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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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die Russen mit ihrem Eintreten für einen Vertrag über die Kriegführung im Netz? Der Vorschlag kommt aus einem Land, das in diesem Bereich über einige Fertigkeiten verfügt, einem Land, das regelmäßig Hackerangriffe gegen andere Staaten durchführt, das sich der internationalen Zusammenarbeit gegen Cyberkriminalität bisher verschlossen hat und kein einziges internationales Abkommen gegen Computerkriminalität unterzeichnet hat (etwa das Übereinkommen des Europarats).
    Obwohl ich den russischen Vorschlag für ein internationales Verbot der Computerspionage ablehne, ist mir klar, dass Cyberspionage diplomatische Bemühungen beeinträchtigen, andere Staaten provozieren und sogar destabilisierend wirken kann. General Ken Minihan von der US-Luftwaffe sagte mir: »Wir führenKriegshandlungen durch, ohne daran zu denken, dass es dabei um einen Krieg geht.« Das ist gefährlich, aber möglicherweise gibt es andere Wege, diese Befürchtungen zu beschwichtigen. Im Kalten Krieg fanden geheime Treffen zwischen der CIA und dem KGB statt, bei denen stillschweigend bestimmte Spielregeln vereinbart wurden. Keine Seite zog durch die Gegend und mordete die Agenten des Gegners. Bestimmte Dinge waren tabu. Vielleicht kann es ähnliche Vereinbarungen für die Cyberspionage geben. Man sollte diese stillschweigenden Vereinbarungen nicht unterschätzen. Den Staaten muss bewusst sein, dass Cyberspionage leicht mit Kriegsvorbereitungen verwechselt und daher als Provokation betrachtet werden kann. Ein Land sollte im Netz nichts tun, was es nicht auch in der realen Welt tun würde. Wenn man nicht bereit ist, Agenten einzuschleusen, um an die Informationen heranzukommen, die man im Netz stehlen will, sollte man sie sich wahrscheinlich auch nicht auf elektronischem Weg besorgen. Der Unterschied zwischen Datendiebstahl und Sabotage ist minimal, daher sollten Länder darauf achten, wo sie sich im Cyberspace herumtreiben und was sie mitgehen lassen.
    Das Ausspionieren von Regierungen ist möglicherweise außer Kontrolle geraten, doch die wahren Schätze Amerikas sind nicht unsere Regierungsgeheimnisse, sondern unser geistiges Eigentum. Amerikanische Unternehmen und Steuerzahler geben Milliarden Dollar für die Finanzierung von Forschung und Entwicklung aus. China stiehlt die Resultate für ein paar Cent und bringt die Produkte auf den Markt. Der einzige wirtschaftliche Vorteil, den die USA besitzen, unser technischer Vorsprung, schrumpft aufgrund der Computerspionage. Selbst wenn es nie zu einem richtigen Cyberkrieg kommen sollte, könnte sich das Kräftegleichgewicht durch die chinesische Wirtschaftsspionage und den Diebstahl geistigen Eigentums zu Ungunsten der USA verschieben. Wir müssen dem Schutz dieser Informationen eine viel höhere Priorität einräumen, und wir müssen China wegen seines Verhaltens zur Rede stellen.
    Wenn bestimmte destabilisierende Tätigkeiten der Cyberspionage Konsequenzen hätten, würden Staaten stärker kontrollieren, wer Cyberspionage betreibt, aus welchem Grund und wo. Die meisten Regierungsbeamten wollen Szenen vermeiden, in denen sie einem empörten Außenminister oder einem anderen höheren Vorgesetzten erklären müssen, wie der Informationswert einer verdeckten Operation den Schaden wettmachen soll, der durch das Bekanntwerden der Aktion entstanden ist. Mir ist bewusst, dass die Ergebnisse der Cyberspionage manchmal in keinem Verhältnis zu dem Schaden stehen, den sie anrichten können, dennoch denke ich, dass man diesem Risiko am besten mit geheimen Absprachen zwischen den Staaten unter Beteiligung von Geheimdiensten und Regierungen begegnet. Ein Abrüstungsabkommen mit einer Beschränkung der Cyberspionage ist nicht unbedingt in unserem Interesse, außerdem ergäben sich Schwierigkeiten bei der Umsetzung und Kontrolle.
    Ein Verbot des Cyberkriegs?
    Wäre es dann eine gute Idee, sich für ein völliges Verbot eines Cyberkriegs gemäß meiner Definition (also ohne Cyberspionage) auszusprechen? Theoretisch könnte ein Verbot die Entwicklung oder den Besitz von Cyberwaffen einschränken, doch es gäbe keine Möglichkeit, dieses Verbot durchzusetzen oder zu überprüfen. Anstelle des Besitzes von Cyberwaffen oder der Spionage könnte man auch den Einsatz von Cyberwaffen gegen bestimmte Ziele oder ihre Anwendung vor dem Ausbruch von Feindseligkeiten verbieten. Betrachten wir einige Beispiele, um zu beurteilen, ob ein solches Verbot, falls es umgesetzt werden könnte, im Interesse der USA wäre.
    Stellen wir

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