World's End
gräßlichen Tag hinter dem Gutsherrenhaus mied er Wouter, der bis dahin immer sein Liebling gewesen war, und fiel in eine Art Trance, wie ein vors Mühlrad gespannter Esel. Er war nur noch der Schatten seines früheren Selbst, ein Mann aus Stroh, und sein Sohn – sein Ältester, das Glück seines Lebens, dieser Junge, der ihn angebetet hatte – betrachtete ihn mit Verachtung und Mitleid, mit der nie wiedergutzumachenden Verletztheit des Verratenen.
In der Trostlosigkeit jenes ersten Winters wurde Wouter zwölf, im nächsten dreizehn. Es war die hoffnungsloseste Phase seines Lebens. Er hatte seinen Vater verloren, den Vetter verloren, der ihm ein Bruder gewesen war, und die eigene Identität als Sohn des Mannes, der dem patroon entgegengetreten war, hatte er auch verloren. Lange Zeit konnte er nichts essen. Egal, was ihm seine Mutter auftat – Pfannkuchen, Kekse, den saftigsten Braten, den fleischigsten Eintopf –, allein der Geruch verursachte ihm Übelkeit, schnürte ihm die Kehle zu und den Magen zusammen. Er verlor an Gewicht. Durchstreifte die Wälder wie ein Gespenst. Brach unvermittelt in Weinkrämpfe aus. Ohne Cadwallader Crane wäre er vor Kummer übergeschnappt, so wie damals seine Tante Katrinchee.
Der junge Cadwallader, der im ersten jener leidvollen Winter an Jahren bereits zwanzig war, stellte den letztgeborenen und geistig langsamsten Sproß jenes Clans von belesenen und gebildeten Stelzvögeln dar, dessen Oberhaupt Hackaliah Crane war, der alte Yankee-Intellektuelle. Der alte Crane leitete seit etwa fünfzehn Jahren Van Wartwycks einzige Lehranstalt, die Witzbolde auf Jan Pieterses Veranda in Anspielung auf die Örtlichkeit als Cranes Küchenschule bezeichneten. Im Winter, wenn die Ernte eingebracht und in Speicher und Scheune verstaut war, wenn die Tage kürzer wurden und das Wetter sich verschlechterte, versammelte Hackaliah seine sechs, acht oder zehn widerwilligen Schüler in der Küche des verwinkelten Steinhauses, das er mit den eigenen schwieligen Händen aufgebaut hatte, weihte sie in die Geheimnisse beim Entziffern des Alphabets und einfacher Rechenoperationen ein, und als Draufgabe streute er noch ein paar Brocken Sueton, Tacitus und Herodot darüber. Er hielt diese Versammlungen ab, weil er sich dazu berufen fühlte, weil er es als den Zweck und die Pflicht seines Lebens ansah, die Fackeln von Fortschritt und Bildung am Leuchten zu halten und weiterzureichen, selbst an den barbarischen, dunklen Gestaden der Neuen Welt. Aber natürlich tat er all das nicht nur um der Liebe willen – eine gewisse Entlohnung bekam er auch. Und als notorischer Knicker forderte der Yankee-Schulmeister die Körbe mit Äpfeln und Zwiebeln, den Bund von getrockneten Saatgurken, den Ballen gekämmten Flachs oder den mit Mais gemästeten Truthahn so hartnäckig ein, als wäre es der ihm gebührende Zehnte – und wehe dem ahnungslosen Schüler, dessen Eltern säumige Zahler waren. Und in dieser rudimentären Bildungsstätte freundete sich Wouter in der Trostlosigkeit dieser Monate langsam mit Cadwallader Crane an.
In glücklicheren Tagen hatte Jeremy den jungen Crane immer gekonnt nachgeäfft – den unsteten Gang und die ruckartigen, vogelähnlichen Bewegungen des dürren Halses und des unförmigen Kopfes –, und Wouter war ein grandioser Imitator von Cadwalladers kehligem Begrüßungskrächzen und dem lauen, verwaschenen Singsang gewesen, mit dem er von der Schiefertafel oder aus der Fibel vorlas, doch jetzt, in seiner Einsamkeit, fühlte sich Wouter auf merkwürdige Weise zu ihm hingezogen. Cadwallader war lächerlich, jawohl, fünf Jahre älter als Tommy Sturdivant, der nächstälteste Schüler der Klasse, und unfähig, seine Lektionen zu lernen, obwohl er sie schon fünfhundertmal hatte über sich ergehen lassen; er war der Alptraum seines ehrwürdigen Vaters und eine schwere Prüfung für die Liebe seiner Mutter. Aber auf seine Art war er auch ein interessanter Kerl, wie Wouter bald entdecken sollte.
Eines bitterkalten Januarnachmittags, als Wouter nach der Schule nicht gleich nach Hause ging, führte ihn Cadwallader ums Haus herum zum Holzschuppen und holte aus einem Versteck in der Ecke ein Brett heraus, auf dem er ein schillerndes Sammelsurium von Motten und Schmetterlingen befestigt hatte, die wie in schwebendem Flug gebannt wirkten. Wouter war sprachlos. Schokoladenbraun und golden, silberblau, gelb, orange und rot: dort, im winterlichen Zwielicht des engen Schuppens, spürte er den Atem des
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