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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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Atomprogramm wie geplant weiterlaufe. Tatsächlich hatten sie noch keine Bombe gebaut, aber sie hatten ja auch immer behauptet, es gäbe kein Atombombenprogramm, weshalb sie nicht zugeben mussten, einer Cyberattacke zum Opfer gefallen zu sein, die ihr Bombenprogramm gebremst hatte.
    In Tel Aviv erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, der Cyberangriff sei das Werk Israels gewesen. Die Personen, die dieses Gerücht verbreiteten, wussten jedoch nicht genau, wer es getan hatte. Es sickerte auch durch, dass das iranische Atomwaffenprogramm dem israelischen Geheimdienst weiterhin Sorge bereite, obwohl es gebremst worden sei. Die Option des Luftschlags war noch nicht vom Tisch.
    Doch in vielen Regierungen war das Problem des iranischen Atomprogramms nicht das einzige Thema in Zusammenhang mit Stuxnet. Vielmehr wurde darüber gesprochen, dass all das Gerede über Cyberattacken, die ebenso großen Schaden anrichten können wie Bomben, wahrscheinlich der Wahrheit entsprach. Vielleicht traf die Behauptung zu, dass Cyberkrieger in der Lage seien, die ÜSE-Systeme zu kapern, die für die Steuerung der Stromnetze benötigt werden. Zunächst waren die Regierungen vieler Länder beeindruckt davon, was jemand mit dem Iran gemacht hatte, doch dann erschauderten sie und begriffen, dass so etwas auchihnen widerfahren könnte – dass die Möglichkeit besteht, ihr Stromnetz oder ihre Öl- und Gasleitungen lahmzulegen, ohne dass sie etwas dagegen tun können.
    Die neuen »Cyberkrieger« und die Medien sehen in derartigen Vorfällen die ersten offenen Zusammenstöße von Staaten im virtuellen Raum. Es gibt noch weitere Beispiele für solche Auseinandersetzungen, darunter Angriffe Chinas, Taiwans, Israels und anderer Länder. Manche bezeichnen den Konflikt in Estland als »Ersten Webkrieg«.
    Andere sind nicht der Meinung, dass diese und andere Zwischenfälle in jüngster Vergangenheit Vorboten einer neuen Art der Kriegführung sind. Die Attacke gegen den Iran betrachten sie als neue Variante der elektronischen Störung, die in anderer Form seit fast einem halben Jahrhundert üblich ist. Nach Ansicht dieser Skeptiker waren die amerikanischen Aktionen im Irak nebensächlich und dienten in erster Linie der Propaganda. Die Angriffe Russlands und Nordkoreas betrachten die Zweifler lediglich als Belästigung und Störmanöver.
    Die Syrer, Iraker, Esten, Georgier und Südkoreaner sehen in diesen Geschehnissen natürlich sehr viel mehr als ein Ärgernis. Ich neige dazu, ihnen zuzustimmen. Ich habe diese bekannten Episoden des Netzkrieges vor allem beschrieben, um zu zeigen, dass es mittlerweile zu Konflikten zwischen Staaten im virtuellen Raum kommt. Doch über diese unanfechtbare Feststellung hinaus können wir fünf Lehren aus diesen Zusammenstößen ziehen:
    1. Der Netzkrieg ist eine Realität. Was wir bisher gesehen haben, sagt wenig darüber aus, welche Möglichkeiten er tatsächlich bietet. In den meisten dieser öffentlich bekanntgewordenen Scharmützel im virtuellen Raum wurden – abgesehen von Stuxnet – lediglich primitive Waffen eingesetzt. Man darf vermuten, dass die Angreifer ihre anspruchsvolleren Waffen noch zurückgehalten haben. Die USA und andere Staaten verfügen über einelektronisches Arsenal, mit dem sie ein modernes Land verwüsten könnten.
    2. Der Netzkrieg spielt sich mit Lichtgeschwindigkeit ab. Wenn die Photonen der attackierenden Datenpakete durch die Glasfaserkabel strömen, ist der Zeitraum, der vom Beginn des Angriffs bis zum Eintritt der Wirkung verstreicht, fast nicht messbar. Das konfrontiert die Entscheidungsträger in Krisensituationen mit großen Risiken.
    3. Der Netzkrieg ist ein Weltkrieg, ein World Wide War. Angriffe im virtuellen Raum nehmen in jedem Konflikt rasch globale Ausmaße an, da insgeheim gekaperte oder gehackte Computer und Server in aller Welt dafür genutzt werden. Innerhalb kürzester Zeit werden zahlreiche Staaten in die Auseinandersetzung hineingezogen.
    4. Der Netzkrieg überspringt das Schlachtfeld. Vernetzte Systeme, auf die wir in verschiedensten Bereichen – vom Bankwesen bis zum Luftabwehrnetz – nicht verzichten können, sind aus dem Internet zugänglich und können rasch übernommen oder ausgeschaltet werden, ohne das ein Angreifer dafür zuerst die herkömmlichen Verteidigungseinrichtungen eines Landes zerstören müsste.
    5. Wir befinden uns bereits im Netzkrieg. Die Staaten rechnen mit Feindseligkeiten und bereiten das »Schlachtfeld« vor. Sie dringen in die

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