World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Tervosh.
„Und Ihr sagtet, Varians Flotte wird in frühestens einem, vermutlich aber erst in zwei Tagen hier eintreffen“, murmelte Kinndy düster. „Ich habe wenigstens acht Kriegsschiffe gezählt. Falls sie sich entschließen anzugreifen, bevor die Siebte Theramore erreicht, können wir uns schon mal an den Geschmack von Kaktusäpfeln gewöhnen. Das bekommen Gefangene doch vorgesetzt, oder?“
Jaina legte dem Gnomenmädchen eine Hand auf die Schulter. „Ich bin mir nicht sicher, ob Garrosh überhaupt Gefangene nimmt, Kinndy.“
„Mylady“, warf die Leidende ein. „Lasst uns jetzt zuschlagen! Sicherlich wird Garrosh nicht nur ein paar Schiffe schicken. Denkt an die Armee, die an der Nordwacht versammelt ist und dort wartet! Wir werden natürlich Verluste hinnehmen, aber zumindest …“
„Nein“, sagte Jaina entschlossen. „Sie befinden sich nicht in Allianz-Gewässern. Ich werde Theramore zwar verteidigen, aber nicht den ersten Schlag ausführen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten.“
„Und zu hoffen“, schob Tervosh murmelnd nach.
Kalecgos hatte sich während der Unterhaltung zurückgehalten, ohne Zweifel, weil er neutral bleiben wollte. Nun öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, aber da plapperte Kinndy dazwischen.
„Lady … ich bin der Meinung, Ihr solltet nach Dalaran gehen.“
Jaina runzelte die Stirn. „Aber – warum sollte ich das tun?“
„Ihr habt dort Freunde … … und Bewunderer.“
„Dem mag so sein, aber die Kirin Tor bestehen sowohl aus Magiern der Allianz als auch der Horde. Sie können sich nicht auf unsere Seite stellen; sie dürfen ihre Neutralität nicht gefährden.“
„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht“, beharrte Kinndy. „Ich meine – sie können doch auch nicht wollen, dass es hier zu einem solchen Blutbad kommt, wie Garrosh es plant. Und wir wissen, dass es sogar in der Horde selbst Leute gibt, die bereit waren, alles zu riskieren, nur um uns zu warnen. Wir sollten es auf jeden Fall versuchen.“
„Da hat sie recht“, bestätigte Kalec, beeindruckt von ihrer Argumentation. „Hier geht es um das größere Wohl.“
Jaina sah Tervosh an. „Ich stimme Kinndy zu“, meinte er.
„Und er hat auch allen Grund dazu“, erklärte das Gnomenmädchen. Die Leidende nickte ebenfalls.
Jaina seufzte. „Nun gut, dann sehen wir mal, was Meister Rhonin zu sagen hat. Aber ich bitte euch – versprecht euch nicht zu viel davon. Leidende, rede mit den Soldaten! Wir sollten bereit sein, falls die Kapitäne dieser Schiffe früher als erwartet beschließen, dass der richtige Zeitpunkt für einen Angriff gekommen ist.“
Anschließend wandte sie sich Kalec zu. Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln – und sie erwiderte es, auch wenn sie sich nicht wirklich ermutigt fühlte. Dann machte sie sich auf den Weg in den Salon.
Dort angekommen berührte sie die drei Bücher, und das Regal glitt zur Seite, um den Spiegel zu enthüllen. Nachdem sie die Beschwörung angestimmt und die Hände bewegt hatte, starrte Jaina noch einen Moment in ihre eigenen Augen, bevor ein blauer Wirbel die Reflexion des Spiegels trübte. Mehrere angespannte Herzschläge fragte sie sich, ob Rhonin vielleicht zu weit von seinem eigenen Spiegel entfernt war. Aber dann tauchte sein Gesicht auf, in viele verschiedene Blautöne getaucht. Seine kräftigen Züge wirkten müde, doch als er Jaina erkannte, hellten sie sich sichtlich auf.
„Lady“, begann er. „Bitte sagt mir, dass Ihr mich nur trefft, um mir mitzuteilen, dass Kalecgos die Fokussierende Iris inzwischen gefunden hat.“
„Leider nein. Aber wir haben zumindest herausgefunden, wie er sie wieder aufspüren kann. Es scheint allerdings, als bewegten die Diebe das Artefakt hin und her, um ihn von der Fährte abzubringen. Darum wartet er nun – falls sie die Iris einsetzen wollen, werden sie irgendwann an einem Ort bleiben müssen.“
Rhonin nickte und rieb sich die Augen. „Das setzt aber voraus, dass er die Diebe rechtzeitig erreicht, bevor sie das Artefakt benutzen können – wofür auch immer.“
„Dessen ist er sich bewusst“, versicherte sie ihm. „Doch es scheint keine andere Möglichkeit zu geben.“
„Selbst Drachen werden also müde“, meinte Rhonin. „Nun, wenn es nicht das ist, worüber Ihr mit mir sprechen wolltet, was dann?“
Andere fanden seine direkte, schnörkellose Art oft irritierend, ganz anders aber Jaina. Auf sie wirkte es vielmehr erfrischend. Er war nicht gerade ein typischer
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