Worldshaker
erzählst du mir alles über den Kampf.«
Er setzte sich neben sie und schilderte die Schlacht, Schlag für Schlag. Er sah wie sie die Fäuste ballte und die Schlacht im Kopf nachstellte. Das mit ihr zu teilen war fast so gut wie sie zu umarmen.
Am Ende kam er zu der Enthüllung über Gillabeth.
Riff pfiff. »Deine eigene Schwester? Ist die verrückt, oder was?«
Die Sache mit Wicky Popo hatte Col vorübergehend vergessen gehabt. Aber jetzt stellte sich dieses üble Gefühl wieder ein. Er erzählte ihr von seinen beiden Auseinandersetzungen mit Gillabeth und davon, dass seine Großmutter ihren Liebling verhungern ließ.
Riffs Lippen verengten sich zu einer schmalen Linie. »Und was willst du nun machen?«
»Ich weiß nicht. Ihn irgendwie füttern. Was würdest du tun?«
»Bei der Revolution mitmachen, was sonst?«
Col schüttelte den Kopf.
»Es ist nicht nur deine Großmutter«, beharrte Riff. »Sondern das ganze Oberdeck.«
Col überlegte. »Und mein Großvater weiß es auch«, murmelte er, mehr zu sich als an Riffs Adresse.
»Wenn sie uns nicht verhungern lassen, dann beschießen sie uns mit Dampf. Die sind doch nicht mehr normal. Das eine ist so grausam wie das andere.«
Col schüttelte den Kopf, obwohl er eigentlich wusste, dass sie recht hatte.
»Hör mal.« Ihre Stimme war jetzt heftiger. »Du bist fast schon auf unserer Seite. Du hast mich raufkommen lassen, damit ich Vorbereitungen für die Revolution treffen kann.«
»Ich wollte nie –«
»Komm, ey. Du wusstest es. Ich habe unsere Strategie ausgearbeitet. Die Plätze, die zuerst eingenommen werden müssen. Gänge, die versperrt, und Treppenaufgänge, die gehalten werden müssen.«
Sie klopfte sich gegen den Kopf.
»Ist alles hier drin gespeichert. Was sagste dazu?«
Cols Atem ging schnell. Er war zugleich fasziniert und entsetzt.
»Alles was wir brauchen, ist, dass du diese Tür aufmachst und ein Seil runterlässt. Du brauchst noch nicht mal durch die Tür zu gehen. Schließ sie einfach auf und geh weg.«
Cols Erziehung in Sachen Ethik bei Professor Twillip ließ ihm keine solchen Schlupflöcher. »Das macht keinen Unterschied.«
Sie stritten hin und her, immer im Kreis. Riff hatte hundert Argumente, aber am meisten Überzeugungskraft hatte sie, wenn sie ihre Hand auf die seine legte. Dann wurde ihm heiß und kalt und wieder heiß.
Doch er konnte sich immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, seine eigenen Leute, ja – seine eigene Familie zu verraten. Was immer Riff auch sagen mochte, sie waren nicht alle schlecht und im Unrecht … sein Vater nicht, und auch nicht seine Mutter, und ganz gewiss nicht Professor Twillip. Er schüttelte weiter den Kopf.
Am Ende ließ sie seine Hand los und stand auf. »Ich werde nicht aufhören, verstehste. Ich werde immer wieder damit anfangen.«
Es war Col egal, solange sie nur gleichzeitig seine Hand hielt und drückte. Aber jetzt ging sie.
»Dieser Wicky Popo.« Sie blieb einen Augenblick stehen, die Hand auf der Klinke. »Wie erkenne ich den?«
»Er ist so dünn wie ein Skelett. Er kann sich kaum aufrecht halten. Wieso?«
»Ich werde ihn füttern.«
»Du?«
»Na, du wirst das ja wohl nie hinkriegen …«
»Ich … danke.«
Riff zuckte die Achseln, öffnete die Tür und guckte in den Gang.
»Wann werde ich dich wiedersehen?«, fragte er.
Aber Riff zog bereits die Tür hinter sich zu.
Erst viel später fiel ihm ein, dass er die anstehende Hochzeit nicht einmal erwähnt hatte.
56
Am Nachmittag traten die Hochzeitsvorbereitungen in eine neue Phase. Einem Friseurbesuch auf Deck 38 folgte eine Sitzung bei der Maniküre ein Deck tiefer; an die Stelle des üblichen Abendessens trat ein Büfett im Somerset-Salon.
Als Col eintrat, drängten sich bereits die Gäste, in lebhafte Gespräche vertieft. Alle Mitglieder des Sir-Mormus-Zweiges waren anwesend, nebst diversen Onkeln und Tanten aus anderen Zweigen. Col ließ sich von einem Gesindling eine Tasse Tee reichen und nahm sich am Büfett kaltes Huhn und Kartoffelsalat. Das einzige Gesprächsthema war das morgige große Ereignis. Col hielt sich bedeckt und konzentrierte sich aufs Essen, hörte aber zwangsläufig, was geredet wurde.
»Über vierhundert Gäste. Hätten Sie das gedacht?«
»Keine Kosten gescheut.«
»Und nicht nur Familien aus der Elite.«
»O nein. Auch aus den besseren Schichten der Mittelklasse.«
»Aber es kommen doch alle aus der Elite?«
»Aber ja. Niemand würde es wagen wegzubleiben.«
»Jetzt nicht mehr, wo Sir
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