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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Wachspuppe verkuppeln.« Sie senkte die Fäuste und starrte ihm wütend in die Augen.
    »Aber … ich möchte dich trotzdem weiter sehen«, sagte er.
    »Pech gehabt.«
    »Willst du nicht –«
    »Wenn du mich das nächste Mal siehst, wirst du dir wünschen, ich wäre weggeblieben.«
    »Was hast du vor?«
    »Das wirst du schon noch sehen.«
    »Was?«
    »Eine Überraschung.« Sie lächelte boshaft, machte auf dem Absatz kehrt und ging weg.
    »Warte!«
    Er folgte ihr bis zum Hauptgang. Ein ranghoher Fernmeldeoffizier kam ihr entgegen, und sie verfiel in den Schlurfschritt der Gesindlinge.
    Col wich zurück in den Gang, um nicht gesehen zu werden. Als der Offizier vorbei war, war Riff nirgends mehr zu sehen.

58
    In dieser Nacht gab es keinen Besuch von Riff. Col konnte nicht fassen, wie radikal sich alles geändert hatte. Am nächsten Tag nahmen die Hochzeitsvorbereitungen ihren Fortgang, ebenso unerbittlich wie der Juggernaut selbst seine Bahn zog. Er hätte gern Stopp! gerufen. Noch nicht! Zu schnell! Aber er wurde von einer unaufhaltsamen Strömung mitgerissen.
    Am Vormittag beorderte ihn seine Mutter zu ihrem Ankleidezimmer. Sein Vater war auch dort sowie Mr. Prounce und drei Gesindlinge aus der Schneiderwerkstatt. Überall im Zimmer lagen offene Schatullen und Kästchen sowie diverse Kleidungsstücke herum.
    Mit einem unterwürfigen Lächeln verbeugte sich Mr. Prounce und hielt einen dunkelgrauen Frack hoch und eine passende Kniehose. »Ich habe sie nach den Maßen gefertigt, die wir seinerzeit bei Ihnen abgenommen hatten, Master Porpentine. Desgleichen vier Hemden, handgearbeitet, feinste Qualität. Wer hätte wohl gedacht, dass so kurz nach der Schuluniform schon ein Hochzeitsanzug benötigt würde?« Er deutete auf einen Paravent in der Ecke. »Wenn Sie dann bitte das Ensemble anprobieren wollen, Master Porpentine –«
    Col probierte den Anzug und alle vier Hemden an. Er überließ es Mr. Prounce, zu entscheiden, welches Hemd am besten saß. Der Schneider erklärte, dass nur minimale Änderungen nötig wären und schickte seine Gesindlinge mit Nadel und Faden an die Arbeit.
    Quinnea saß noch immer auf einem Samthocker vor dem Spiegel ihrer Frisierkommode, in einem herrlichen Kleid aus grünem Moiré, um das sie zum Schutz einen Frisierumhang gelegt hatte. Die passenden Accessoires waren ihre größte Sorge. Sie probierte zahllose Handschuhe und Colliers, Ohrringe und Broschen, Kämme und Armreife an.
    »Dieses Collier passt nicht zu meinen Augen«, jammerte sie. Dann wieder »Meine Ohren passen nicht zu meinem Haar.« Schließlich gar »Ach je! Ich habe nicht das richtige Gesicht für diese Armreife!«
    Mehrere Male schon hatte sie alles in schierer Verzweiflung von sich geschmissen, ihr Haar in ein Vogelnest verwandelt und von vorn angefangen.
    Mr. Prounce strich sich über seinen bleistiftdünnen gezwirbelten Schnurrbart und erging sich in Komplimenten. »Äußerst harmonisch, meine Dame. Ein Symphonie der Komposition.« Dabei küsste er seine Fingerspitzen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Quinnea wurde immer aufgeregter. »Es hat keinen Zweck! Sehen Sie nur, wie ich aussehe! Ich bin völlig verkehrt! Ich zerfalle!«
    Orris klopfte ihr sacht auf die Schulter. »Reg dich nicht auf, meine Liebe.« Er wandte sich zu Col. »Deine Mutter ist durcheinander, weil du uns verlässt. Du wirst ihr nämlich fehlen.«
    »So jung! So jung!«, jammerte Quinnea. »Ich kann nichts dafür! Es kommt einfach zu plötzlich! Das schaffe ich nicht! Niemand schafft das!«
    »Wir werden’s schaffen, weil wir es müssen, meine Liebe.« Orris fand ihre Flasche mit dem Riechsalz und hielt sie ihr kurz unter die Nase. Er steckte den Stöpsel zurück und wandte sich wieder an Col. »Mir wirst du auch fehlen, Colbert. Wir sind dir vielleicht nicht die besten Eltern gewesen, nicht so stark und standhaft, wie wir es hätten sein sollen. Ich zumindest. Aber du hast uns immer viel bedeutet.«
    Orris’ Augen schimmerten feucht. Ein dumpfes Gefühl stieg in Col empor, bis er am liebsten auch geweint hätte. Vielleicht um das, was sein Vater verloren hatte, oder um das, was er selbst verloren hatte …
    »Ich wünschte, ich wäre es, der neben dir steht und dir den Ring gibt«, fuhr Orris fort. »Aber dieses Recht habe ich vor langer Zeit verwirkt. Daher ist es jetzt nur recht und billig, dass es dein Großvater an meiner Stelle tut. Aber in Gedanken werde ich neben dir stehen, Colbert. In Gedanken neben dir.«
    Einen verrückten

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