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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Moment lang wollte Col zu seinem Vater gehen und ihn in den Arm nehmen. Aber das war natürlich unmöglich. Die einzige Person, die er jemals in den Arm genommen hatte, war Riff.
    Nach einer Weile hatte sich seine Mutter beruhigt und fuhr mit ihrer Toilette fort. Die Gesindlinge beendeten die Änderungen zu Mr. Prounces Zufriedenheit, und Col zog sich seine neuen Hochzeitssachen an.
    Kurz darauf trat ein anderer Gesindling ein, mit einer Auswahl von rosa Ansteck- und Knopflochblumen. Mit flinken Fingern befestigte Quinnea eine einzelne Knopflochblume am Revers von Cols Frack.
    »Die Farbe hat Sephaltina ausgesucht«, sagte sie. »Alle Blumen und Bänder in der Kapelle sind rosa.«
    »Und die Ausstattung vom Brautgemach auch«, fügte Orris hinzu. »Rosa Teppich und rosa Vorhänge.«
    Col tauchte aus seinen Grübeleien an die Oberfläche. »Brautgemach?«
    »Da gehst du mit Sephaltina in der Hochzeitsnacht hin. Auf Deck 43.«
    »Mir hat keiner gesagt –«
    »Ach, Kind !« Seine Mutter warf die Arme in die Höhe. »Ich sag’s doch. Zu jung! Viel zu jung!«
    Orris tätschelte ihre Schulter. »Du wirst nicht mehr in deine alte Kabine zurückgehen, Colbert. Nicht als verheirateter Mann. Wusstest du das nicht?«
    Col wurde das Herz schwer. Nein, das hatte er nicht gewusst. Natürlich lag es auf der Hand, aber er hatte nie darüber nachgedacht. Wenn Riff zu seiner alten Kabine käme, wäre er also nicht mehr da. Falls sie käme …
    Er hatte das Gefühl, dass sich ihre Wege unwiderruflich trennen würden. Ihm wurde eng in der Brust bei dem Gedanken, wie einsam er ohne sie sein würde. Er dachte an den Duft ihres Haars, die Wölbung ihres Halses und an ihre komischen Redensarten. Nicht nur, dass es aufregend mit ihr war, nein, verglichen mit ihr waren alle anderen nicht mal lebendig. Ohne sie würde seine Welt unsäglich platt und öde sein.
    Ungeachtet dessen schritten die Hochzeitsvorbereitungen zügig voran. Eine Stunde später ging die Tür zu Quinneas Ankleidezimmer auf, und Großmutter schaute herein.
    »Alle bereit?« Sie klatschte in die Hände. »Es ist Zeit, dass es losgeht.«

59
    Wie im Traum zog die ganze Hochzeitszeremonie an Col vorbei. Mochte auch sein Körper daran beteiligt sein, sein Verstand war weit, weit weg.
    Zuerst kam die Prozession zur Staatskapelle auf Deck 45. Col schritt mit seinem Großvater und seiner Großmutter allen voran. Ebnolia trug ein erdbeerfarbenes Kleid, das so eng in der Taille zusammengeschnürt war, dass man sich fragte, wie das Blut zwischen der oberen und der unteren Hälfte ihres Körpers zirkulieren konnte. Sir Mormus bot einen herrlichen Anblick, mit seiner prachtvoll bestickten blauen Weste und der unvermeidlichen Goldkette mit den Amtsschlüsseln.
    Als nächstes kamen Orris und Quinnea, gefolgt von Gillabeth mit Antrobus. In seinem winzigen Frack mit der rosa Kopflochblume sah Antrobus aus wie ein Erwachsener im Miniaturformat. Hinter ihnen zog das Gesinde der Porpentines einher, mit Pauken und Trompeten. Die Gesindlinge trugen mit Borten besetzte Waffenröcke über ihren grauen Uniformen. Sie schlugen einen feierlichen Rhythmus und spielten eine Fanfare, die aus zwei Tönen bestand.
    Als sie auf Deck 45 ankamen, mussten sie ein Heer von Zuschauern und Gratulanten passieren. So bemerkte Col etwa Dr. Blessamy, der ihm wohlwollend zulächelte, sowie Flarrow und Lumbridge, die alles andere als wohlwollend dreinschauten. Die ranghöheren Squellinghams hatten Plätze in der Kapelle.
    Der Eingang zur Kapelle war ein Überbleibsel aus der Alten Heimat, ein antiker Torbogen, ähnlich wie der vor der Akademie. Am höchsten Punkt des Bogens befand sich das Wappen der Königsfamilie: ein Schild mit den Buchstaben V und A, zur Rechten ein Löwe und zur Linken eine Kanone.
    »Pauken und Trompeten, halt!«, befahl Sir Mormus.
    Als die Pauken und Trompeten verstummt waren, konnte man aus der Kapelle Orgelmusik hören. Die Hochzeitsgesellschaft marschierte unter dem Torbogen durch. Im Innern der kleinen Kapelle waren alle Bänke besetzt. Die Fenster mit ihren Glasmalereien warfen ein trübes Licht auf die Gemeinde, rot und violett. Undeutlich konnte Col steinerne Säulen und Statuen ausmachen – weitere Relikte aus der Alten Heimat. Viele der Säulen waren beschädigt, und keine reichte ganz bis an die Decke.
    Großmutter Ebnolia fiel jetzt einen Schritt zurück, als sie den Gang hinunter auf die Königin und ihren Prinzgemahl zugingen, die auf ihrem Thron saßen. Königin Victoria war

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