so sein wie in der guten, alten Zeit, waren machtlos gegen sie. Die Veränderungen ließen sich nicht aufhalten. Was würde nun aus ihm werden, dem einzigen verbliebenen Bewohner dieses nunmehr
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