World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
gutturalen, aus Zorn und Trauer geborenen Schrei aus. Das durfte – konnte! – nicht geschehen! Sie hatten es nur mit vier Schiffen zu tun gehabt! Und doch hatte Garrosh sie vernichtend geschlagen.
Varian beabsichtigte nicht länger, zur Küste zu schwimmen, wie er es dem Worgen versprochen hatte. Er wollte sich nicht davonstehlen und überleben, um den Kampf an einem anderen Tag fortzusetzen. Vermutlich hätte er es versucht, wäre die Flotte entkommen. Doch jetzt – jetzt gab es keine Hoffnung mehr. Es gab gar nichts mehr, nur noch die Chance auf ein glorreiches Ende, während er so viele Feinde wie möglich mit sich in den Tod nahm. Die Kraken sollten sich heute nicht nur am Fleisch der Allianz laben.
Er trug noch immer Schalmayne, und nun schloss er die Finger fest um den Griff und zog das Schwert. Anschließend blickte er sich um, auf der Suche nach Hordekämpfern, die sich, wie er, auf eines der Wrackteile gerettet hatten. Da – ein klatschnasser Taure klammerte sich an ein gewölbtes Trümmerstück, das aussah, als wäre es einmal Teil eines Rumpfes gewesen. Er versuchte, sich ganz aus dem Wasser zu ziehen, doch es gelang ihm nicht. Mit einem Zischen und katzenhafter Geschmeidigkeit sprang Varian von Wrackteil zu Wrackteil und landete breitbeinig auf dem Rumpfabschnitt. Sein Schwert sauste hinab, Blut spritzte auf. Es besprenkelte sein Gesicht und fügte dem salzigen Geschmack in seinem Mund ein kupfriges Aroma hinzu.
Das wäre schon mal einer.
Der König von Sturmwind blickte sich nach einem zweiten Opfer um, doch in diesem Moment fiel ganz plötzlich ein Schatten über ihn. Er hob den Kopf und sah die Silhouette eines …
Eines Drachen?
Das Wasser um ihn herum sprudelte auf und nahm dabei Form und Festigkeit an. Es war wie eine Gestalt, die sich auf und ab hüpfend über die Wellen hinwegbewegte, ein blaugrünes Wesen mit einem kleinen Kopf, hasserfüllten Augen und zwei mit Fesseln gebundenen Armen. Ein Wasserelementar – nein, nein, nicht nur einer. Da waren Hunderte von ihnen, die alle wie aus dem Nichts auf der Meeresoberfläche auftauchten.
Sie warfen sich gegen die Kraken, die die Allianzflotte verfolgt hatten. Eines der Ungeheuer hatte sich so weit aus dem Wasser geschoben, dass man seine großen, flachen Augen sehen konnte. Es stieß einen markerschütternden, schrecklichen Schrei aus, als Dutzende entschlossener Elementarwesen auf es einstürmten. Varian konnte gerade noch rechtzeitig beiseitespringen, als ein wild umherwirbelnder Tentakel mit einem ohrenbetäubenden Donnern auf die Wellen herniedersauste. Er erkannte, dass er nun im Wasser sicherer wäre als an der Oberfläche. Also holte er tief Luft und tauchte unter.
Hier bot sich ihm ein faszinierendes Spektakel. Die riesigen Kraken schlugen mit ihren Fangarmen um sich, während die kleineren Elementare wie ein Schwarm um sie herumwirbelten. Kurz darauf färbten Fahnen dunklen Rots das Wasser, wunderschön trotz all der Brutalität, als die Wasserwesen die Meeresungeheuer im wahrsten Sinne des Wortes in Stücke rissen. Varian tauchte fort von den Trümmern der Schiffe, in Richtung des offenen Meeres. Dort kämpfte gerade ein weiterer Kraken ums Überleben, sein träges Gehirn war vermutlich mehr überrascht als verängstigt, dass irgendetwas den Mut hatte, ihn anzugreifen. Ein zweiter trieb an der Oberfläche, und zwei abgerissene Tentakel tanzten auf den Wellen um ihn herum.
Varians Lungen begannen zu brennen, also schwamm er mit kräftigen Zügen zurück nach oben. Doch kaum dass er die Wasseroberfläche durchbrochen und keuchend eingeatmet hatte, packte ihn plötzlich etwas und riss ihn nach oben. Er wollte schon um sich schlagen, da rief ihm eine vertraute Stimme etwas zu.
„Varian!“
Natürlich – die Wasserelementare … Er drehte sich im Griff des blauen Drachen herum und sah Jaina in der anderen Vorderpfote der riesigen Kreatur. Ihr weißes Haar bauschte sich im Wind, ihre Augen aber waren noch immer von diesem merkwürdigen arkanen Glühen erfüllt. Doch da war noch etwas – ein Ausdruck der Trauer, der Resignation auf ihrem Gesicht und zugleich auch ein Gefühl des Friedens, das zuvor noch nicht dort gewesen war.
Sie deutete nach unten, und er schüttelte beim Anblick des Spektakels in der Tiefe den Kopf. Er konnte keine Hordeschiffe mehr sehen, dafür aber mehrere seiner eigenen, die sich in Küstennähe versammelt hatten, bereit dazu, in die Schlacht einzugreifen, sollte noch jemand versuchen zu fliehen. Die
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