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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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sie in einen toten Briefkasten in verschiedenen Parks in der Nähe seiner Wohnung in Vienna in Virginia. Insgesamt verriet Hanssen nicht mehr als ein paar hundert Seiten an Dokumenten.
    Derzeit verbringt Hanssen 23 Stunden am Tag in Isolationshaft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado Springs. Er bekommt keine Post, darf keine Besucher empfangen und nicht telefonieren, und wenn er von den Aufsehern angesprochen wird, bezeichnen sie ihn nur als »Häftling« und reden von ihm in der dritten Person (»Der Häftling verlässt jetzt seine Zelle«). Immerhin kam Hanssen mit dem Leben davon. Die Spione, die er verriet, hatten weniger Glück. Mindestens drei Russen, die für die amerikanischen Geheimdienste gearbeitet hatten, wurden von Hanssen verraten und von den Russen getötet. Ein vierter kam ins Gefängnis. Spionage war ein gefährliches Geschäft für die Agenten. Heute wird sie aus der Ferne betrieben.
    Die Spione, die die Informationen zur F-35 stahlen, mussten nicht warten, bis ein Rekrut befördert wurde und Zugang zu den Daten erhielt, sie mussten niemanden finden, der sein Land verraten wollte, keiner musste das Risiko auf sich nehmen, erwischtzu werden und in einem Hochsicherheitsgefängnis zu landen (oder Schlimmeres zu erleiden). Dabei findet sich dank der gestohlenen Daten vielleicht eine Schwachstelle in der Konstruktion oder bei den technischen Systemen der F-35. Vielleicht entdeckt man einen Angriffspunkt für eine neue Cyberwaffe, die man in einem zukünftigen Krieg einsetzen kann, um unsere Dominanz in der Luft durch die Dominanz im Cyberspace zu schwächen. Aber es kann sogar noch schlimmer kommen. Was wäre, wenn die Hacker, nachdem sie in unser System eingedrungen sind, nicht nur Informationen herunterladen, sondern auch ein Software-Paket installieren würden? Das vielleicht eine Falltür bietet, damit sie später wieder ins Netzwerk eindringen können, auch wenn der ursprüngliche Weg blockiert ist. Oder eine logische Bombe, die das Netzwerk des Verteidigungsministeriums in einer zukünftigen Krise zusammenbrechen lässt. Spionage und Sabotage sind nur ein paar Mausklicks voneinander entfernt. Wer immer unser Gegner ist, möglicherweise befindet er sich gerade in unseren Systemen, einstweilen nur, um Informationen zu beschaffen, aber dieser Zugang ermöglicht es ihm auch, unsere Netzwerke zu manipulieren oder zu zerstören. Das Wissen, dass andere Länder in unsere Systeme eingedrungen sind, »nur um zu spionieren«, könnte dem Pentagon und dem Präsidenten in der nächsten Krise einiges Kopfzerbrechen bereiten.
    Ein Verbot der Computerspionage ist überaus problematisch. Es ist manchmal nahezu unmöglich, sie einem Land nachzuweisen. Die Cyberspionage, die Russland und die USA zurzeit betreiben, wird normalerweise nicht bemerkt. Selbst wenn es Mittel gäbe, die Hacker mit ihren raffinierten Methoden auf frischer Tat zu ertappen, wäre es extrem schwierig, nachzuweisen, wer am anderen Ende der Leitung an der Tastatur sitzt und für wen er arbeitet. Wenn wir uns einem Abkommen zum Verbot der Cyberspionage anschließen, würden sich die amerikanischen Geheimdienste vermutlich daran halten, bei anderen Staaten muss man das jedoch bezweifeln.
    Die Art, wie Informationen auch mit Hilfe der Cyberspionage gesammelt werden, verletzt vielleicht das Feingefühl mancher Menschen und verstößt gelegentlich gegen internationales oder nationales Recht, doch abgesehen von einigen nicht zu vernachlässigenden Ausnahmen ist die Spionagetätigkeit der USA im Allgemeinen notwendig und dient den amerikanischen Interessen. Die Vorstellung, dass man auf Spionage unmöglich verzichten kann, ist unter den Experten für nationale Sicherheit und Parlamentsabgeordneten weit verbreitet. Ich stellte meinen Leuten, als ich noch mit der Rüstungskontrolle zu tun hatte, immer wieder die gleiche Frage: »Wenn die Zeit kommt, sich für die Ratifizierung des Abkommens auszusprechen, wie werden Sie dem US-Senat erklären, warum Sie dieser Regelung zugestimmt haben, oder, da es wahrscheinlicher ist, dass ich mich dazu äußern muss, wie zum Teufel erkläre ich, warum wir dem Vorschlag zugestimmt haben?« Bei einem Abkommen zum Verbot der Spionage wüsste ich nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Wenn man sich daher mit dem russischen Vorschlag zum Verbot der Netzspionage beschäftigt, muss man sich doch fragen, warum Russland den Vorschlag machte und was er über die russischen Absichten aussagt. Welchen Zweck verfolgen

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