Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
Vom Netzwerk:
betraten feierlich den Saal, gefolgt vom Brautpaar. Col war bemüht, seine Schritte zu verlangsamen, in der Hoffnung, würdig über das Parkett zu schreiten. Die Thronsessel hatte man von der Kapelle herübergetragen und auf ein an der langen Seite des Saales befindliches Podest gestellt. Als Königin Victoria und Prinz Albert ihre Plätze eingenommen hatten, begann hinten im Saal eine Blaskapelle zu spielen.
    Victoria lehnte sich zu ihrem Prinzgemahl hinüber. »Ach, ich liebe Hochzeiten. Erinnerst du dich noch an unsere Vermählung, mein Lieber?«
    »Wie könnte ich das vergessen?« Prinz Albert zwirbelte seinen Schnurrbart. »Was für ein Tag! Und was für eine Nacht!«
    Königin Victoria hustete so heftig hinter vorgehaltener Hand, dass ihr fast die Krone vom Kopf fiel. Prinz Albert half ihr, sie wieder in Position zu bringen.
    Mit leuchtenden Augen wandte sich Victoria an Col und Sephaltina. »Geht und tanzt, meine Lieben. Es kann erst getanzt werden, wenn ihr den Tanz eröffnet habt.«
    Sephaltina nahm Cols Arm, und sie gingen hinüber zur Tanzfläche. Die Kapelle spielte ein beliebtes Tanzlied, voller Würde und Anstand.
    Bei diesem speziellen Tanz musste man ziemlich viel hin und her promenieren und sich vor dem Partner verbeugen oder einen Knicks machen. Col kannte die Schritte noch von seiner Tanzstunde bei Mrs. Landry. Nach dem ersten Tanz folgte ihnen ein Dutzend anderer Paare auf die Tanzfläche.
    »Bist du glücklich?«, fragte Sephaltina und errötete leicht.
    Ohne nachzudenken antwortete Col: »Sehr glücklich.«
    »Und aufgeregt?«
    »Ja. Und du?«
    »Natürlich. Aber nicht so aufgeregt wie du.«
    »Und warum nicht?«
    »Der Mann muss immer aufgeregter sein. Es wäre nicht recht, wenn die Braut genauso aufgeregt wäre wie der Bräutigam.«
    »Aha.«
    Mehr Verbeugungen und Knickse. Dann fragte Sephaltina: »Wie lange sollen wir noch auf dem Empfang bleiben?«
    »Ich weiß nicht. Und was machen wir dann?«
    »Dann gehen wir zum Brautgemach.«
    »Aha.«
    »Mama meinte, wir sollten ungefähr zwei Stunden bleiben.«
    »Was meinst du denn?«
    »Ich denke, zwei Stunden. Weißt du, alles ist rosa.«
    »Was?«
    »Das Brautgemach. Meine Lieblingsfarbe. Malst du’s dir gerade aus?«
    »Äh. Nein. Ja. Nein.« Col hatte keine Ahnung, wie die richtige Antwort lautete. »Und du?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre etwas kess. Ich möchte, dass es eine Überraschung ist.«
    Eine neue Runde Verbeugungen und Knickse. Col hatte Mühe, sich zu konzentrieren und setzte seine Füße ständig an die falsche Stelle.
    »Ich glaube, ich werde ohnmächtig«, fuhr Sephaltina fort.
    »Ohnmächtig?«
    »Wenn ich das Schlafzimmer sehe.«
    »Warum?«
    »Ich werde sehr leicht ohnmächtig. Darin bin ich ziemlich gut.«
    »Aber –«
    »Es macht mir nichts aus. Ich möchte dir eine perfekte Ehefrau sein.«
    Col gab es auf: Mit den Mädchen vom Oberdeck zu sprechen, war wie in einer fremden Sprache reden. Sie tanzten noch drei Tänze zusammen, und Col machte einen falschen Schritt nach dem anderen.
    »Du wirst es wohl nie lernen, oder?«, sagte Sephaltina leicht gereizt. »Jetzt, wo ich deine Frau bin, darf ich so etwas sagen.«
    Col zuckte die Schultern. »Möchtest du mit jemand anderem tanzen?«
    Wie aufs Stichwort kam Leath Porpentine herbeigeeilt und fragte, ob er die Ehre haben dürfte, mit der Braut zu tanzen. Col überließ sie ihm nur zu gern.
    Inzwischen war das Büfett eröffnet worden, und überall hatten sich mit Tellern und Gläsern bewaffnete Menschengruppen gebildet, die sich angeregt unterhielten. Col driftete von der Tanzfläche weg und mischte sich unter die anderen Gäste. Jeder wollte ihm die Hand schütteln, gratulieren und den Ring bewundern. Hundertmal musste er sich Lobeshymnen auf Sephaltina anhören und dieselben höflichen Antworten geben.
    Eine geraume Zeit lang wurde er von einer Gruppe zur anderen weitergereicht. Er stand gerade im Gespräch mit einigen Offizieren von der Brücke und ihren Frauen zusammen, als er Professor Twillip entdeckte. Er ging rasch zu seinem alten Lehrer hinüber, um ihn zu begrüßen.
    Professor Twillip schien sich bestens zu amüsieren, obwohl er bei einer solchen Veranstaltung völlig fehl am Platz war. Er trieb zwischen den Gruppen hin und her und bedachte jedermann mit einem unbestimmten Lächeln.
    »Colbert! Colbert!« Sein Lächeln wurde zu einem Strahlen, als Col herankam. »Glückwunsch! Ich freue mich so für dich.«
    »Ich bin wirklich froh, dass man Sie

Weitere Kostenlose Bücher