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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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sollte.
    »Du hast mich also doch gefunden«, sagte Truman schließlich. Seine Stimme klang belegt, vom Alkohol verlangsamt. Er wirkte nicht eben überglücklich.
    »Mmm-mh«, machte Walter nach einer Weile und starrte in seinen Becher. »Hast du denn meine Briefe nicht gekriegt?«
    Sein Vater knurrte. »Briefe? Ja, Mann – die Briefe hab ich gekriegt.« Er stand auf und ging schwerfällig ins Hinterzimmer, ein großer, breitschultriger Mann mit der traurigen, unsicheren Miene eines Reisenden, der sich in einer Stadt voll fremder Menschen verlaufen hat. An den Beinen fehlte ihm nichts, absolut nichts. Und an den Füßen auch nicht. Kurz darauf kam er mit einer Pappschachtel zurückgestampft, die er Walter in den Schoß knallte.
    Darin lagen die Briefe: Walters hoffnungsvolle Schrift, die Briefmarken, die Poststempel. Da waren sie. Alle miteinander. Und kein einziger war geöffnet.
    Der hat nie einen Sohn gehabt. Walter blickte von der Schachtel in die glasigen Augen seines Vaters. Sie hatten sich an der Tür nicht berührt, nicht einmal die Hand gegeben.
    »Woher hast du gewußt, wo ich bin?« fragte Truman plötzlich.
    »Von Piet. Piet hat es mir erzählt.«
    »Pete? Was denn für ’n ›Pete‹? Wer ist dieser Pete?« Der Alte trug einen Vollbart, rot wie der von Erik dem Eroberer, um den Mund herum allerdings ergraut. Sein Haar war lang, hinten zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Er runzelte die Stirn.
    Walter spürte den Gin wie Frostschutzmittel in den Venen pulsieren. »Den Nachnamen weiß ich nicht mehr. Ein kleiner Kerl – du weißt schon, der war damals vor vielen Jahren dein Freund, als ...« Er wußte nicht, wie er es formulieren sollte. »Lola hat mir von ihm erzählt, und über die Unruhen und –«
    »Ach, du meinst Piet Aukema? Den Zwerg?«
    Walter nickte.
    »Verdammt, den hab ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen – woher zum Teufel sollte der wissen, wo ich bin?«
    Walter sank das Herz in die Hose. Er spürte, wie die Vergangenheit ihn zerquetschte wie ein Schraubstock. »Ich hab ihn im Krankenhaus getroffen«, sagte er, als könnte diese Tatsache seine Geschichte irgendwie erhärten. »Er sagte, er hätte vor kurzem Post von dir gekriegt. Aus Barrow. Und daß du hier Lehrer bist.«
    »Der Kerl lügt, verdammt noch mal!« brüllte Truman und kam mühsam auf die Beine, seine Miene war wutverzerrt. Er warf wilde Blicke durch den Raum, als wollte er gleich seine Tasse gegen die Wand knallen, den Ofen aus der Verankerung reißen oder sonst etwas, dann aber winkte er müde ab und setzte sich wieder. »Ach, scheiß drauf«, murmelte er und sah Walter direkt in die Augen. »Hey, ich freu mich jedenfalls, dich zu sehen«, strahlte er plötzlich, ein wenig zu herzlich, als versuchte er, sich selbst zu überzeugen. »Siehst gut aus, weißt du das?«
    Walter hätte ihn am liebsten angeschrien – Was kümmert dich denn das, zum Teufel? –, und es wäre ihm wohl kaum zu verdenken gewesen, doch er tat es nicht. Statt dessen lächelte er scheu und blickte wieder in seine Tasse. Die Stimmung erwärmte sich nun doch ein wenig.
    Aber der Alte überraschte ihn erneut. »Dir fehlt doch nichts, oder? – körperlich, meine ich. Du hast nicht irgendwie gehinkt, als du eben reingekommen bist, oder doch?«
    Walters Blick fuhr zu ihm hoch.
    »Ich meine, es geht mich ja nichts an ... ich will bloß ... man friert sich hier oben leicht was ab, weißt du?« Er zuckte die Achseln, dann warf er den Kopf zurück und trank seine Tasse leer.
    »Du meinst, du weißt es nicht?« Walter sah ihn an, und er sah die Geisterschiffe, sah die dunkle Straße, die sich vor ihm erstreckte, die Eisflecken wie Krätze auf dem Asphalt. Er konnte es nicht glauben. Er war entrüstet. Er war wütend.
    Truman wirkte unsicher. Jetzt war es an ihm, den Blick zu senken. »Woher soll ich irgendwas wissen, zum Teufel?« knurrte er.
    »Hör mal zu, es tut mir leid – ich hab alles hinter mir gelassen. Ein besonders guter Vater war ich nicht, ich geb’s ja zu ...«
    »Aber, aber was war denn in der Nacht damals –?« Walter konnte nicht weiterreden, es war alles nur eine Halluzination, natürlich war es das, er hatte es schon die ganze Zeit geahnt. Der Mann, der da vor ihm saß, war eine Halluzination, ein Fremder, die unbesetzte Endstation einer hoffnungslosen Irrfahrt.
    »Ich sag dir doch, daß es mir leid tut, zum Donnerwetter«, fauchte Truman laut. Er stand auf und ging zum Ofen hinüber. Walter sah ihm zu, wie er sich aus dem Kessel eine

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