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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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internationalen Druck zu ignorieren und zum zweiten Mal eine Atombombe zu zünden. Der erste Versuch drei Jahre zuvor war von einigen westlichen Beobachtern als »partieller Rohrkrepierer« eingestuft worden. In den Stunden nach derzweiten Explosion saß Susan E. Rice, die amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen, in ihrer Suite in den Waldorf Towers in New York am Telefon, um sich mit dem Weißen Haus und dem Außenministerium zu beraten und anschließend Kontakt zu den übrigen UNO-Botschaftern aufzunehmen, vor allem mit den japanischen und südkoreanischen Delegationen. Der südkoreanische UNO-Generalsekretär Ban Kee Moon stimmte einer Sondersitzung des Sicherheitsrats zu. Die Ergebnisse der hektischen diplomatischen Konsultationen waren eine weitere internationale Verurteilung Nordkoreas und weitere Sanktionen gegen die tyrannische Staatsmacht des Landes. Anderthalb Jahrzehnte hatte man sich bemüht, eine nordkoreanische Atommacht auf diplomatischem Weg zu verhindern. Wie hatte es dazu kommen können, dass alle Bemühungen gescheitert waren?
    Einige Beobachter des Regimes in Pjöngjang erklärten, das mittellose Land habe kein anderes Druckmittel, um an Kredite, Lebensmittelhilfe und kostenlose Öllieferungen heranzukommen. Die Volksrepublik könne nur immer wieder dasselbe Produkt verkaufen, nämlich das Versprechen, ihre Atomwaffenkapazitäten nicht weiter auszubauen. Andere Experten verwiesen auf die Gerüchte über den schlechten Gesundheitszustand des »geliebten Führers« Kim Jong-Il. Die Kaffeesatzleser meinten, er habe in dem Bewusstsein, dass es mit ihm zu Ende gehe, seinen dritten Sohn, den 25-jährigen Kim Jong-Un, als Nachfolger ausgewählt, und um zu verhindern, dass die Vereinigten Staaten oder Südkorea die Schwäche des Regimes in der Phase der Machtübergabe ausnutzten, habe er sich zum Säbelrasseln entschlossen. In der Vergangenheit hatte die Methode Nordkoreas darin bestanden, Drohungen auszustoßen, Aufmerksamkeit zu erregen, der Welt einen Vorgeschmack darauf zu geben, welch entsetzliche Dinge geschehen könnten, um dann Verhandlungen anzubieten und schließlich Vereinbarungen zu treffen, die seine wirtschaftliche Lage verbesserten.
    Hatte die Zündung der Bombe die Vereinigten Staaten und andere Länder dazu bewegen sollen, Nordkorea umgehend neue Getreide- und Öllieferungen anzubieten, so verfehlte das Manöver seinen Zweck. Nachdem die amerikanische Regierung den Atombombentest verurteilt und die Verlagerung von Abfangraketen nach Hawaii angekündigt hatte, wandte sie sich wieder der Gesundheitsreform, Afghanistan und der Selbstgeißelung wegen des Versagens ihrer Nachrichtendienste zu. Ein Mitglied des Regierungsapparats erklärte öffentlich, die Vereinigten Staaten würden erneut eine als »Cyber Storm« bezeichnete Übung für den Netzkrieg starten, um die Mechanismen zur Verteidigung ihrer vernetzten Systeme zu testen. An der Übung im Jahr 2009 sollten sich auch andere Länder beteiligen, darunter Japan und Südkorea. Die nordkoreanischen Medien reagierten rasch mit dem Vorwurf, die bevorstehende Übung sei ein Deckmantel für eine Invasion des Landes. Diese ebenso bizarre wie paranoide Analyse war charakteristisch für das Regime in Pjöngjang. Niemand kümmerte sich darum.
    Als am 4. Juli die Ferien anlässlich des Nationalfeiertags begannen, verließen die Beamten der Washingtoner Regierungsstellen die Stadt, um sich in ihre Ferienhäuser an den Stränden der Ostküste zurückzuziehen. Die Touristen in Washington strömten zur National Mall, wo hunderttausend Menschen das spektakuläre Feiertagsfeuerwerk verfolgten. Auf der anderen Seite des Erdballs entging einigen Mitgliedern der nordkoreanischen Führung die Verbindung von Raketen und 4. Juli nicht. Im Weltall registrierte ein amerikanischer Satellit einen Raketenstart in Nordkorea. Die Computer in Colorado ermittelten rasch, dass es sich um eine Kurzstreckenrakete handelte, die auf das offene Meer zielte. Dann wurde eine zweite Rakete gestartet, und es folgten noch fünf weitere. Ob Nordkorea nun um Hilfe rufen oder mit dem Säbel rasseln wollte – es schien klar, dass es die Aufmerksamkeit der Welt zu erregen versuchte. Und der Weckruf blieb nicht auf die Erdatmosphäre beschränkt, sondern verlagerte sich in den virtuellen Raum.
    Kurz vor dem amerikanischen Nationalfeiertag verschickte ein nordkoreanischer Agent eine verschlüsselte Botschaft an etwa 40000 Computer in aller Welt, die mit einem

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