World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
fröhlich, dass Jaina wieder Hoffnung schöpfte. Vielleicht – vielleicht würde sich diese Reise nach Dalaran ja doch noch auszahlen.
13. KAPITEL
„Kleines Fräulein Schülerin“, sagte Kalec, während er die Figuren auf dem Spielbrett betrachtete, „ich glaube, Ihr habt dieses Spiel schon mehr als einmal gespielt.“
Kinndys große Augen wurden noch größer, als sie ihren Unschuldsblick aufsetzte. „Ich? Oh, wohl kaum! Tervosh hat es mir erst in der letzten Woche beigebracht.“ Der Drache hob den blauäugigen Blick von den Spielfiguren und zog eine indigofarbene Braue in die Höhe, woraufhin sich Kinndys Miene in ein Grinsen auflöste. „Na schön“, gestand sie, „es gibt vielleicht doch einen Grund, warum sonst keiner mit mir spielen will.“
„Dann bin ich also nur ein weiteres Opfer für Euch?“
„Mmm“, machte Kinndy, als wollte sie sich nicht festlegen. Kalec war schon im Begriff, seinen nächsten Zug zu machen, da hörte er das vertraute Geräusch eines Teleportationszaubers, und mit einem Mal war das Spiel vergessen. Er drehte sich herum und sah, wie Jaina in dem Salon materialisierte. Sie lächelte, ein Ausdruck, den er noch nicht sehr oft auf ihrem Gesicht gesehen hatte. Im Stillen dankte er der Person oder dem Umstand, der es auf ihre Lippen gezaubert hatte.
„Deine Eltern“, sagte Jaina, an Kinndy gewandt, „sind wirklich die freundlichsten Leute in ganz Azeroth. Und die großzügigsten.“ Sie griff in die Tasche und reichte dem Gnomenmädchen eine kleine Schachtel mit Backwaren. Kinndy öffnete das Päckchen, das eine beeindruckende Vielfalt an Köstlichkeiten enthielt: Törtchen, Pasteten, cremegefüllte Taschen, Teigbällchen und allerlei andere Leckerbissen, bei deren Anblick einem das Wasser im Munde zusammenlief.
„Und, wie lief es?“, fragte Kinndy, bevor sie einen Bissen von etwas Glasiertem und köstlich Duftendem nahm.
Jainas Gesicht wurde wieder ernst. Sie ließ sich auf ihren eigenen Stuhl fallen, um sich etwas Tee einzuschenken. „Nicht sehr gut“, berichtete sie. „Aber ich glaube, es ist mir gelungen, zumindest ein paar Leute zum Umdenken zu bewegen. Also blick nicht so niedergeschlagen drein“, fügte sie hinzu, als Kinndy auf ihrem Platz in sich zusammensank. „Sie haben mir ihre Entscheidung in der Sache noch nicht mitgeteilt. Was bedeutet, dass sie noch weiter darüber beratschlagen müssen. Vielleicht unterstützen sie uns zu guter Letzt ja doch. Aber wie auch immer, es war jedenfalls eine gute Idee, Kinndy.“
„Es wäre eine bessere Idee gewesen, wenn Ihr mit einer ganzen Gruppe von Kirin Tor zurückgekommen wärt“, brummte das Gnomenmädchen.
„Da kann ich dir nicht widersprechen“, erwiderte Jaina. „Aber ich werde nehmen, was ich nur bekommen kann. Und alles, was das zurzeit ist, sind Beerentörtchen.“
„Ich bin froh, dass Ihr noch nicht alles Gute aus Eurer Welt gewichen wähnt“, sagte Kalec, während auch er sich eine von Jaxis Köstlichkeiten nahm. „Aber ich bedaure, dass das Treffen nicht besser verlief.“
Jaina winkte mit einer zuckerverschmierten Hand ab. „Ich kann mir noch genug Sorgen machen, wenn sie mir ihre Entscheidung mitgeteilt haben“, sagte sie. „Aber ich hätte nichts dagegen, wenn Ihr ein paar gute Nachrichten über die Lage hier hättet.“
„Leider nein“, sagte Kalec voll tief empfundenem Bedauern. „Die Horde wartet weiter vor unserer Türschwelle, vorsichtig darauf bedacht, uns nicht zu nahe zu kommen. Und die Fokussierende Iris irrt unglücklicherweise ebenfalls weiter durch Kalimdor, mit einer Geschwindigkeit, die mich jetzt noch verblüfft.“
Kinndy beobachtete sie, während sie an ihrem Törtchen knabberte, die Augen nachdenklich zusammengekniffen. „Ich glaube, ich werde das oben in meinem Zimmer zu Ende essen“, erklärte sie. „Da ist noch ein Buch, das ich mir ansehen wollte. Vielleicht finde ich ja etwas Hilfreiches darin.“
Sie stellte Teetasse und Törtchen auf einem Tablett ab und verließ den Salon ohne ein weiteres Wort. Jaina zog eine goldene Augenbraue nach oben, während sich ihre Stirn verwirrt furchte.
„Was hatte das denn zu bedeuten?“, fragte sie.
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Kalec, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er hatte zwar eine Vermutung, warum das Gnomenmädchen sie beide allein lassen wollte … aber das war ein Gedanke, mit dem er sich nicht weiter beschäftigen konnte.
Sie wandte sich ihm zu und blickte ihn neugierig an.
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