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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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uns ein Szenario ähnlich wie den am Anfang des Buches geschilderten israelischen Angriff auf die syrische Atomanlage vor. In unserem Fall sind es aber die USA, die einen Schurkenstaat von der Entwicklung einer Atombombe abhalten. Die USA beschließen, die geheime Anlage zu bombardieren, wo die Atombombe gebaut werden soll. Gut möglich, dass die USA in der Lage sind, das Flugabwehrsystem des Gegners mit Hilfe einer Cyberwaffe auszuschalten. Wenn wir ein Abkommen zum Verbot von Cyberwaffen unterzeichnen würden, müssten wir uns entscheiden, ob wir gegen das Abkommen verstoßen oder unsere Piloten losschicken wollen, ohne sie so gut wie möglich zu schützen. Kaum ein Politiker oder General in diesem Land möchte erklären, dass amerikanische Flugzeuge abgeschossen und amerikanische Piloten gefangen genommen oder getötet wurden, weil man die Luftabwehr des Gegners hätte ausschalten können, es aber nicht tat, da man sonst gegen ein internationales Abkommen verstoßen hätte.
    Oder stellen wir uns ein Szenario vor, bei dem sich die USA bereits in einem bewaffneten Konflikt mit einem anderen Land befinden, wie das in unserer jüngeren Geschichte bereits mit Ländern wie Serbien, dem Irak, Panama, Haiti, Somalia und Libyen der Fall war. Die amerikanischen Truppen könnten konventionelle Bomben durch Cyberwaffen ersetzen. Beim Einsatz der Cyberwaffen gäbe es weniger Tote, weniger Zerstörungen und weniger langfristige Schäden. Auch hier würde ein komplettes Verbot der Cyberwaffen die USA zwingen, sich zwischen einem Verstoß gegen das Abkommen und einem größeren Ausmaß an Zerstörungen zu entscheiden.
    Bei einem einfacheren Szenario ginge es nicht um einen bewaffneten Konflikt oder einen Präventionsangriff der USA, sondern um einen Routinevorfall wie beispielsweise ein amerikanisches Schiff, das friedlich in internationalen Gewässern kreuzt. In unserem Fall wäre ein amerikanischer Zerstörer parallel zur nordkoreanischen Küste unterwegs und würde von einem nordkoreanischen Patrouillenboot angegriffen, das Raketen auf den Zerstörer abfeuert. Das amerikanische Schiff verfügt über eine Cyberwaffe, die ins Steuersystem der ankommenden Raketen eingreift und sie vom Ziel ablenkt. Wenn es ein komplettes Verbot von Cyberwaffen gäbe, wäre es den USA nicht einmal erlaubt, diese Waffe bei einem nicht provozierten Angriff zum Schutz ihrer eigenen Truppen einzusetzen.
    Besonders schwierig wäre ein Verzicht, wenn Cyberwaffen bereits gegen uns eingesetzt werden würden. Wenn ein Gegner mit Hilfe von Cyberwaffen versuchen würde, ein Netzwerk des US-Militärs oder auch nur eine Waffe lahmzulegen, wäre die Versuchung groß, sich über ein internationales Abkommen hinwegzusetzen und entsprechend zu reagieren.
    Die beiden Positionen für oder gegen ein komplettes Verbot von Cyberwaffen sind klar. Wenn wir wirklich glauben, ein Verbot sei im Interesse der USA, müssen wir bereit sein, Opfer zu bringen, nur dann ließe sich ein internationaler Verzicht auf Cyberwaffen durchsetzen. Auch in der Vergangenheit gab es Situationen, in denen wir einen unmittelbaren militärischen Vorteil daraus gezogen hätten, eine Atomwaffe oder eine biologische oder chemische Waffe einzusetzen, aber wir haben uns immer dafür entschieden, den globalen Konsens zum Verzicht dieser Waffen zu bewahren. Doch da Cyberwaffen keine direkten Todesopfer fordern, kann es schwierig werden, ein Verbot in Verbindung mit einem konventionellen Krieg zu rechtfertigen. Wenn bereits Schüsse fallen, wäre der Einsatz von Cyberwaffen nicht unbedingt destabilisierend und würde auch nicht zu einer Eskalation beitragen, falls (und darauf kommt es an) ihr Einsatz nicht das Ausmaß des Krieges überschreitet. Das amerikanische Militär wird argumentieren, dass Cyberwaffen ein Vorteil für die USA seien und dass wir unseren technologischen Vorsprung nutzen müssten, um zu kompensieren, dass unsere Truppen nur spärlich über den Globus verteilt sind und potenzielle Gegner über ausgefeilte konventionelle Waffen verfügen.
    Wenn man unseren Wunsch, militärische Flexibilität zu bewahren, in Relation zu den Schäden setzt, die ein Cyberkrieg in den USA anrichten könnte, wäre es vielleicht möglich, internationale Einschränkungen zu entwickeln, die aber kein völliges Verbot darstellen. Ein internationales Abkommen, das den Einsatz von Cyberwaffen unter allen Umständen verbietet, wäre die extremste Form eines Verbots. Im vorangegangenen Kapitel wurde die

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