World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
begleiten, wenn wir heute aufbrechen. Aber ich werde jemanden hierlassen, der euch an meiner statt würdig zu führen vermag, sollte es zum Äußersten kommen. Jemanden, der auch früher schon geführt hat.“
Er nickte, und Anduin, der ein paar Meter entfernt hinter einer der gewaltigen Kanonen gewartet hatte, trat nun neben seinen Vater. Der Prinz trug die Farben der Allianz, Blau und Gelb, dazu einen schlichten silbernen Reif um sein goldenes Haupt, und flankiert wurde er von zwei Draeneipaladinen in prächtiger, gleißender Rüstung. Doch obwohl er viel kleiner war als die beiden, richteten sich alle Blicke auf ihn. Jubel und Applaus brandeten ihm entgegen, und seine Wangen röteten sich ein wenig; er war noch nicht an öffentliche Auftritte gewöhnt. Nach ein paar Sekunden hob er den Arm, damit die Menge verstummte, und öffnete den Mund.
„Ich fürchte, ich werde nie in der Lage sein, Männer und Frauen bereitwillig in die Schlacht zu schicken“, erklärte er. „Aber auch ich muss anerkennen, dass es wohl kaum eine bessere Rechtfertigung für einen Krieg gibt. Die Horde hat uns auf eine Weise angegriffen, die nicht ignoriert werden kann. Jeder, der an die Gerechtigkeit und das Gute glaubt, muss das Grauen von Theramore verurteilen.“ Varian, der seinem Sohn aufmerksam lauschte, dachte daran, wie sich die Nachwirkungen dieses Angriffes gezeigt hatten, wie Jaina, bis dahin eine nüchtern denkende Frau voller Mitgefühl, zu einer Person geworden war, die sich für Rache entschied – mehr noch, die sich nach Gewalt verzehrte.
„Falls wir jetzt nicht handeln – falls diese tapferen Soldaten und Seemänner der Allianz nicht Segel setzen –, dann billigen wir doch, was geschehen ist. Wir ermutigen sie, mehr noch, wir laden sie dazu ein, weiter Gewalt zu säen und noch mehr Unschuldige abzuschlachten. Garrosh Höllschrei hat offen erklärt, dass er die Allianz von dem gesamten Kontinent vertreiben will. Wir können das nicht einfach so hinnehmen. Es kommt eine Zeit, da muss selbst das sanftmütigste Herz sagen: ‚Genug!‘ Und jetzt ist diese Zeit gekommen.“
Er hob die Arme und schloss die Augen. „Und um die Rechtschaffenheit unserer Entscheidung und die Reinheit unserer Absichten zu bezeugen, nun, da diese Flotte ausläuft … beschwöre ich das Heilige Licht, dass es all jene segnet, die bereit sind, ein Opfer darzubringen, um die Unschuldigen zu schützen.“
Ein schwacher Schimmer begann um seine erhobenen Hände zu leuchten. Er glitt an seinem Körper hinab, bis er ihn ganz einhüllte, und schwebte dann nach oben, über die Menge, sodass sein Leuchten auf die Soldaten und Seemänner und ihre Lieben hinabregnete.
„Ich bete, dass ihr mit vollem Mut, vollem Anstand und voller Ehre kämpft! Ich bete, dass die Rechtschaffenheit unserer Sache eure Waffen führen möge. Und ich bitte euch, lasst auch in der Hitze der Schlacht den Hass nicht in eure Herzen einziehen. Sie sollen ein Heiligtum sein, ein Tempel, dem Gedenken an die tragischen Opfer von Theramore geweiht. Denkt in jeder Sekunde daran, dass ihr für die Gerechtigkeit kämpft, nicht um der Vergeltung willen! Wir wollen einen Sieg, keinen Völkermord. Und ich weiß, weiß es mit jeder Faser meines Seins, dass kein Zorn euch erschüttern, kein Schmerz euch schrecken kann, wenn ihr diese Dinge nur fest in euren Herzen behaltet. Dann werden wir triumphieren. Seid alle gesegnet, ihr Kämpfer der Allianz!“
Varian spürte beinahe körperlich, wie ihn das Licht berührte. Es schien ihn zu streicheln, in sein Herz zu strömen, so, wie Anduin gesagt hatte, und mit einem Mal fühlte er sich ruhiger, stärker, mehr im Reinen mit sich selbst.
Er beobachtete, wie sein Sohn mit der ganzen Leidenschaft seiner Seele weitersprach, sah, wie ihn das Licht segnete, rasch und liebevoll. Und er spürte, wie sehr das Volk Anduin verehrte.
Oh, mein Sohn, schon jetzt bist du der Beste von uns allen! Was für einen König du eines Tages erst abgeben wirst!
Ein Horn erklang. Es war Zeit aufzubrechen. Überall am Hafen nahmen Familien nun Abschied – ältere Ehepaare von ihren erwachsenen Kindern, rotgesichtige Jünglinge von ihren Liebsten. Anschließend schob sich ein Strom von Uniformierten auf die wartenden Schiffe zu. Hinter ihnen wurden Küsse in die Luft gehaucht und Taschentücher geschwenkt.
Varian wartete, während Anduin, noch immer von den beiden Paladinen flankiert, auf das Flaggschiff zuging. Einmal musste er kurz lächeln.
„Gut gesprochen,
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